Moderner Informationsaustausch bei wissenschaftlich-historischen Nachforschungen
Das Projekt Eastways of Science ("At the fringes of the republic of scientists: the East-West routes of scientific communication in Europe in the age of experiment (1650-1680)") ging an den Start, um die Arbeit des Projekts Highways of Science ("The "Republic of Scientists" and the highways of European Scientific Communication in Galileo's age") weiterzubringen, und wurde vom selben leitenden Forscher im Rahmen eines innereuropäischen Marie-Curie-Stipendium von der EU betreut. Die frühere Projekt arbeitete an Definition und Hervorhebung von Inhalten, an Netzwerken und der Übermittlung kultureller und wissenschaftlicher Informationen im frühneuzeitlichen Europa. Mit diesem Ziel vor Augen konzentrierte sich die Arbeit auf den Aufbau eines Prototyps einer nutzerfreundlichen Multitask-Datenbank. Die einbezogenen Informationen stammten aus Korrespondenzen wissenschaftlicher und gelehrter Art wie etwa persönlichen Biographien, von wissenschaftliche Einrichtungen und Orten, die Bezug zu wissenschaftlichen Praktiken haben. Eastways of Science wollte Grenzen und Schwierigkeiten, denen die auf diesem Gebiet tätigen Forscher begegnen, mit der Erschaffung einer elektronischen Plattform überwinden, die eine interaktive Onlineumgebung zu bieten hat. Dies wäre außerdem die erste Anwendung von Web2-Systemressourcen für ein elektronisches Archiv von wissenschaftlich-historischem Interesse. Die Wissenschaftler versuchten bei ihrer Forschung auch, das Vorgängerprojekt in Bezug auf den Raum zu erweitern, indem die mutmaßlich "Peripherie" der "Republik of Science" einbezogen wurde: Rom, Florenz, Paris und Danzig. Eastways of Science konzentrierte sich gemäß dem zeitlichen Aspekt des früheren Projekts auf die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts, als die durch Briefe sozial überprüften und gemeinsam genutzten experimentellen "Tatsachen" als Grundlage der "neuen" Wissenschaft akzeptiert wurden. Die Arbeiten wurden innerhalb der gemeinsam nutzbaren Internetumgebung Pinakes 3.0 durchgeführt, was vom Museo Galileo realisiert und von der Fondazione Rinascimento Digitale, beide in Florenz, gemanagt wurde. Pinakes 3.0 ist eine quelloffene und kostenlose Web-Anwendung, die es den Nutzern ermöglicht, semantische Modelle für das Sammeln und den Austausch von Informationen über vielfältige Informationsquellen hinweg zu definieren und zu verwalten, und befindet sich somit völlig im Einklang mit der Philosophie des Projekts, Ressourcen gemeinsam zu nutzen. Neben anderen Aktivitäten wollte das Projekt die Pinakes-Web-Infrastruktur durch den Aufbau eines aussagefähigen Repositoriums für Korrespondenzen mit Daten füllen. Man erstellte Verbindungen und Zuordnungen, um über die Ressourcen hinweg zu navigieren, und die relevanten Forschungsvorhaben und auch die wissenschaftliche Gemeinschaft zu stärken. Zur Verbreitung der Ziele, Methoden und Ergebnisse von Eastways of Science wurden öffentlich zugängliche Konferenzen organisiert. Dabei führte die Zusammenarbeit mit dem Archiv der Päpstlichen Universität Gregoriana und der Universität Chieti in Italien sowie der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz in Deutschland führte zur Gründung des Noscom-Projekts ("North-South communication(s) in early modern Europe"). Noscom wird unter Einsatz der im Rahmen von Eastways of Science entwickelten Methoden und Technologien das Ziel der Einrichtung eines digitalen, vereinten Archivs mit verschiedenen Quellen verfolgen, um die Zirkulation von Wissen zwischen dem protestantischen Norden und dem katholischen Süden in der Zeit der Gegenreformation in Europa zu erforschen.