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Kartonnage erforschen und Funktion von Grabkunst im alten Ägypten besser verstehen

Das Team des EU-finanzierten Projekts CRAFT erkundet die Herstellung ägyptischer Mumienmasken und anderer aus Kartonnage angefertigter Objekte, um regionale Unterschiede in der Handwerkskunst, der Ikonografie und den Dekorationsstilen zu ermitteln.

Während der ptolemäischen und römischen Perioden Ägyptens nahm die Nutzung von Mumienmasken, Fußschalen, Brusthüllen und Ganzkörperbedeckungen bei Bestattungen der Oberschicht aufgrund sozioökonomischer Faktoren drastisch zu. Diese Zunahme war derart bemerkenswert, dass in einigen Teilen Ägyptens Objekte dieser Art aus Kartonnage, einem aus in Gips getränkten Leinen- oder Papyrusschichten bestehendem Material, zum zentralen Element der Bestattung wurden. Obwohl wir heute über ein allgemeines Verständnis darüber verfügen, wie im alten Ägypten Kartonnage herstellt wurde, gibt es mehrere verschiedene Phasen des Prozesses, die im Lauf der Zeit und in den verschiedenen Regionen unterschiedlich ausgeführt wurden und die noch weiter erforscht werden müssen. Das Projekt CRAFT(öffnet in neuem Fenster), bei dem die ptolemäische und römische Periode im Mittelpunkt stehen, wurde ins Leben gerufen, um diesen Mangel an Informationen über die regionalen und konstruktiven Unterschiede der Grabkartonnage zu beheben. Die Projektarbeit konzentrierte sich auf die in der Oase Al-Fayyūm und in der Westwüste verwendeten Produktionsmethoden, um regionale Unterschiede in den Handwerkstechniken, der Ikonografie und den Dekorationsstilen zu finden. Mithilfe modernster Technologien – 3D-Scannen, Photogrammetrie, Multispektralaufnahmen und Röntgenanalysen –, wird untersucht, ob sich die Produktionsmethoden oder die künstlerische Auswahl in den verschiedenen Regionen unterscheiden und ob dabei die lokalen Traditionen oder Werkstätten widergespiegelt werden. „Das Team von CRAFT verfolgt das Ziel, anhand der Erkundung der technischen, stilistischen und geografischen Aspekte der Kartonnage unser Verständnis des kulturellen und sozialen Kontextes, in dem diese Artefakte entstanden sind, zu verbessern und neue Einblicke in die altägyptischen Bestattungspraktiken bieten“, erklärt der Ägyptologe Carlo Rindi Nuzzolo, Hauptforscher des Projekts. Seit 2022 wurde im Zuge von CRAFT Kartonnage aus mehr als fünfzig Museen, Privatsammlungen, laufenden Ausgrabungen und Forschungseinrichtungen auf fünf Kontinenten untersucht. Bislang wurden über 450 Artefakte erfasst, von denen sich einige noch an den mumifizierten Personen befinden. „Diese globale Forschungsinitiative hat es dem Team von CRAFT ermöglicht, einen außergewöhnlichen und vielfältigen Datenbestand zusammenzutragen, der ein tieferes Verständnis des Kartonnagehandwerks in verschiedenen Regionen zulässt“, kommentiert Nuzzolo.

Neue Erkenntnisse

Im Rahmen des Projekts CRAFT ist es gelungen, Gruppen von Artefakten zu identifizieren, die aus der gleichen Form stammen, wodurch Produktionsprozesse und Verteilungswege der Kartonnage aufgeklärt wurden. Außerdem wurde die geografische Herkunft von Artefakten mit bisher unbekannter Provenienz in Museumssammlungen aufgedeckt und somit dazu beigetragen, einen genaueren historischen und geografischen Kontext für diese Objekte herzustellen. Mithilfe der Entdeckung einzigartiger stilistischer Merkmale, Materialzusammensetzungen und Fertigungsmethoden konnte das Projektteam lokale Werkstätten ermitteln und die in den verschiedenen Teilen des alten Ägyptens verwendeten unterschiedlichen Produktionstechniken verstehen. „Im Verlauf der Arbeit von CRAFT wurde durch Hervorheben dieser regionalen Unterschiede neues Licht in die Vielfalt der Praktiken innerhalb der altägyptischen Kartonnagetradition gebracht, woraus sich eine breitere Perspektive auf die Herstellung von Grabkunst und ihre Rolle in der altägyptischen Gesellschaft eröffnet“, schließt Nuzzolo. Das Team des kurz vor dem Abschluss stehenden Projekts CRAFT (Cartonnage Regionalism in the Ateliers of the Fayum Territory) konzentriert sich auf die detaillierte Untersuchung und den Vergleich der in früheren Phasen erfassten Artefakte, um sie besser zu begreifen und zu einer breitgefächerteren Sichtweise auf antike Produktionsmethoden beizutragen. Zudem werden neue Erkenntnisse veröffentlicht, um den Wissensfundus zum Thema Kartonnage-Artefakte weiter zu bereichern. Wenn Sie an einer Vorstellung Ihres Projekts als „Projekt des Monats“ in einer der nächsten Ausgaben interessiert sind, schreiben Sie uns bitte eine E-Mail an editorial@cordis.europa.eu und sagen Sie uns, warum!

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