Die Bewertung des Einflusses extremer Klimaereignisse
Der Pinienprozessionsspinner (Thaumetopoea pityocampa) zählt zu den größten Hemmfaktoren für das Wachstum und Überleben der Kiefernwälder in Südeuropa und weiteren Mittelmeerländern. Das liegt daran, dass diese Falterart entscheidend zur Entnadelung der Kiefern beiträgt, da ihre Larven während des Winters dort in Kolonien ernährt werden. Seit kurzem zeigt diese Art eine Tendenz zur Ausdehnung ihres Lebensraums in nördlichere und höher gelegene Regionen. Höchstwahrscheinlich liegt dies an der Erderwärmung. Daher müssen die aktuellen Schädlingsbekämpfungsmethoden überdacht werden, denn die in den Kerngebieten angewendeten traditionellen Methoden müssen vor ihrer Übertragung auf weitere Gebiete bewertet werden. Durch Klimaanomalien können geografische Lebensräume von Arten neu entstehen oder schneller ausgeweitet werden, die bisher durch die Temperatur oder andere Klimavariablen begrenzt waren. Derartige Ausdehnungen sind meist nur von kurzer Dauer, da die momentan herrschenden klimatischen Bedingungen wieder enden und die Populationen dadurch absterben. Dennoch kann eine kurzfristige schnelle Verschiebung der Lebensraumgrenzen wie bei der Hitzewelle im Sommer 2003 in Südeuropa auch dauerhafte Züge annehmen und dadurch dramatische Auswirkungen auf die allgemeine Lebensraumdynamik der Arten haben. In diesem Sommer dehnte der Winter-Pinienprozessionsspinner (Thaumetopoea pityocampa) seinen Lebensraum deutlich und auf weitaus höher gelegene Kiefernbestände in den italienischen Alpen aus. Im Winter ist die Verbreitung dieses Falters durch die Temperaturen eingeschränkt. Ungeachtet dessen haben die wärmeren Winter der letzten 30 Jahre den Lebensraum des Falters langsam aber deutlich auf höhere und weiter nördlich gelegene Regionen ausgedehnt. Die Ergebnisse aus dem Experiment lieferten den Beleg, dass die an extremen Orten angesiedelten Populationen den Winter überlebten und 2004 Nachkommen hervorbrachten. Diese Ergebnisse waren nützlich, denn so konnte ein allgemeines Modell entwickelt werden, womit die Ausdehnung des Lebensraums des Falters prognostiziert und extreme Klimabedingungen mit betrachtet werden können. Da dieser Fall bisher einzigartig ist, kann dies als Referenzmodell für zahlreiche künftige Studien dienen. Die Partner streben nach einer Zusammenarbeit mit Parteien, die an der Bewertung der Auswirkungen extremer Klimaereignisse auf Schädlingsinsekten interessiert sind.