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Schweden im Rampenlicht der Pandemieforschung

Eine schwedische Fallstudie verdeutlicht die Notwendigkeit einer besseren Verbindung zwischen Mensch, Tier und Umwelt bei der Pandemiebewältigung.

Gesundheit icon Gesundheit

Drei Viertel der weltweit neu auftretenden Krankheiten werden vom Tier auf den Menschen übertragen – oder umgekehrt. Obwohl die Wissenschaft sich über den Ursprung von COVID-19 nicht ganz sicher ist, sprang SARS-CoV-2 höchstwahrscheinlich vom Tier auf den Menschen über und löste eine Gesundheitskrise aus, die die Welt erschütterte. Das von der Weltgesundheitsorganisation angestrebte vereinheitlichende Konzept „Eine Gesundheit“ für die Ausbalancierung und Optimierung der Gesundheit von Menschen, Tieren und der Umwelt hat daher zunehmend an Bedeutung gewonnen. So könnte globalen Gesundheitsbedrohungen wie dieser mit besseren Vorbeugungsmaßnahmen, Vorhersagen und Reaktionen begegnet werden. Das Konzept basiert auf der Verbindung zwischen Mensch, Tier und Umwelt, durch die eine Zusammenarbeit zwischen diesen Sektoren gefördert wird, um die Gesundheit aller – nicht nur der Menschen – zu verbessern. Mit Schwerpunkt auf den schwedischen COVID-19-Erfahrungen werden in einer aktuellen Fallstudie die Einbeziehung von „Eine Gesundheit“ in die schwedischen COVID-19-Pläne sowie die Vorteile und Einschränkungen der Anwendung dieser Grundsätze auf künftige Pandemie-Präventionsstrategien erörtert. Im Rahmen des EU-finanzierten Projekts PERISCOPE ist die Fallstudie Teil eines Berichts über bewährte Verfahren der Mehrebenen-Governance bei Pandemien.

Noch keine formelle Einbeziehung

Schweden hat zwar beträchtliche Fortschritte bei seiner Arbeit im Hinblick auf „Eine Gesundheit“ erzielt, doch wurden diese nur praktisch – nicht formell – in die Pläne und die Zusammenarbeit im Bereich der Zoonosen mit einbezogen. In der Tat war der Tiersektor in den frühen Reaktionen auf die Pandemie nicht berücksichtigt worden, und es fand nur minimale Kommunikation zwischen ihm und der schwedischen Gesundheitsbehörde während des Ausbruchs statt. „Es war das schwedische Nationale Veterinärinstitut selbst, das die Regionen kontaktierte und sich bereit erklärte, Proben auf COVID-19 zu testen“, schreiben Walter Osika und Elin Pöllänen vom PERISCOPE-Projektpartner Karolinska-Institut in Schweden, die die Fallstudie verfasst haben. Die Forschenden kommen zu dem Schluss, dass „Eine Gesundheit“ im schwedischen Pandemie- und Krisenmanagement scheinbar nicht mit aufgenommen wird. „Die gegenwärtig wahrgenommene Kluft zwischen Mensch und Tier im öffentlichen Gesundheitsdiskurs wurde als Hindernis für die Zusammenarbeit zwischen dem Tiersektor und dem Humansektor begriffen. Im Gegensatz zu internationalen Berichten, in denen die zunehmende Bedeutung von ‚Eine Gesundheit‘ bei der Bewältigung drängender und multifaktorieller Probleme wie Pandemien, Klima, Biodiversität und Umweltverschmutzung hervorgehoben wird …, gibt es keine Hinweise darauf, dass ‚Eine Gesundheit‘ in der schwedischen Primärpräventionsarbeit eingesetzt werden soll, um die zugrundeliegenden Ursachen wie etwa Übertragungsrisiken anzugehen.“ Das Problem liegt jedoch nicht nur in der Anwendung von „Eine Gesundheit“, sondern in seinem Konzept selbst. Es wurde als anthropozentrisch bewertet – der menschlichen Gesundheit wird größere Bedeutung beigemessen – und konzentriere sich auf die Überwachung. Dem Bericht zufolge mangelt es auch an Klarheit, Ausrichtung, Rechenschaftspflicht und politischer Wirkung". Die Fallstudie PERISCOPE (Pan-European Response to the ImpactS of COVID-19 and future Pandemics and Epidemics) schließt mit einigen politischen Empfehlungen. Dazu gehören die Verabschiedung eines Krisenmanagementrahmens für „Eine Gesundheit“, der die Gesundheit von Tier und Umwelt einschließt, die Verknüpfung von Umwelt- und Nachhaltigkeitszielen mit der Gesundheit von Mensch und Tier sowie die Umsetzung realer Tierschutzgesetze. Weiter werden darin auch eine bessere Vertretung des Tier- und Umweltsektors, transparentere Entscheidungsprozesse und eine Auseinandersetzung mit Schwedens Rolle bei Pandemien und Nachhaltigkeitszielen angeregt. Weitere Informationen: PERISCOPE-Projektwebsite

Schlüsselbegriffe

PERISCOPE, Tier, Mensch, Pandemie, Umwelt, Schweden, COVID-19, Eine Gesundheit

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