Virtueller Patient
Chirurgische Eingriffe an Leichen sind ein elementarer Bestandteil jeder medizinischen Ausbildung, bevor sich der Chirurg daran wagen kann, echte Patienten zu operieren. Doch diese Ausbildungsphase hat einige erhebliche Nachteile, vor allem im Hinblick auf die dafür anfallenden Kosten und die Reaktionen des menschlichen Gewebes. Allein schon die Suche nach geeigneten Leichen einschließlich der Präparation für die Ausbildung ist eine schwierige und kostspielige Angelegenheit. Hinzu kommt, dass totes Gewebe nicht dieselben Eigenschaften hat wie das eines lebenigen Körpers, da es meist härter ist und Arterien oder Nerven keine Reaktion zeigen. Ein spanisches Forschungsteam hat deshalb ein System für die chirurgische Ausbildung mittels virtueller Realität (Virtual Reality Surgery Training System, VRSTS) entwickelt, mit dem sich die Reaktionen des menschlichen Körpers simulieren lassen. Auf diese Weise entsteht ein künstliches Operationsumfeld, in dem der Arzt chirurgische Eingriffe unter fast realen Bedingungen durchführen kann. Das System erzeugt taktile Rückmeldungen zum Trainieren der motorischen Fähigkeiten und simuliert mit Hilfe fortschrittlicher mechanischer Modelle realistisch die Deformation der einzelnen Organe. Zudem ist es in der Lage, die Anatomie jedes Patienten durch einblenden von CT- oder MRI-Aufnahmen wiederzugeben. Diese Funktionalität ermöglicht in Kombination mit der Fähigkeit zur Reproduktion unterschiedlicher Szenarien die Erzeugung einer unbegrenzten Zahl von denkbaren chirurgischen Situationen. Am Ende der "Operation" druckt das System einen Bericht zur Bewertung der Qualität des Eingriffs. VRSTS basiert auf umfassenden Software-Algorithmen, die auf Standard-PCs lauffähig sind. Durch die Anwendung modernster Technologien bildet es ein exzellentes Mittel für die Chirurgenausbildung, das nicht nur die Ausbildungskosten senkt, sondern auch eine wertvolle Hilfe für die Erlangung besserer chirurgischer Fertigkeiten sein kann.