Schnelle Diagnose medikamentenresistenter Tuberkulose
Mitte der 80er Jahre wurde festgestellt, dass die Tuberkulosefälle in vielen Industrieländern zunehmen. Es wird geschätzt, dass ein Drittel der Weltbevölkerung mit dem Mycobacterium Tuberculosis infiziert ist. Sofort nach der Infektion zeigen die meisten Menschen keine Symptome. Die Krankheit selbst kann erst später auftreten. Mit der latenten Infektion breitet sich die Krankheit noch nicht aus, sondern erst in der späteren, aktiven Phase. Darüber hinaus kann heutzutage Tuberkulose ein Anzeichen für eine HIV-Infektion sein, da viele HIV-infizierte Patienten diese spezifische Krankheit sehr viel früher als alle anderen so genannten opportunistischen Infektionen entwickeln. Aktuelle antibiotische Therapien auf der Basis von Medikamenten wie z.B. Isoniazid, Streptomycin und Ethambutol senken das Risiko einer Infektion effektiv. Nach einer durchschnittlich vierwöchigen Behandlung erholt sich der Patient in der Regel und wird als nicht infektiös eingestuft. Dieses positive Bild wird jedoch durch Fälle getrübt, in denen die entsprechenden Bakterien sich mehrfach genetisch verändert haben und somit vielfach medikamentenresistent geworden sind. Die medikamentenresistente Tuberkulose (MDR-TB) verursachte nicht nur tödliche Krankheiten bei HIV-Patienten, sondern diese Form ist auch äußerst ansteckend. Berichten zufolge wurden mindestens 19 Krankenpfleger mit MDR-TB angesteckt. Eine frühzeitige Diagnose der medikamentenresistenten Form ist für die Behandlung der Krankheit von größter Bedeutung. Für die frühzeitige Diagnose war bisher das Züchten der Bakterien sowie die anschließende Identifizierung der spezifischen genetischen Veränderungen notwendig, die für ihre Resistenz gegenüber Medikamenten bekannt sind. Das sehr langsame Wachstum des Tuberkelbakteriums behindert und verzögert die Diagnose jedoch wesentlich. Zur Lösung dieses Problems und um einen entscheidenden Beitrag zur Bekämpfung dieser Krankheit zu leisten, hat ein Konsortium aus medizinischen und mikrobiologischen Laboratorien europäischer Universitäten und anerkannter Forschungsinstitute ein Diagnoseprogramm entwickelt. Mit diesen Maßnahmen können resistenzspezifische Veränderungen innerhalb von zwei Tagen (anstatt derzeit benötigten zwei Wochen) festgestellt werden. Das Verfahren erfordert eine PCR-Maschine (Polymerase Chain Reaction – Polymerase-Kettenreaktion) und eine einfache (Mini-Gel-) Elektrophorese-Kammer. Eine Isoniazid-Resistenz kann innerhalb von 48 Stunden diagnostiziert werden, ohne dass dabei Mykobakterien kultiviert werden müssen, d.h. es ist keine spezielle Genehmigung oder hoch entwickelte Ausstattung erforderlich. Darüber hinaus kann das Programm in Form eines Diagnose-Sets zusammengestellt und vermarktet werden, wodurch seine dringend notwendige Markteinführung weiter erleichtert wird.