Geschichte - aus der Gegenwart betrachtet
Vielleicht ist dies einer der Gründe, aus denen sich manch einer von uns so intensiv mit der Vergangenheit beschäftigt. Für diejenigen von uns allerdings, denen es genügt, Sehenswürdigkeiten wie die Akropolis, die Pyramiden von Gizeh oder vielleicht auch die lebensgroßen Terracotta-Kriegerfiguren in der Grabanlage des chinesischen Kaisers Shi Huangdi möglichst rationell zu "konsumieren", ist Geschichte oft gleichbedeutend mit Trümmerbergen, frustrierenden Führungen und Touren im heißen, trockenen Sommer. Doch hier könnte es jetzt Abhilfe geben: Ein Multimedia-Projekt namens ARCHEOGUIDE bildet eine ziemlich einzigartige Lösung, die historischen Erkundungen zweifellos eine neue Dimension erschließen wird - zumindest eine "erweiterte Realität" in drei Dimensionen. In diesem ehrgeizigen Projekt wurde versucht, Benutzern auf PC-Basis dreidimensionale Bilder zur Verfügung zu stellen, die dem Betrachter weitaus mehr Informationen als nur reine Bildinhalte vermitteln. Ziel war es vielmehr, den Benutzern ein umfassendes Betrachtungserlebnis zu ermöglichen, und zwar in Form einer Panorama-Ansicht, die sich vor den Augen des Betrachters entfaltet, als würde er tatsächlich durch ein antikes Ruinenfeld gehen. Begleitet werden könnte diese Ansicht von den Kommentaren eines ausgebildeten Führers, die dem Benutzer während seines Rundgangs Details über das Gesehene vermitteln. In dieser "erweiterten Realität", die mehr ist als nur künstliche Realität, werden realen Hintergründen dreidimensionale Bilder überlagert, die in Abhängigkeit von der Perspektive und der aktuellen Position des Benutzers ständig aktualisiert werden. Diese Art der erweiterten Realität war nur durch moderne Entwicklungen wie z.B. intelligente adaptive Verhaltensarchitekturen realisierbar. Mit Hilfe künftiger Entwicklungen wie etwa schnelleren und robusteren Tools zur Sprach- und Bewegungserkennung könnte es möglich werden, eine vollständige Struktur ebenso schnell aufzubauen, wie dies vom menschlichen Auge wahrgenommen werden kann. Vorläufig allerdings müssen sich Besucher weiterhin mit tragbaren Geräten begnügen, die ihnen die Begleitinfomationen liefern, während das Interesse von Kindern durch Zeichentrickfiguren wach gehalten werden könnte. Die Technologie könnte nicht nur zum Vermitteln kulturell angereicherter Umgebungen, sondern auch auf verschiedenen anderen Gebieten eingesetzt werden. So wäre beispielsweise bei archäologischen Ausgrabungen eine Anwendung im Feld denkbar, die den Archäologen hilft, sich die Verhältnisse am Ausgrabungsort anschaulicher vorzustellen. Möglich wäre auch ein Einsatz in Unterrichtsmedien, in Schulungsumgebungen für Sicherheitskräfte und sogar in mobilen Computeranwendungen. Somit kann diese Technologie nicht nur die Vergangenheit wieder lebendig werden lassen, sondern auch neue Perspektiven für die Zukunft bieten. Ausführlichere Informationen sind zu finden unter: http://www.archeoguide.com(öffnet in neuem Fenster)