Kann man Transplantattoleranz ins Immunsystem Programmieren?
Bei einer Organtransplantation erkennt das Immunsystem das körperfremde Transplantat und greift es an, was häufig zu einer Abstoßung führt. Um hier Abhilfe zu schaffen, soll mit bestimmten Immunsuppressiva die Immunantwort gegen das Spenderorgan gedämpft werden. Zwar können mit diesen Medikamenten eine frühe akute Abstoßung oder eine Graft-versus-Host-Erkrankung kurzfristig effektiv verhindert oder behandelt werden, leider haben sie aber auch zahlreiche Nebenwirkungen wie Infektionen und Nierenprobleme. Immunsuppressiva, die speziell auf die Bedürfnisse der Patienten und die Immunreaktivität des Transplantats angepasst werden können, würden einen signifikanten Fortschritt in der Transplantationsmedizin darstellen und viele Nebenwirkungen durch eine unnötige Arzneimittelverabreichung beseitigen. Dieser Aufgabe hat sich das EU-finanzierte Projekt RISET ("Reprogramming the immune system for the establishment of tolerance") verschrieben. Um molekulare Signaturen der Transplantattoleranz und -abstoßung zu definieren, entwickelten die Forscher verschiedene Diagnosewerkzeuge auf der Grundlage von immunologischen Messungen sowie von Genom- und Proteom-Assays. Nach einer Validierung dieser Tests und Signaturen sollen sie als Immun-Überwachungswerkzeuge in klinischen Studien und anerkannte Surrogatmarker für Transplantatakzeptanz umgesetzt werden. Zusätzlich fanden die RISET-Partner in Experimenten bei präklinischen Toleranzmodellen heraus, dass sie mithilfe dendritischer Zellen (DC) - die antigenpräsentierenden Zellen unseres Immunsystems - in Verbindung mit allogenen Antigenen Toleranz herbeiführen konnten. Darüber hinaus soll durch die Transplantation von menschlichen regulatorischen T-Lymphozyten (T regs) Toleranz bei Lebertransplantatempfängern gefördert werden. Insgesamt bergen die Arbeiten aus RISET ein enormes Potenzial für die Organtransplantation, liefern sie doch neue Einblicke zur Toleranzinduktion, ohne die toxische Konditionierungen durch alternative Protokolle.