Europas Industrieforschungslandschaft kartieren
Die Forschung ist ein unverzichtbarer Bestandteil des europäischen Innovationsvermögens. Im privaten Sektor stattfindende FuE trägt wesentlich dazu bei, die EU in die Lage zu versetzen, Neuerungen auf ihrem Weg zu mehr Wachstum und Arbeitsplätzen einzubringen. Eine Steigerung der Leistungsfähigkeit der FuE im Privatsektor erfordert ein tiefes Verständnis der industriellen Forschungslandschaft sowie ihrer Stärken, Schwächen, Anforderungen und Investitionslücken. Zum Aufbau dieses Wissens braucht es zuverlässige und zeitnahe Statistiken. Das EU-finanzierte IRMA-Projekt ("Industrial research monitoring and analysis") verfolgte das Ziel, eben dieses Verständnis zu bilden. Das Projekt wurde vom Institut für technologische Zukunftsforschung (Institute for Prospective Technology Studies, IPTS) der Gemeinsamen Forschungsstelle der EU (Joint Research Centre, JRC) betrieben. IRMA sollte Politikgestalter, Unternehmer und Wissenschaftler mit robusten empirischen Beweisen und einer Analyse des Beitrags der FuE des privaten Sektors zu Wirtschaftswachstum und Beschäftigung ausstatten. Man setzte die Herausgabe des EU-Anzeigers für FuE-Investitionen der Industrie (Industrial R&D Investment Scoreboard) fort, der zu einem Standardwerk für die Geschäftswelt und politische Entscheidungsträger geworden ist. IRMA ergänzte diese Bestrebungen um eine regelmäßige Befragung von Unternehmen in Bezug auf die FuE-Entwicklungen. Ein auf Unternehmensebene angesiedelter Datensatz mit Informationen über FuE und Finanzen der weltbesten Forschungsinvestoren hat sich als ein einzigartiges Instrument erwiesen. Er ermöglichte IRMA die Überwachung und Analyse der Wettbewerbsfähigkeit der Forschungsaktivitäten von in Europa angesiedelten Firmen im Vergleich zu deren Hauptkonkurrenten. Die im Anzeiger zu verfolgenden Trends des letzten Jahrzehnts zeigen, dass Unternehmen in den Vereinigten Staaten in hoch-FuE-intensiven Sektoren und EU-Firmen in Branchen mittlerer FuE-Intensität dominieren. Die Tatsache, dass EU-Unternehmen tendenziell eher in Sektoren investieren, die weniger forschungsintensiv sind, ist teilweise mit für die transatlantische FuE-Investitionslücke der Privatwirtschaft verantwortlich zu machen. Diese Feststellung dürfte für die politischen Entscheidungsträger relevant sein, da zu geringe Investitionen relativ kurzfristig beeinflusst werden können, die sektorale Zusammensetzung allerdings nur langfristig verändert werden kann. Eine ökonometrische Analyse unter Einsatz des Anzeigers ergab, dass Produktivität und FuE-Investitionen in enger Beziehung zueinander stehen. Einer Altersanalyse zufolge rührt die transatlantische Forschungslücke größtenteils von einer relativ kleinen Zahl junger und innovativer Unternehmen in Sektoren mit hoher FuE-Intensität her. Derart tiefe statistische Einblicke werden sicherlich zu einem noch besseren Verständnis der Triebkräfte für FuE-Investitionen der Unternehmen in Europa beitragen.