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Inhalt archiviert am 2024-04-23

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Feature Stories - Internet und Fernsehen: Das perfekte Paar?

Surfen auch Sie vor dem Fernseher im Internet oder twittern Sie darüber, welche Sendung Sie sich gerade mehr oder weniger begeistert anschauen? EU-finanzierte Forscher arbeiten an Technologien, mit denen Internet, soziale Medien und Fernsehen kombiniert werden können, um unser mediales Sozialleben und die dazugehörigen Interaktionen medienübergreifend zu verbessern.

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Erhebungen der Forscher haben ergeben, dass die Verbraucher bis zu 3,5 Stunden täglich fernsehen und dabei gleichzeitig das Internet nutzen. Und rund 42% der Erwachsenen im Vereinigten Königreich diskutieren die konsumierten Programme in den sozialen Netzwerken. Digitaldienstanbieter und Sender sind immerzu bestrebt, den Unterhaltungswert weiter zu verbessern. Dabei stellt die Kombination von sozialen Medien, Internet und Fernsehen zu einem Gesamterlebnis für den Nutzer einen durchaus wichtigen Schritt dar. NoTube (1), ein von der EU finanziertes Projekt, vereinte Vertreter des Digital-, Rundfunk- und Fernsehsektors mit Experten für Plattformintegration. Ziel war die Verknüpfung der Medien, damit die Verbraucher Fernsehserien schauen und unabhängig von den genutzten Geräten mit Freunden interagieren können. "Unsere Prototypen beweisen, dass das Geheimnis des Erlebnisses "Web+TV", von dem Zuschauer und Nutzer am meisten profitieren, in der Anwendung offener Standards und der Arbeit über verschiedene Hardware-, Software- und Serviceanbieter hinweg liegt. Wir haben versucht Lösungen zu entwickeln, die den Zuschauern Wahlmöglichkeiten und Flexibilität verschaffen", erklärt Dan Brickley, Forscher an der Freien Universität Amsterdam in den Niederlanden, einer der tonangebenden Forscher des Projekts. Links schmieden Schlüsselbedeutung für den NoTube-Ansatz haben "verlinkte Daten". Dabei werden Informationen über einen Zuschauer - wie etwa Vorlieben, soziale Netzwerke, Kontakte und Lieblingsserien - "in der Datenwolke" gespeichert. Die Daten können in verschiedenen Datenbanken und Formaten untergebracht sein, werden aber durch Anpassung an anerkannte Industriestandards in den Punkten Datenstruktur, Speicherung, Zugriff und Verknüpfung zugänglich gemacht. "Dank des Konzepts der verknüpften Daten konnte das NoTube-Team Referenzstandards für Online-Publisher festlegen. Auf diese Weise können die Sendeanstalten zum Beispiel personalisierte Nachrichtenumgebungen und Online-Programmführer erschaffen, die den Benutzern zeigen, was sie wahrscheinlich am liebsten sehen wollen. Überdies arbeiten diese geräteübergreifend und in mehreren Sprachen", erläutert Brickley. "Als NoTube startete, war unser Plan, Internet und Fernsehen über gemeinsam genutzte Datenmodelle und Inhalte über mehrere Geräte hinweg näher zusammen zu bringen, ziemlich ehrgeizig und visionär", erzählt Brickley weiter. "Heute hat die Fernsehbranche aufgeholt, aber deren plattformübergreifende und personalisierte Dienste sind urheberrechtlich geschützt. Resultate und Prototypen aus NoTube sind jetzt relevanter als je zuvor und weisen den Weg hin zur Entwicklung personalisierter Fernsehanwendungen, bei denen der Nutzer die Kontrolle über seine Daten behält." Da eine Vielzahl von Geräten und Lösungen an die Zuschauer vermarktet werden, ist es schwierig, beim Verknüpfen von Onlineaktivitäten mit dem Zuschauen ein konsistentes Fernseherlebnis zu erreichen. Das NoTube-Projekt beschäftigte sich damit, wie diese Kombination aus Internet und Fernsehen aus jedem Blickwinkel funktionieren könnte. Man entwickelte Benutzeroberflächen mit zugehörigen Technologiestandards, um Interoperabilität und Datenverknüpfung zu unterstützen. Sind verlinkte Daten sicher? Schwerpunkt des Teams war die Entwicklung plattformübergreifender Lösungen. "Die Hardware-Ingenieure bei den Fernsehunternehmen müssen beispielsweise nicht unbedingt hochgradig einsatzfähige Programmführerkataloge oder Empfehlungsmaschinen erstellen", erklärt Brickley. "Da die Anzahl der TV-Kanäle zunimmt, wird die Chance zum Finden und Filtern der gewünschten Programme sich als wirklich nützlich erweisen. Wir haben den Prototypen für eine Empfehlungsmaschine und ein System zum gemeinsamen Zugriff entwickelt, der dieses Problem löst und auf jeder Medienplattform eingesetzt werden kann." Systeme, bei denen personenbezogene Daten im Spiel sind, müssen sicher sein und die Privatsphäre respektieren, was für kommerzielle Lösungen oft ein Stolperstein ist. "Die Menschen sind häufig übervorsichtig und schätzen die damit verbundenen Risiken falsch ein, aber sie müssen gleichzeitig auch erfahren, auf welche Weise ihre vermeintlich anonymen Onlineaktivitäten versehentlich einen persönlichen "Fingerabdruck" hinterlassen können. Vielleicht müssen noch ein paar hochkarätige Kontroversen zum Thema Privatsphäre wie das Netflix-Preisverfahren oder der AOL-Suchprotokollfall geführt werden, bevor der Nutzer vernünftige Angewohnheiten rund um seine Privatsphäre annimmt", vermutet Brickley. Die NoTube-Architektur berücksichtigt, dass die Nutzer Standardeinstellungen verwenden und sich schwer tun, ihre persönlichen Daten zu schützen, und baut auf Sicherheit, um den Schutz der verknüpften Data zu gewährleisten. Zwei Medien, zwei Bildschirme, viele Menschen NoTube hat überdies Möglichkeiten zur Vernetzung von Menschen gefunden, die gerade fernsehen. Das Team entwickelte unter Führung der Forschungs- und Entwicklungsabteilung der BBC Methoden zur Angabe von Programmempfehlungen auf Grundlage der sozialen Aktivität und erstellte Technologien, die es dem Zuschauer vereinfachen, Fernsehsendungen und -inhalte unter Beibehaltung der Privatsphäre über ihre Netzwerke zu diskutieren und Informationen auszutauschen. Dies führte zur Entwicklung von N-screen, einer Webanwendung, die kleinen Gruppen bei der Entscheidung über die Auswahl einer gewünschten Sendung behilflich sein kann. Die Nutzer schauen Programme gemeinsam in Echtzeit und wechseln das Fernsehprogramm per Ziehen und Ablegen (Drag and Drop). Dadurch wird das Fernseherlebnis der Zuschauer beim Schauen des gleichen Programms gesteigert, während ein zweiter Bildschirm zur Verfügung steht, um miteinander zu interagieren. Das Projekt überprüfte überdies die Möglichkeit des Einsatzes eines Smartphones als TV-Fernbedienung. "Schlüsselaspekt des N-screen oder der Smartphone-Fernbedienung ist, dass sie über die Verknüpfung verschiedener Datensysteme arbeiten. Ihre Funktionalität wird nicht durch den Typ eines gerade benutzten Geräts oder Bildschirms eingegrenzt - was den Verbrauchern eine größere Wahl lässt", merkt Brickley an. Neue Erfahrungen Die NoTube-Partner interessierten sich sehr für andere funktionale Prototypen wie den iFanzy-Service, der personalisierte und kontextualisierte Werbung und TV liefert. Hier nutzt man diverse Daten einschließlich Tageszeit, genutztes Gerät und Vorlieben bzw. Gewohnheiten beim Fernsehkonsum, um mit ansprechenderer (und damit erfolgreicherer) Werbung dienen zu können. Das System sorgt außerdem für eine bessere Darbietung der audio-visuellen Werbung, indem die Größen eingestellt und automatisch die optimale Position auf dem Bildschirm ausgewählt werden. Ein weiteres wichtiges Resultat stellt die NoTube TV-API dar, welche die Sender nutzen können, um neue internetbasierte Anwendungen und Systeme aufzubauen, die das Fernsehen interaktiv machen und "noch mehr" aus dem TV-Erlebnis machen. "Die Programmierschnittstelle öffnet für Sender und Medienunternehmen die Tür zu vielen von uns in dem Projekt entwickelten Dingen, so dass sie nun einige unserer Funktionalitäten in ihre eigenen Plattformen einbauen können", kommentiert Brickley. Ein Blick in die Zukunft "Wir wollen dem Nutzer wieder selbst die Zügel in die Hand geben", erklärt Brickley. "NoTube kann den Menschen die Entscheidung für bestimmte Fernsehsendungen und darüber, welche Erlebnisse sie mit wem teilen wollen, erleichtern, ihnen bei der Protokollierung ihrer Vorlieben und dabei, mehr über ein Programm herausfinden, behilflich sein, und für fundiertere Gespräche über TV-Programme sorgen." Die Projektpartner stellen die Ergebnisse nun der Fachgemeinschaft zur Verfügung und hoffen, dass zukunftsorientierte Unternehmen den potenziellen Effekt richtig einschätzen, den plattformübergreifende und quelloffene Lösungen haben könnten. "Ein großer Teil unserer Forschungsresultate und Arbeitspapiere richtet sich an eine relativ kleine Gruppe von Entscheidungsträgern in der Fersehbranche und in den Standardisierungsorganisationen", gibt Brickley zu bedenken. "Wir haben allerdings ein ausgezeichnetes Feedback erhalten und befinden uns in verschiedenen Gesprächen mit der W3C-Standards-Fachwelt." Das NoTube-Projekt erhielt 6,15 Mio. EUR des Gesamtprojektbudgets in Höhe von 9,25 Mio. EUR in Form von Forschungsmitteln des Siebten EU-Rahmenprogramms (RP7). (1) "Networks and ontologies for the transformation and unification of broadcasting and the internet". Nützliche Links: - Website der Europäischen Kommission zur Digitalen Agenda - Website "Networks and ontologies for the transformation and unification of broadcasting and the internet" - NoTube-Projektfactsheet auf CORDIS Weiterführende Artikel: - BBC-Website - iFanzy-Service für personalisierte and kontextualisierte Werbung und TV Weiterführende Videos: - NoTube-Prototyp-Demo