Ermächtigung zur Entscheidungsfindung bei nuklearen Notfällen
Die Bedeutung von Problemlösungs-Unterstützungssystemen (DSS - Decision Support Systems) bei der Entwicklung von Maßnahmen zur Vorbereitung auf nukleare Notfallsituationen sowie zur Bewältigung von Problemen nach einem Unfall ist schon seit langem anerkannt. Es wurden bereits mehrere Problemlösungs-Unterstützungssysteme erarbeitet, jedoch haben diese den Nachteil, dass potenzielle Entscheidungsträger nur begrenzt zur Beratung herangezogen werden. Außerdem mangelt es den Systemen an einem umfassenden Verständnis der Notfallmanagementverfahren innerhalb Europas. Innerhalb des vom Euratom-Rahmenprogramm unterstützten EVATECH-Projekts wurden in zahlreichen europäischen Ländern verschiedene szenariobasierte Workshops zur Wiederherstellung kontaminierter Wohngebiete geplant. Die Ziele hierbei waren die Bestimmung der Faktoren, die die Problemlösung vorantreiben, sowie die Ermittlung der Informationsbedürfnisse aller beteiligten Parteien. Weiterhin sollten Verfahren entwickelt werden, mit deren Hilfe Interessengruppen und die breite Öffentlichkeit ebenfalls in die Notfallmanagementplanungen einbezogen werden können. Die Grundlage für die Workshops bildeten mehrere Fallstudien in sieben europäischen Ländern. Hierbei wurde angenommen, dass ein hypothetischer Unfall in einem Atomkraftwerk, in einer Reaktorforschungsanlage oder in einem Nuklearbehälter zur Freisetzung beträchtlicher Mengen von schädlichen Radionukliden geführt hat. Verschiedene geladene Interessengruppen bewerteten die unterschiedlichen Vorsichtsmaßnahmen, mit denen die städtische Bevölkerung vor einem nicht zulässigen Kontakt mit den Schadstoffen geschützt und die kontaminierten Flächen gereinigt werden sollten. Mit Hilfe dieser Gruppe gelang ein gemeinsames Verständnis der Probleme und Bedenken aller Hauptakteure in Bezug auf Entscheidungen über die erforderlichen Schutzmaßnahmen. Hierin liegt eine Grundvoraussetzung für die Konzeption annehmbarer Lösungen. Der Erfahrungsaustausch zwischen den Interessengruppen in den verschiedenen Ländern hat den Dialog zwischen den Beteiligten weiter angeregt und leistet einen Beitrag zu allgemein anerkannten Ansätzen innerhalb Europas. Die bei diesen Workshops gewonnenen Erkenntnisse haben eine große Bedeutung für die Verbesserung der Reaktion auf nukleare Notfälle und sind besonders wichtig für die Überarbeitung der Problemlösungs-Unterstützungssysteme, die als Hilfsmittel für diesen Prozess entwickelt wurden. Module und Methoden, mit denen die Konsequenzen von Atomunfällen und die Implementierung von Gegenmaßnahmen bewertet werden können, sollen entwickelt und in die ARGOS- und RODOS-Systeme integriert werden. So soll eine breitere Anwendbarkeit innerhalb der Europäischen Union gewährleistet werden.