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Inhalt archiviert am 2024-04-19

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Augenähnliche Webcam schärft das Bewusstsein für Sensorgeräte, die uns umgeben

Sie kann sehen, blinzeln, umherschauen und Sie beobachten. Eine Webcam, die wie ein menschliches Auge geformt ist, löst eine Diskussion aus – über Sensortechnologien und wie wir zu ihnen stehen.

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Ein Wissenschaftler der Universität des Saarlandes hat eine anthropomorphe Webcam entwickelt, die wie ein menschliches Auge aussieht. Das Gerät, das als Eyecam bezeichnet wird, ahmt nicht nur die Augenbewegungen sehr genau nach, es kann auch seine Umgebung und die Menschen darin sehen und erkennen. Eine unheimliche Vorstellung? Vielleicht. Ein effektiver Weg, der uns dazu bewegt, die allgegenwärtigen sensorischen Geräte und unser Verhältnis zu ihnen zu hinterfragen? Auf jeden Fall. Eyecam wurde mit Unterstützung des EU-finanzierten Projekts InteractiveSkin (InteractiveSkin: Digital Fabrication of Personalized On-Body User Interfaces) entwickelt. Es zielt darauf ab, die Debatte über Sensortechnologien dahingehend auszuweiten, dass unsere emotionale Reaktion auf diese – sowie die damit verbundenen sozialen und ethischen Herausforderungen – miteinbezogen werden. Sensorgeräte sind in unserem Leben so alltäglich und selbstverständlich geworden, dass wir sie nicht mehr bewusst wahrnehmen und nicht mehr hinterfragen, wie sie aussehen und sich verhalten. „Das Ziel unseres Projekts liegt nicht darin, ein ‚besseres‘ Design für Kameras zu entwickeln, sondern darin, eine Diskussion anzustoßen. Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass wir täglich von sensorischen Geräten umgeben sind. Dabei stellt sich die Frage, welche Wirkung das auf uns hat“, erklärt Eyecam-Entwickler und -Hersteller Marc Teyssier vom Projektträger Universität des Saarlandes in einer Pressemitteilung, die auf der Website ‚Neuroscience News & Research‘ (NNR) veröffentlicht wurde.

Bauteile der Eyecam

Das Design von Eyecam ahmt die menschlichen Eigenschaften und Fähigkeiten wirklichkeitsgetreu nach. Sie besteht aus einem 3D-gedruckten Körper, der mit einer in Hautfarbe pigmentierten Silikonschicht versehen ist, menschlichen Haarimplantaten für die Augenbrauen und Wimpern sowie einem lebensgroßen 3D-gedruckten Augapfel mit einer hochauflösenden Miniaturkamera an der Stelle der Pupille. Zu den weiteren elektronischen Bauteilen gehören ein Raspberry Pi Zero Mikrocomputer (an den die Kamera angeschlossen ist) und sechs Servomotoren. Die Motoren sind mechanisch mit den Augenbrauen, den Augenlidern und dem Augapfel verbunden. Sie können das Auge zum Blinzeln bringen, den Blick so steuern, dass er sich schnell und gleichmäßig zwischen Zielen bewegt, und Gesichtsausdrücke kommunizieren, zum Beispiel durch das Anheben einer Augenbraue. Sie ermöglichen es auch, dass sich die Augenlider dynamisch an die Bewegungen des Augapfels anpassen: Schaut die Kamera nach oben, wird das obere Augenlid weit geöffnet, während sich das untere schließt. „Mit ‚Eyecam‘ gehen wir der Frage auf den Grund, ob die Funktion eines technischen Geräts in seinem Design widergespiegelt werden sollte“, kommentierte Marion Koelle, die als Forscherin an der Eyecam-Studie beteiligt war. „Es gibt verschiedene Arten des Sehens, denen jeweils eine eigene und einzigartige Bedeutung zukommt, wie beispielsweise das Wahrnehmen, das Erkennen, das Beobachten oder sogar das Spionieren. Außerdem kann eine als Auge gestaltete Kamera nonverbale Signale in der Form von Mimik senden. Das eröffnet eine ganz neue Ebene der Interaktion, die bei technischen Geräten bisher nicht vorhanden war“, ergänzt Koelle, ebenfalls von der Universität des Saarlandes. Mit Eyecam fordert uns das Forschungsteam dazu auf, uns verschiedene Szenarien vorzustellen und über deren Auswirkungen nachzudenken. Ein kürzlich erstelltes YouTube-Video soll unsere Vorstellung anregen: Wie wäre es, wenn die Eyecam von selbst aufwacht und jeden unserer Schritte beobachtet? Stellen Sie sich vor, dass sie immer da ist… auch wenn es Ihnen nicht recht ist. Andere Aufforderungen sind noch befremdlicher: Stellen Sie sich vor, dass Sie sich mit Eyecam verbinden, oder dass Eyecam emotional wird. „Unsere Anwendungsszenarien sind fiktiv und sollen dazu anregen, darüber nachzudenken, wie wir heute, aber auch in Zukunft mit technischen Geräten umgehen. Das Außergewöhnliche daran ist, dass wir unsere erdachten Szenarien mit Hilfe eines physisch existierenden Prototyps erleben und nachstellen können“, merkt Dr. Teyssier in dem NNR-Artikel an. Eine Publikation, welche die Eyecam des Projekts InteractiveSkin beschreibt, ist online auf der Website des Human Computer Interaction Lab der Universität des Saarlandes verfügbar. Weitere Informationen: InteractiveSkin-Projekt

Schlüsselbegriffe

InteractiveSkin, Webcam, Eyecam, Auge, Sensorgerät

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