Rat der Bildungsminister - 26. Juni 1997
Am 26. Juni 1997 trafen sich die Ressortchefs der EU anläßlich einer Sitzung des Rats der Bildungsminister in Luxemburg. Bei dieser Beratung wurde eine Reihe von gemeinschaftlichen Initiativen auf dem Gebiet der Bildung erörtert und Beschlüsse für zwei wichtige Gebiete verabschiedet. Der Rat hielt eine freimütige Debatte zum Grünbuch der Kommission über die Beeinträchtigung der grenzüberschreitenden Mobilität in den Bereichen Erziehung, Berufsbildung und Forschung. Die Delegationen betonten, daß es notwendig sei, Schritte zu mehr Transparenz der nationalen Bildungssysteme zu ergreifen, Fortschritte bei der gegenseitigen Anerkennung von Vordiplomen/Abschlußzeugnissen zu erzielen, Hindernisse bei der Übertragbarkeit von Zuschüssen abzubauen, grenzüberschreitend funktionierende Strukturen für die praktische Ausbildung zu entwickeln und das Erlernen von Fremdsprachen zu fördern. Einige Delegationen unterstützten auch den Gedanken von Ansätzen für eine Harmonisierung der Besteuerung von Stipendien und Zuschüssen zur praktischen Ausbildung. Während der Diskussion informierte Kommissarin Cresson die Minister, daß sie beabsichtige, im Herbst 1997 Vorschläge auf folgenden Gebieten zu unterbreiten: - Übertragbarkeit von Zuschüssen; - Rechtsbestimmungen für den Status des Lehrlings auf gemeinschaftlicher Ebene; - Initiativen zum Aufbau eines Ausbildungsnetzes für Auszubildende. Der Rat verabschiedete Schlußfolgerungen über Kommunikationstechnologie und die Ausbildung von Lehrern. Die Minister nahmen zur Kenntnis, daß die Fähigkeit von Lehrern zur Nutzung neuer Informations-und Kommunikationstechnologien und zu ihrer Einbeziehung in das Lehrprogramm ein wesentlicher Faktor für die Entwicklung der Informationsgesellschaft in Europa sind. Um jedoch sicherzustellen, daß Lehrer in der Lage sind, die Vorteile dieser neuen Hilfsmittel richtig weiterzugeben, muß die Lehrerausbildung nicht nur deren Anwendung, sondern auch den Einfluß dieser Technologien auf den Lernprozeß einbeziehen. Des weiteren verweist der Rat darauf, daß diese Frage eine wichtige europäische Dimension besitzt, weil sich alle Mitgliedstaaten vor einer ähnlichen Situation gestellt sehen. Die Beschlüsse enthalten folgende Aufforderungen an die Mitgliedstaaten: - Erweiterung der eigenen Strategien für die Lehrerausbildung auf dem Gebieten neue Technologie und Erziehung um eine europäische Dimension; - Unterstützung und Förderung des Zugangs zu Multimedia-Software und -Dienstleistungen zu Bildungszwecken; - Förderung der Einbeziehung von Lehrerausbildungsstätten in ein europäischen Netz; - Förderung öffentlich-privater Partnerschaften auf dem Gebiet der Informations- und Kommunikationstechnologien und der Bildung. Die Kommission wird aufgefordert, die Netzwerkbildung unter den Lehrerausbildungseinrichtungen auf europäischer Ebene zu unterstützen, um den Informations- und Erfahrungsaustausch im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien bei der Erziehung und Berufsbildung zu ermutigen. Daneben soll die Kommission die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten, Verlegern und den Hochschulen bei der Erstellung von Multimedia-Software zur Verwendung bei der Erziehung und Berufsbildung fördern, die die Sprachen- und kulturelle Vielfalt in Europa in dem erforderlichen Umfang berücksichtigt. Die Minister erzielten Einvernehmen über die vorgesehene zusätzliche Finanzierung des gemeinschaftlichen SOCRATES-Aktionsprogramms für Bildung. Die Kommission schlug eine Erhöhung des Haushalts für dieses Programm für die letzten beiden Jahre (1998 und 1999) um 50 Millionen ECU vor, womit der Erfolg des Programms bestätigt und seine Öffnung für Teilnehmer aus mittel- und osteuropäischen Ländern ermöglicht würden. Bei der ersten Lesung dieses Vorschlags erhöhte das Parlament die zusätzlichen Mittel auf 100 Millionen ECU, jedoch konnte sich der der Rat einvernehmlich nur zu einem zusätzlichen Betrag von 25 Millionen ECU entschließen. Sowohl die Kommission als auch das Parlament bestehen seitdem darauf, daß dieser Betrag nicht ausreicht. Der Vorschlag wurde inzwischen zur zweiten Lesung wieder an das Parlament verwiesen, und es besteht die Wahrscheinlichkeit, daß die MEP den Betrag von 100 Millionen ECU dann wieder aufstocken.