Wie mit digitalen Instrumenten Meeresschutz und Ernährungssicherheit in Einklang gebracht werden
Ernährungssicherheit und Meeresschutz in Einklang zu bringen ist eine globale Herausforderung. Durch Überfischung, Lebensraumverschlechterung und Klimaveränderungen steigt der Druck auf Ökosysteme im Meer. Daher muss unbedingt ein ökosystembasierter Ansatz im Fischereimanagement (EAFM) umgesetzt werden. Das ist eine umfassende Strategie, in der ökologische, wirtschaftliche und soziale Aspekte der Fischerei mit ozeanografischen, ökologischen und klimatischen Faktoren integriert werden. Hier kommt das Projekt EcoScope(öffnet in neuem Fenster) ins Spiel: Ein Gemeinschaftsprojekt mit 24 Partnern aus Wissenschaft, Forschung, NRO und KMU, die hochmoderne digitale Instrumente zur Förderung und Weiterentwicklung des EAFM erarbeiten. „Die Bewertung der menschlichen Auswirkungen auf Organismen, Lebensräume und Ökosysteme; die Aufzeichnung von Fischerei- und Bestandstrends sowie die Prüfung der Ökosystemgesundheit mit innovativen Indikatoren und Technologien – all das sind wichtige Ergebnisse von EcoScope – sind Voraussetzungen für ein wirksames ökozentrisches Fischereimanagement“, so Athanassios Tsikliras, der EcoScope-Projektkoordinator.
Daten für intelligenteres Fischereimanagement einsetzen
Damit die Wissenschaft, Politik und Interessengruppen über die notwendigen Ressourcen für fundierte, nachhaltige Entscheidungen verfügen, wurden im Projekt vier praktische Lösungen entwickelt. Auf der interoperablen Plattform von EcoScope sind klimatische, ozeanografische, biogeochemische, biologische und Fischereidaten zu den europäischen Meeren organisiert und standardisiert. Nutzende können die Datensätze über interaktive Karten in Echtzeit einsehen, um mehrere Datenpunkte wie Flottenaktivität, Fischverteilung und Ökosystemproduktivität gleichzeitig zu visualisieren. Das Instrumentarium von EcoScope ist ein Entscheidungshilfesystem, mit dem Szenarien im Fischereimanagement über Ökosystemmodelle, sozioökonomische Indikatoren und Bewertungsinstrumente geprüft werden. Das Ergebnis ist ein umfassendes Bewertungssystem, mit dem Entscheidungsverantwortliche die kombinierten Auswirkungen verschiedener Managementstrategien einsehen können. Ein weiteres wichtiges Ergebnis ist die EcoScope-Akademie(öffnet in neuem Fenster), der Bildungspfeiler des Projekts. Damit Forschende, Studierende, die Politik und andere Interessengruppen über das notwendige Wissen zu ökozentrischem Fischereimanagement verfügen, werden Online- und Hybridkurse, Webinare und Online-Spiele angeboten. Die vierte Lösung ist die EcoScope-App, eine mobile Anwendung, über die Bürgerinnen und Bürger Umweltgefahren, das Entfernen oder Stranden von geschützten Arten und Meeresverschmutzung melden können. Die Meldungen werden online an Verwaltungsbehörden vor Ort oder die Hafenpolizei übermittelt, um die Einbindung der Gesellschaft zu fördern und die Zusammenarbeit mit Behörden auszubauen.
Fischereimanagement in Regionen mit begrenzter Datenlage unterstützen
Das Projektteam hat auch innovative Bewertungsmethoden für Fischereien in Regionen mit begrenzter Datenlage vorgestellt, die bisher aufgrund des Datenmangels aus EAFM-Programmen ausgeschlossen wurden. „Neben den vielen Regionen mit begrenzter Datenlage in den Weltmeeren werden Bestände ohne kommerziellen Wert in Bewertungen oft vernachlässigt“, sagt Tsikliras. Mit der Methode CMSY++ werden kommerzielle Bestände nur anhand historischer Fangdaten bewertet. Mit AMSY, einer neuen Methode, werden nicht kommerziell genutzte Arten ausgehend von Abundanztrends in wissenschaftlichen Erhebungen berücksichtigt. Dabei werden Fang pro Aufwandseinheit (CPUE) oder die Biomasse geschätzt. Zusammengenommen ergeben diese Innovationen ein umfassenderes Bild vom Zustand der Ökosysteme im Meer.
Die Politik und Interessengruppen einbinden
Die Politik, Beratungsorgane und andere Interessengruppen haben im Projekt eine wichtige Rolle gespielt. Bei zwei Prognoseworkshops wurden Beiträge von Interessengruppen eingeholt, darunter Vertretungen der Europäischen Kommission, regionaler Fischereiorganisationen, NRO im Umweltbereich und Wissenschaftsverbänden. Bei diesen Workshops wurden die Forschung und Ergebnisse von EcoScope ausgefeilt. „Unser Ansatz kann hoffentlich dazu führen, dass anerkannt wird, dass ökozentrisches Fischereimanagement zwar anspruchsvoll und schwierig, aber eine notwendige und machbare Option ist, um die Nachhaltigkeit der Fischerei wiederherzustellen und ein Gleichgewicht zwischen Ernährungssicherheit und gesunden Meeren sicherzustellen“, ergänzt Tsikliras.
Schlüsselbegriffe
EcoScope, EAFM, ökozentrisches Fischereimanagement, Ernährungssicherheit, ökosystembasierter Ansatz im Fischereimanagement, Klimawandel, Meeresschutz