“Öko-Mode” aus Cellulase
In den Neunzigerjahren wurden zelluloseabbauende Enzyme in der Textilindustrie eingesetzt, um Baumwollstoffen bestimmte modische Merkmale zu verleihen. Beispiele hierfür sind der inzwischen sehr beliebte "Stone-Washed-Look" von Jeans und die Beseitigung von Flusen und Glättung anderer Baumwolltextilien. Trotz der wirtschaftlichen und ökologischen Vorteile des Cellulase-Finishing beschränkten sich die bisherigen Ergebnisse auf grobe Mixturen, die mit einem nicht hinnehmbaren Rückgang der Festigkeit des Stoffes einhergingen, sowie die Überdosierung der Enzyme, die der weiteren Verbreitung solcher Verfahren im Wege standen. Das Konsortium hat das Cellulase-Finishing-Verfahren umgestaltet und ist dabei auf eine Möglichkeit gestoßen, seine Vorteile noch auszuweiten und gleichzeitig die Nachteile zu verringern. Die Forscher haben die Vorgaben der Textilindustrie erfüllt, denn sie haben zur Verbreitung des Enzym-Finishing beigetragen, indem sie besser kontrollierte Cellulase-Verfahren entwarfen. Fortschritte in der Biotechnologie führten zur Isolierung einzelner Enzymbestandteile, während Rekombinant-DNA-Techniken den Forschern gestatteten, die Gene von Cellulase bildenden Pilzen zu verändern. Dank der in diesen beiden Disziplinen erworbenen Fähigkeiten konnte das Konsortium neue Stämme entwickeln, welche die industrielle Fertigung neuer Cellulase-Kombinationen und infolgedessen neue Cellulase-Finishing-Effekte ermöglichen. Speziell wurden Cellulase-Bestandteile aus genetisch veränderten Trichoderma-reesei-Stämmen gereinigt und ihre Wirkung an Web- und Maschenwaren aus Baumwolle getestet. Anschließend wurden optimierte, maßgeschneiderte Cellulase-Mischungen nach den gleichen Parametern wie bei der praktischen Textilverarbeitung entwickelt. Darüber hinaus ist zu betonen, dass die Cellulase-Mischungen so optimiert wurden, dass sie die Verarbeitung und die Pilling-Eigenschaften erhöhen und gleichzeitig den Festigkeitsverlust des Gewebes senken. Diese Effekte wurden durch die Untersuchung der Synergien zwischen den Enzymbestandteilen möglich. In einem letzten Schritt wurden den Kundenwünschen angepasste Cellulase-Mischungen in industriellen Mengen hergestellt, sodass industrielle Tests zur Prüfung der "Biofinishing-Effekte" der Mischungen auf Web- und Maschenwaren durchgeführt werden konnten. Aus den getesteten Stoffen wurde Bekleidung hergestellt, um festzustellen, inwiefern sie den praktischen Anforderungen der Kunden nachkommen. Diese innovative Technik eröffnet somit eine breite Anwendungspalette für das effektive, umweltfreundliche und wirtschaftliche Cellulase-Finishing.