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Kommission genehmigt neues Programm zur Förderung der Sprachenvielfalt in der europäischen Informationsgesellschaft

Unternehmen und Bürger sollen unabhängig von ihrer Muttersprache gleichberechtigte Möglichkeiten für die Beteiligung am neuen Informationszeitalter genießen. Davon ausgehend genehmigte die Europäische Kommission am 8. November 1995 einen Vorschlag für ein mehrjähriges Gemeinsc...

Unternehmen und Bürger sollen unabhängig von ihrer Muttersprache gleichberechtigte Möglichkeiten für die Beteiligung am neuen Informationszeitalter genießen. Davon ausgehend genehmigte die Europäische Kommission am 8. November 1995 einen Vorschlag für ein mehrjähriges Gemeinschaftsprogramm zu sprachlichen Aspekten der Informationsgesellschaft (MILS). Das Programm hat eine Laufzeit von drei Jahren 1996-1998 und wird über einen Haushalt von 15 Mio ECU verfügen. Wollen Bürger und KMU Europas alle Möglichkeiten der globalen Informationsgesellschaft nutzen, so werden sie überall multilinguale Hilfsmittel für die Erstellung, den Austausch und den Zugang zu Informationen benötigen. In elektronische Form umgewandelte Textinformationen können leichter genutzt werden. In naher Zukunft wird dies Auswirkungen auf Informationen im Gesundheits- und Finanzbereich, Gesetze und rechtliche Bestimmungen, Reiseinformationen, Patente und eine Vielzahl von Anordnungen haben. Obwohl der Zugriff auf derartige Datenbanken aus Geheimhaltungsgründen beschränkt sein kann, werden automatische Hilfsmittel zur Verfügung stehen, die Texte schnell von einer bestimmten Sprache in eine andere übersetzen. Interaktive Transaktionen wie Telebanking und Teleshopping werden sowohl schriftlich als auch mündlich zunehmend in der Muttersprache des Bürgers durchgeführt werden. Autoren, die Berichte in ihrer Muttersprache oder einer Fremdsprache verfassen, werden eine größere Zahl automatisierter Hilfsmittel wie elektronische Wörterbücher und leistungsfähigere Programme zur Überprüfung von Grammatik und Stil zur Erleichterung ihrer Arbeit zur Verfügung stehen. Übersetzer und Dolmetscher für alle Sprachen sind jederzeit an jedem Ort über Netze erreichbar und können somit während einer Tagung oder einer rechtlichen oder geschäftlichen Verhandlung konsultiert werden. Die Möglichkeiten sind unbegrenzt, es bedarf jedoch zielgerichteter und anhaltender Anstrengungen seitens der Entwickler und der Betreiber von Diensten, um diese Realität werden zu lassen. Europa verfügt über eine solide wissenschaftliche und technologische Grundlage in diesem Bereich, die durch die Forschungs- und Entwicklungsprogramme der Gemeinschaft, besonders die Programme auf den Gebieten Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT) und Telematiksysteme allgemeinen Interesses, noch gestärkt wurde. Jedoch hinkt der europäische Markt hinterher, wenn es um die Ausnutzung der durch die Forschung erreichten Fortschritte im Sprachengineering geht. Es müssen konzentrierte Anstrengungen unternommen werden, um den Prozeß der Markteinführung einer neuen Technologie der Sprachverarbeitung zu beschleunigen. Dies muß als Teil der Aktionen zur Verbreitung und Ausnutzung der im Zuge des Rahmenprogramms und der spezifischen Programme für Forschung, technologischen Entwicklung und Demonstration erzielten Forschungsergebnisse in Angriff genommen werden. Die drei im gegenwärtigen Programm vorgeschlagenen Aktionslinien zielen darauf ab, ein für die Erweiterung der Sprachindustrie, zu der Sprachengineering und Übersetzungsindustrie zählen, förderliches Umfeld zu schaffen: 1. Aktionslinie 1: Unterstützung des Aufbaus einer Infrastruktur für europäische Sprachressourcen: Sprachressourcen wie Wörterbücher, Terminologie-Datenbanken, Grammatiken, Textsammlungen und Stimmaufnahmen sind ein grundlegendes Rohmaterial für die linguistische Forschung, die Entwicklung von in Datenverarbeitungssystemen integrierten Werkzeugen für die Sprachverarbeitung und für die Verbesserung von Übersetzungsleistungen. Von den Mitgliedstaaten, der Kommission und einigen Privatunternehmen wurden erhebliche finanzielle Mittel investiert, um Sprachressourcen verschiedener Größe und Komplexität zu schaffen. Die umfassende Nutzung dieser Ressourcen wird gegenwärtig durch die Tatsache behindert, daß sie in den meisten Fällen nur einsprachig und nicht miteinander kompatibel sind, wodurch eine weitreichendere Anwendung eingeschränkt ist. Hinzu kommt, daß sie oftmals nur schwer zu lokalisieren sind. Das Ziel dieser Aktionslinie besteht darin, Anstrengungen zum Aufbau einer europäischen Infrastruktur für mehrsprachige Sprachressourcen zu unterstützen. Die Kommission wird die Einleitung der Aktivitäten der European Language Resources Association (ELRA) unterstützen, die nachstehende Ziele verfolgt: - Zusammenstellung eines Verzeichnisses der in der Gemeinschaft vorhandenen Sprachressourcen; - Einführung eines Mechanismus zur Sicherstellung ihrer Verbreitung in der gesamten Gemeinschaft; - Förderung der Einführung allgemeiner Normen zur Sicherstellung ihrer Kompatibilität und zur Schaffung der Möglichkeit der Qualitätszertifizierung. Darüberhinaus wird die Kommission nötigenfalls einen finanziellen Beitrag zu den Ausgaben für die Einführung einer europäischen konzertierten Aktion zwischen den entsprechenden Gremien leisten, die sich besonders auf Normen, Informationsverbreitung und Vernetzung bezieht. - Aktionslinie 2: Mobilisierung und Erweiterung der Sprachindustrie: Ziel dieser Aktionslinie ist die Aktivierung der Sprachindustrie durch die Stimulierung des Technologietransfers und der Nachfrage mit Hilfe einer begrenzten Zahl von gemeinsam finanzierten Demonstrationsprojekten, die als Katalysatoren in bestimmten Schlüsselbereichen wirken können. Die Kommission wird beispielsweise die Nutzung von Netzen durch die Übersetzungs- und Dolmetschindustrie fördern. Diese Netze erlauben den Zugriff auf fortgeschrittene Hilfsmittel, einschließlich elektronische Wörterbücher, verbessern die Logistik, ermöglichen die Verbindung mit anderen Funktionen und verbessern allgemein das Funktionieren des Übersetzungsmarktes. Demnächst wird ein Aufruf zu Vorschlägen hinsichtlich der Festlegung und Einführung eines europäischen Dienstes für Übersetzungsverzeichnisse und hinsichtlich der transeuropäischen Demonstration von Tele-Übersetzen und des Tele-Dolmetschen veröffentlicht. - Aktionslinie 3: Förderung der Nutzung fortgeschrittenen Sprachhilfsmittel im europäischen öffentlichen Sektor: Die europäischen Einrichtungen, besonders die Kommission, sammeln auf Grund ihrer täglichen Übersetzungsarbeit wichtige multilinguale Sprachressourcen in den verschiedenen Bereichen der Gemeinschaftsaktivität. Die Übertragung der in den europäischen Einrichtungen im Bereich der Mehrsprachigkeit gesammelten Erfahrungen in die Verwaltungen der Mitgliedstaaten und die gemeinsame Nutzung der von jedem Land geschaffenen Sprachressourcen kann dazu beitragen, Größenvorteile zu erlangen und die Kosten der multilingualen Kommunikation zu verringern. Ziel dieser Aktionslinie ist die Förderung der Zusammenarbeit zwischen den Verwaltungen der Mitgliedstaaten und den europäischen Institutionen, um die Kosten der multilingualen Kommunikation im öffentlichen Sektor in Europa zu verringern. Es werden Ausschreibungen für die Entwicklung von Hilfsmitteln und Systemen erfolgen, die zur Verringerung der Übersetzungszeit beitragen, indem sie die Lokalisierung und Wiederverwendung von schon übersetzten Texten oder Teilen von Dokumenten und den Zugriff auf Terminologie-Datenbanken erleichtern. Es werden besondere Anstrengungen unternommen um die sprachlichen Hilfsmittel für die neuen offiziellen Sprachen der Gemeinschaft auf das gleiche Niveau zu bringen, das in den anderen Sprachen schon erreicht wurde.

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