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Advanced Immunization Technologies

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Instrumentarium an Spitzentechnologien für künftige Impfstoffe

In der Winterzeit machen wieder Grippewellen Schlagzeilen, sodass insbesondere bei Kindern, Senioren und anfälligen Menschen Grippeschutzimpfungen angeraten sind. Im ständigen Bemühen, die Ansteckungsgefahr zu verringern, entwickelten EU-Forscher neue Immunisierungstechnologien und untersuchten auch, inwieweit sich die Reaktionen auf Impfstoffe bei diesen Bevölkerungsgruppen unterscheiden.

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Um neue und gefährliche Infektionskrankheiten wie Grippe und Tuberkulose unter Kontrolle bringen oder sogar eliminieren zu können, macht man sich das Potenzial des menschlichen Immunsystems zunutze. Das EU-finanzierte Projekt ADITEC (Advanced immunization technologies) widmete sich dieser ehrgeizigen Aufgabe in einem multidisziplinären, systembiologischen Ansatz und entwickelte entsprechende leistungsfähige Immunisierungstechnologien. Angepasst an die Dynamik verschiedenster Krankheiten und Umgebungen Prof. Donata Medaglini ist wissenschaftliche Koordinatorin eines Projekts, in dem Forscher aus 42 Partnereinrichtungen in 13 europäischen Ländern und den Vereinigten Staaten zusammenarbeiten. "Spezifische Ergebnisse wie neue Immunisierungstechnologien, Adjuvantien, Vektoren und Abgabesysteme, optimierte Präparate und altersangepasste Impfstrategien werden in einem Instrumentarium von Spitzentechnologien kombiniert. Damit können neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten optimal umgesetzt werden." Zudem stellt ADITEC die neuen Technologien auf breiter Basis zur Verfügung. Zur ADITEC-Biobank mit Versuchsproben hat neben den ADITEC-Partnern auch die gesamte wissenschaftliche Forschung Zugang. Prof. Medaglini verdeutlicht, wie damit quasi ein neues kooperatives Ökosystem geschaffen wird, in dem Europas wissenschaftlicher und industrieller Sektor als Unternehmen agiert und weltweit Innovation vorantreibt. Vorteile durch enormen Umfang und Reichweite klinischer Studien Der Wirkmechanismus der Technologien wurde in klinischen und präklinischen Studien an Tiermodellen getestet und mit Prime/Boost-Konzepten kombiniert. 12 klinische Studien mit mehr als 700 Probanden wurden im Rahmen des Projekts durchgeführt, das damit internationale Regulierungen und Standards für die neuen Technologien unterstützt. Der große Umfang der Tests und auch die Art der Versuche haben den Impfsektor enorm vorangebracht. "Mit den entstandenen Synergien, gegenseitiger Bereicherung der Forschungsfelder und damit auch wachsender Wettbewerbsfähigkeit der Branche hat ADITEC ein europäisches Unternehmen für Impfstoffforschung ins Leben gerufen", erklärt Projektkoordinator Dr. Rino Rappuoli. Von gängigen zu vernachlässigten Infektionskrankheiten Die Nachfrage nach besseren Grippeimpfstoffen steigt weiter, und in klinischen und präklinischen Studien wurden verschiedene Standardpräparate getestet, etwa attenuierte Lebendimpfstoffe sowie Vakzine mit und ohne Adjuvanzien. So konnte analysiert werden, inwieweit die einzelnen Altersgruppen - vom Säugling bis hin zum älteren Menschen - unterschiedlich und auf variierende Zusammensetzungen reagieren. Der erfolgreiche Abschluss der ersten systembiologischen Studie zu adjuvierten Grippeimpfstoffen im frühen Kindesalter war der Auftakt zu einer weiteren detaillierteren Studie, wiederum mit Kleinkindern. Die Ergebnisse wurden unter PNAS und unter Front. Immunol veröffentlicht. Shigella sonnei ist ein vernachlässigter Krankheitserreger, der Ruhr verursacht und jährlich mit einer halben Million Todesfällen zu Buche schlägt. Ein neuer Impfstoff gegen S. sonnei auf Basis der GMMA-Methode (generalisiertes Modul für Membranantigene) wurde in einer Phase-I-Studie bestätigt und geht nun mit ADITEC bei einer endemischen Population in Afrika in eine Phase-II-Studie. Die weitere klinische Entwicklung wird jetzt extern durch die Bill-and-Melinda-Gates-Stiftung unterstützt. Stützpfeiler der europäischen Wettbewerbsfähigkeit in der Impfstoffentwicklung Voraussetzung für einen nachhaltigen Impfstoffsektor in Europa ist eine solide, strukturierte Ausbildung. So organisierte das Projekt Schulungsprogramme für mehr als 100 Studenten und 210 Doktoranden/promovierte Forscher. ADITECs Philosophie der Zusammenarbeit ist auch die Grundlage für Synergien über eine Exzellenzplattform, um weitere Mittel für die Entwicklung von Langzeitimpfstoffen einzuwerben. Weiterer Belege für die aussichtsreiche Zukunft des ADITEC-Ansatzes sind 7 Patente, mehr als 265 Publikationen in internationalen Fachzeitschriften und 10 Übereinkommen mit Organisationen, die in der EU und den Vereinigten Staaten im Bereich Impfstoffforschung tätig sind. Dies wird detailliert im Bericht ADITEC Wissenschaftliche und sozioökonomische Auswirkungen aufgeführt. Dr. Rino Rappuoli bewertet den bahnbrechenden Erfolg des Projekts mit Blick auf die Zukunft: "Indem wir verschiedene Arten von Wissenschaftskultur und -ethos zusammenführen, wird das ADITEC-Projekt auch weiterhin die europäische Wettbewerbsfähigkeit fördern. Aus dieser Sicht ist das Projekt ein sehr erfolgreiches Experiment für öffentlich-private Partnerschaften und könnte Vorbild für künftige Initiativen sein."

Schlüsselbegriffe

ADITEC, Impfstoffe, klinische Studien, Adjuvans, Systembiologie

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