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Contaminant mixtures and human reproductive health - novel strategies for health impact and risk assessment of endocrine disrupters

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Endokrine Disruptoren beeinflussen reproduktive Gesundheit

Beim testikulären Dysgenesiesyndrom (TDS) kommt es zu einer verringerten Samenqualität, angeborenen Fehlbildungen und Hodentumoren. Man nimmt an, dass es die Folge einer Belastung des Fötus durch endokrin wirksame Substanzen (EDC) ist, die sich störend auf den Androgenhaushalt auswirken. Allerdings sind weitere Beweise erforderlich.

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Das EU-geförderte Projekt CONTAMED untersuchte die kumulativen Auswirkungen von EDC auf die reproduktive Gesundheit beim Menschen. Bioproben - von Plazenten, Serum und Urin aus drei europäischen Mutter-Kind-Kohorten - metabolomisches Profiling, In-vitro-Bioassays und Tiermodelle wurden für die Untersuchungen verwendet. Die Forscher machten mehrere bahnbrechende Entdeckungen und entwickelten neue Techniken für gezielte chemische Analysen von mehreren EDZ und ihrer Belastungseinschätzung. EDC-Screening und von Bioassays ausgehende Fraktionierungstechniken wurden zur Beurteilung der antiandrogenen Wirkung kombiniert. Die fraktionierten Plazentaextrakte wurden zur Prüfung auf Basis ihrer Bioaktivität getrennt. Unpolare Fraktionen zeigten beispielsweise die höchste Aktivität gegen Androgenrezeptoren (AR). EDC-Schätzungen in Plazentaproben zeigten einen starken Zusammenhang zwischen EDC-Belastung und angeborenen Missbildungen. Für eine genaue Beurteilung und Profilierung entwickelten die Forscher Biomarker, um antiandrogene Chemikalien in den menschlichen Plazentaextrakten nachzuweisen. Bei neun Pestiziden, deren Einsatz in der EU erlaubt ist, stellten sich bei In-vitro-Tests antiandrogene Eigenschaften heraus: unter anderem bei Dimethomorph, Fludioxonil, Fenhexamid, Imazalil, Ortho-Phenylphenol und Pirimiphosmethyl; daraufhin wurden Empfehlungen für die Priorisierung von Pestiziden für In-vivo-Tests gemacht. Prostaglandine (PG) werden für die Programmierung männlicher sexueller Differenzierung benötigt. Epidemiologische Studien zeigten, dass die Einnahme von Paracetamol zwischen Wochen 12 und 20 der Schwangerschaft das Risiko für einen gestörten Hodenabstieg bei Jungen erhöhte. Ein In-vitro-Assay identifizierte 15 Pestizide, die auch die PG-Synthese unterdrücken. Bei einigen dieser Pestizide - o-Phenylphenol, Cypermethrin, Cyprodinil, Imazalil und Linuron - stellten sich Potenzen vergleichbar mit denen von Schmerzmitteln heraus. Für ein besseres Biomonitoring wurden Daten zu EDC, Wirkungen und Stärke von Phthalat-Metaboliten, Pestizidmetaboliten, Umweltphenolen, Parabene und Paracetamol ausgewertet. Durch reverse Dosimetrie wurde mittels Urinproben und EDC-Toxikokinetik die menschliche Belastung durch EDC geschätzt. Um die gemeinsame Wirkungen mehrerer EDZ zu beurteilen, umfassten die experimentellen Studien sehr hohe Belastungsszenarien für Menschen in Ratten- und Welpenmodellen. Veränderungen in Mustern der Genexpression bei Belastung durch EDC-Kombinationen während der Entwicklungsphase wurden mittels Transkriptomik und Echtzeit-Polymerase-Kettenreaktion (RT-PCR) charakterisiert. Dieser vorurteilsfreie Ansatz der Genselektion deckte die Gene auf, die von EDC betroffen oder beeinflusst werden. Die Forschungen von CONTAMED haben schlüssig gezeigt, dass die aktuellen regulatorischen Maßnahmen nicht ausreichen, um vor einer Belastung durch EDC-Kombinationen zu schützen. Die Forschungsergebnisse werden Entscheidungsträgern bei der Kategorisierung und Regulierung von EDC zur Belastungsminimierung helfen.

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