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Bei Nutzpflanzen gilt: Zwei sind besser als eine

Unterstützt durch die EU werden im Projekt LEGUMINOSE die ökologischen und wirtschaftlichen Vorteile erforscht, wenn Hülsenfrüchte und Getreide zusammen gepflanzt werden.

Lebensmittel und natürliche Ressourcen icon Lebensmittel und natürliche Ressourcen

Der Zwischenfruchtbau, bei dem zwei oder mehr Pflanzenarten in unmittelbarer Nähe angebaut werden, wurde über Jahrzehnte zugunsten industrieller landwirtschaftlicher Praktiken vernachlässigt. Jetzt wird er wieder beliebter. In der europäischen Landwirtschaft erfolgt dieser Wandel nur träge, weshalb das EU-finanzierte Projekt LEGUMINOSE genau hier ansetzt. LEGUMINOSE wurde 2022 ins Leben gerufen mit dem Auftrag, das Bewusstsein und die Akzeptanz in der Wissenschaft zu stärken. Das soll über wissenschaftlich basierte, landwirtschaftlich orientierte und wirtschaftlich tragbare Systeme und Verfahren für den Zwischenfruchtbau mit Hülsenfrüchten erfolgen. „Das Interesse am Zwischenfruchtbau kommt wieder auf, denn es kommen immer mehr Nachweise auf, dass es gut für die Bodengesundheit ist“, erklärt Jerry Alford, ein Biolandwirt und landwirtschaftlicher Berater am Projektpartner von LEGUMINOSE, Soil Association, in einer Pressemitteilung auf der Website von „The Sun Times“. Mit diesem erneuten Interesse, regenerative landwirtschaftliche Praktiken rentabler zu gestalten, eröffnet sich „eine völlig neue Art der Landwirtschaft“, so Alford. Das Team hat ein Video zu mehr Nachhaltigkeit in der europäischen Landwirtschaft durch den Zwischenfruchtanbau mit Hülsenfrüchten veröffentlicht.

Wenig verbreitetes Wissen

Der Zwischenfruchtanbau mit Hülsenfrüchten bietet zahlreiche Vorteile, doch nur 2 % des Ackerlands in Europa werden so bewirtschaftet. „Wir wissen, dass beim gemeinsamen Anbau von Hülsenfrüchten und Getreide ein Nährstofftransfer auftritt“, kommentiert der Berater von Soil Association und erklärt, dass so weniger synthetische Düngemittel und Zusatzkosten erforderlich sind. Weitere Vorteile, die zu mehr Rentabilität führen, sind weniger Unkraut, Schädlinge und Krankheiten und mehr Resistenz gegenüber extremen Wetterbedingungen. Im Rahmen von LEGUMINOSE werden die Vorteile des Zwischenfruchtbaus in acht europäischen Ländern sowie Ägypten und Pakistan untersucht. Bei den Versuchen werden unterschiedliche Nutzpflanzen auf der gleichen Ackerfläche angebaut. Gleichzeitig werden landwirtschaftlichen Betrieben, die derzeit Monokulturen anbauen, über 180 Reallabore die Chance erhalten, einen Mischstreifen mit Getreide und Hülsenfrüchten anzubauen, zum Beispiel Weizen und Erbsen oder Gerste und Ackerbohnen. In jedem Reallabor bestimmen die Betriebe die Kulturen und Verfahren – Saattiefe, Saatgutmischung und Pflanzverfahren –, die am besten für ihre Region geeignet sind. Die ersten Schritte sind also getan, doch bis der Zwischenfruchtbau zum Standard wird, ist es noch ein langer Weg. „Vielen Betrieben ist der Zwischenfruchtbau noch gänzlich fremd“, beobachtet Dr. Shamina Imran Pathan am Projektträger von LEGUMINOSE, der Universität Florenz in Italien. „Deshalb müssen wir möglichst viele Betriebe in das Projekt einbinden und das Wissen über den Zwischenfruchtbau verbreiten.“ Die bisherigen Ergebnisse sind vielversprechend. Bei einem Versuch kam heraus, dass bei einem Zwischenfruchtbau aus Weizen und Klee das Unkraut Flachsseide gar nicht mehr auftritt. Somit sind weniger Herbizide erforderlich und die Materialkosten sinken. Anhand der gewonnenen Daten sollen KI-gestützte Prognosemodelle erstellt werden, die den Betrieben als webbasiertes Tool zur Verfügung stehen werden. „In dem Tool können Kriterien wie Bodentyp und Klima eingegeben werden. Anschließend werden mögliche Kulturkombinationen vorgeschlagen“, erklärt Dr. Pathan. LEGUMINOSE (Legume-cereal intercropping for sustainable agriculture across Europe) wird auch bei der Centennial Celebration and Congress of the International Union of Soil Sciences vertreten sein, die vom 19. bis 21. Mai 2024 in Florenz stattfindet. Die Projektpartner leiten eine Sitzung zur „Optimierung der Wechselwirkungen zwischen Pflanzen und Boden durch Kulturdiversifizierung“. Der Aufruf zur Einreichung von Artikeln für die Konferenz ist jetzt geöffnet. Artikel können bis zum 15. Januar 2024 eingereicht werden. Weitere Informationen: LEGUMINOSE-Projektwebsite

Schlüsselbegriffe

LEGUMINOSE, Kulturpflanze, Zwischenfruchtanbau, Hülsenfrucht, Getreide, Boden, Landwirtschaft, Land, Landwirt, Landwirtin

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