Skip to main content
CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS

Article Category

Article available in the following languages:

Können Insekten fett werden?

Insekten haben keine Zeit zum Faulenzen – deshalb heißt es auch, dass jemand „fleißig wie eine Biene“ ist. Doch würden überfütterte und wenig aktive Käfer genauso zunehmen wie wir? Diese Frage haben wir dem Experten Erlend Sild gestellt.

Lebensmittel und natürliche Ressourcen icon Lebensmittel und natürliche Ressourcen

Kurz gesagt ist die Antwort ein hypothetisches Ja, erklärt Sild, Geschäftsführer und Gründer von BugBox Ltd. in Estland. „Sie sind so ziemlich, was sie essen, daher kommt es im Grunde darauf an, welche Nahrung sie bekommen.“ Sild erklärt, dass verschiedene Insektenarten über unterschiedliche Körperfettanteile verfügen. Etwa 75 % der Insekten durchlaufen ein Larvenstadium, in dem der Insektenkörper aus bis zu 50 % Fett bestehen kann. „Das dient einer wichtigen Funktion“, sagt er. „Insekten sind zu einer Zeit fett, in der sie eine extreme Transformation durchlaufen (von der Larve zur Puppe zum Endstadium). Dabei wird enorm viel Energie verbraucht. Das Fett ist also notwendig.“ Doch Sild ist hauptsächlich am Proteingehalt der Insekten interessiert. Die Nachfrage nach alternativen Proteinquellen steigt, denn die wachsende Weltbevölkerung strapaziert unsere aktuellen Lieferketten und die steigende Nachfrage nach Fleisch- und Milchprodukten fördert den Überkonsum und erhöht die Belastung für Boden-, Wasser- und Energiequellen. Silds Unternehmen BugBox hat mit Unterstützung durch EU-Finanzierung ein automatisiertes Massenzuchtsystem für essbare Insekten entwickelt. Sie wollten die Produktion von Insektenprotein zu einer wirtschaftlich tragbaren Möglichkeit ausbauen. Das System wird durch Software gesteuert und erfordert keinerlei menschliche Aktivität während des Prozesses. „Unsere Zuchttechnologie ist auf Heuschrecken ausgelegt, die Ordnung der Insekten, zu denen Grillen, Grashüpfer und Wanderheuschrecken gehören“, erklärt Sild. „Die beliebteste Art, Hausgrillen, sind die effizienteste Art für die menschliche Ernährung, zumindest was Protein angeht.“ Diese Grillen haben etwa 10 % bis 12 % Körperfett, das gleicht einem schlanken menschlichen Athleten. Das sollte nicht ungenutzt bleiben. Um gemahlene Grashüpfer in Proteinpulver weiterzuverarbeiten, muss das Protein zunächst vom Fett getrennt werden. Doch dieses Fett hat sich als durchaus wertvoll erwiesen. „Wir haben in unserem Labor in Uganda Studien durchgeführt, wie man die Ernährung von lokalen Grashüpfern manipulieren kann“, sagt Sild. „Wir fanden heraus, dass unterschiedliches Futter die Fettsäurekonzentration beeinflusst und Mengen an Omega-3 und Omega-6 erzeugt. Ist das Fett erstmal abgetrennt, erhält man ein schönes, grünes, geruchloses Öl ohne Zusatzstoffe. Es bietet also das Potenzial für einen Nahrungsinhaltsstoff.“ Insekten können somit gemästet werden, und das entstandene Fett kann für Menschen nützlich sein. Kann man also auch in der Natur übergewichtige Insekten finden? Sild schüttelt mit dem Kopf. Insekten fressen nicht einfach so mehr. Er sagt: „Fett ist für sie immer eine Ressource.“ Hier erfahren Sie mehr über die Forschung von Erlend Sild: Technologie für die Insektenaufzucht soll die Revolution im Bereich essbarer Insekten beflügeln

Schlüsselbegriffe

Insekten, Fett, Protein, Energie, BugBox, Ernährung, Grashüpfer