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Future Migration Scenarios for Europe

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Künftige Muster der Migration nach Europa vorhersagen

Das EU-finanzierte Projekt FUME lenkt seinen Blick darauf, wie lokale Gegebenheiten Migrationsentscheidungen beeinflussen, und bietet durch diese Perspektive ein besseres Verständnis davon, wie sich Migrationsbewegungen nach Europa in den kommenden Jahrzehnten entwickeln könnten.

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Migration ist zwar ein konstantes Phänomen, wird jedoch durch lokale und temporäre Faktoren beeinflusst. „Die Gegebenheiten vor Ort spielen im gesamten Migrationsprozess eine wesentliche Rolle – angefangen von der Entscheidung, zu migrieren, über den Transitprozess bis hin zur Niederlassung am Bestimmungsort“, erklärt Carsten Kessler, Professor für Geoinformatik an der Universität Aalborg in Kopenhagen und Projektkoordinator von FUME (Future Migration Scenarios for Europe). Das Projekt untersucht die wesentlichen Faktoren, die Bewegungsmuster der Migration beeinflussen, und analysiert die regionalen und lokalen Gegebenheiten, die Migrierende veranlassen, von einem Ort zu einem anderen zu reisen. Die Absicht dahinter ist es, künftige Migrationstendenzen zu ermitteln. „Ein richtiges Verständnis von den regionalen soziodemografischen, wirtschaftlichen und ökologischen Herausforderungen, die künftige Bewegungsmuster der Migration in Europa prägen könnten, ist entscheidend, um fundierte Entscheidungen zu treffen und effektive Maßnahmen umzusetzen“, ergänzt Kessler.

Neue Perspektiven auf die Triebkräfte der Migration

Um konkret zu untersuchen, welchen Einfluss lokale Gegebenheiten auf Migrationsentscheidungen haben, wählten die Forschenden mehrere Herkunftsländer aus, aus denen in der Vergangenheit bereits Migrationen nach Europa stattfanden, darunter der Irak, Senegal, Tunesien und die Ukraine. Daneben untersuchte das Projekt auch die lokalen Auswirkungen der Migration in vier Großstädten der EU: Amsterdam, Kopenhagen, Krakau and Rom. Durch Interviews und Umfragen konnten die Forschenden neue Perspektiven darauf gewinnen, was Gebietsansässige dazu bewegt, zu migrieren. So stellten die Forschenden beispielsweise fest, dass temporäre Migration und nomadische Lebensweisen fester Bestandteil der senegalesischen Kultur sind, was durch die geografische Lage, die Geschichte und die Demografie des Landes bedingt ist. Kessler erläutert: „In diesem Fall wird die Migration durch ökologische, wirtschaftliche und soziale Dilemmas der senegalesischen Gesellschaft angetrieben.“

Kartierung zukünftiger Migrationsmuster

Diese Erkenntnisse flossen in die Entwicklung unterschiedlicher Szenarien ein, die das mögliche Bild der Migration nach Europa in den kommenden Jahrzehnten darstellen. In Bezug auf die Fallstudie zu Senegal wird die zukünftige Migration – und ihre Regelmäßigkeit bzw. Unregelmäßigkeit – den Forschenden zufolge von den politischen Maßnahmen und Beziehungen zwischen Westafrika und dem Rest der Welt abhängen. Die Migration wird auch dadurch beeinflusst, wie sich der Senegal selbst weiterentwickelt und ob das Land zu einem Ort werden kann, an dem die Bewohnerinnen und Bewohner ihr Leben lang wohnen und arbeiten können. „Trotz der starren Grenzen wird Europa voraussichtlich eines der Hauptziele für senegalesische Migrierende bleiben, was vor allem an den bereits bestehenden Netzwerken der senegalesischen Diaspora liegt“, merkt Kessler an.

Anwendung demografischer Modellierung

Das Projekt konnte einen umfassenden Fundus an Erkenntnissen über die Migrationsneigung in unterschiedlichen Regionen mit früheren Migrationsbewegungen nach Europa schaffen. Viele dieser Ergebnisse wurden als wissenschaftliche Artikel und Berichte veröffentlicht. Doch die vielleicht größte Errungenschaft des Projekts waren seine Ergebnisse im Bereich der demografischen Modellierung. „Meines Wissens nach ist dies das erste Beispiel für die vollständige Integration von Migrationsmodellen, die von der internationalen über die regionale bis schließlich zur lokalen Ebene reichen“, schließt Kessler. „Dadurch ist es uns nun möglich, die Auswirkungen der internationalen Migration auf das Bestimmungsland, vor allem aber auch auf die konkrete Zielstadt bewerten.“ Einige der Projektpartner von FUME haben sich inzwischen zusammengeschlossen, um die Migration auf lokaler Ebene in einer neuen EU-finanzierten Forschung weiter zu untersuchen.

Schlüsselbegriffe

FUME, Migration, migrieren, Migrierte, Migrierende, Ukraine, Senegal, Irak, Tunesien, soziales Dilemma, demografische Modellierung

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