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Europäische Luft- und Raumfahrtindustrie bedarf dringend einer Restrukturierung

Die Europäische Kommission hat am 24. September 1997 eine Kommunikation über die europäische Luft- und Raumfahrtindustrie verabschiedet. Diese erfolgte auf eine Initiative von Martin Bangemann, dem Kommissar mit Verantwortung für die Industrie. Diese Kommunikation vergleicht ...

Die Europäische Kommission hat am 24. September 1997 eine Kommunikation über die europäische Luft- und Raumfahrtindustrie verabschiedet. Diese erfolgte auf eine Initiative von Martin Bangemann, dem Kommissar mit Verantwortung für die Industrie. Diese Kommunikation vergleicht die Struktur der europäischen Industrie mit der der amerikanischen Industrie und schließt, daß die europäische Industrie einer Konsolidierung bedarf, und das viel schneller als bisher. Die amerikanische Luft- und Raumfahrtindustrie ist mit einem Marktanteil von 58% weltweit marktführend. Dieser Marktanteil vergleicht sich mit 28% für die europäische Industrie. Die amerikanische Industrie hat einen radikalen Konsolidierungsprozeß durchgemacht, während die europäische Industrie weiterhin zersplittert ist. Die Kommission will keinesfalls die endgültige Form der europäischen Luft- und Raumfahrtindustrie vorschlagen oder gar vorschreiben, jedoch legt die Kommunikation die Vor- und Nachteile möglicher Szenarien für die zukünftige Struktur der Industrie fest. Zunächst könnte eine Konsolidierung auf einzelstaatlicher Ebene (Fusion von Unternehmen innerhalb einzelner Mitgliedstaaten) gewisse Verbesserungen bringen. Aber selbst bei einem solchen Szenario sind die amerikanischen Wettbewerber viermal so groß wie die größten europäischen Unternehmen. Zweitens ist eine teilweise Integration einzelstaatlicher Unternehmen (wie z.B. gegenwärtig bei Airbus) wegen der geringen Größe europäischer Unternehmen langfristig keine Lösung. Außerdem besteht hier das Risiko der Isolierung einzelner Unternehmen, und der Synergismus beispielsweise zwischen der Produktion für militärische und zivile Aufgaben ist mangelhaft. Die günstigste Lösung ist daher wahrscheinlich die Bildung europäischer Gruppen (clusters). Sie könnten sektorspezifisch aufgebaut sein oder alle europäischen Luft- und Raumfahrtunternehmen einbeziehen. Letztere Möglichkeit erscheint jedoch zur Zeit unrealistisch, so daß die Bildung von mehrere Sektoren umfassenden europäischen Gruppierungen die erfolgversprechendste Lösung erscheint. Die Kommission schlägt eine Anzahl von Maßnahmen zur Unterstützung des Restrukturierungsprozesses vor, darunter: - Die Luft- und Raumfahrt soll einen Schwerpunkt des 5. europäischen Forschungsrahmenprogramms bilden; - Soweit wie möglich, sollten die europäischen Regeln für das öffentliche Auftragwesen für die Beschaffung von Rüstungsgütern zur Anwendung kommen; - Die Verabschiedung des Statuts für die Europäische Aktiengesellschaft könnte der Industrie den gesellschaftsrechtlichen Rahmen für ihre Integration liefern; - Eine europäische Luftfahrtbehörde könnte einen echten, einheitlichen Zertifizierungsprozeß und damit erhebliche Kostenersparnisse bringen; - Europa sollte seine Normungsaktivitäten im Luftfahrtbereich intensivieren, um hier einem amerikanischen de-facto-Monopol zu begegnen.