EU-gefördertes Projekt untersucht elektronische Kennzeichnungssysteme zur Rückverfolgbarkeit von Nutztieren
Befürworter einer Verbesserung der tierärztlichen Überwachung von Nutztieren werden sich durch Meldungen bestärkt fühlen, nach denen im Rahmen eines von der EU geförderten Forschungsprojekts ein individuelles elektronisches Markierungssystem entwickelt wurde, mit dem die Rückverfolgbarkeit von Nutztieren in Europa erheblich verbessert werden kann. Die Kommission präsentierte am 5. Mai auf einem landwirtschaftlichen Betrieb in der Nähe von Rom (Italien) die Ergebnisse des Projekts IDEA (Electronic IDentification of Animals - Elektronische Identifizierung von Tieren). Das unter dem Fünften Rahmenprogramm (RP5) geförderte und von der Gemeinsamen Forschungsstelle (GFS) durchgeführte Projekt hatte eine Laufzeit von drei Jahren und sechs Mitgliedstaaten waren an ihm beteiligt. Laut EU-Forschungskommissar Philippe Busquin ist die vorgeschlagene Lösung nicht nur einzigartig, sondern auch entscheidend, um landwirtschaftlichem Subventionsbetrug zuvorzukommen und die Gesundheits- und Sicherheitskontrollen zu verstärken. "Nur so können die Tiere während des Ausbruchs schwerer Tierkrankheiten wie der Maul- und Klauenseuche zurückverfolgt werden", führte er aus. Eins der Hauptziele des Projekts war die Entwicklung eines Geräts, das Nutztiere während ihrer ganzen Lebenszeit tragen sollen und das im Schlachtbetrieb gegebenenfalls abgenommen werden kann. Außerdem sollte das begleitende Überwachungssystem unter realen Bedingungen, denen die Tiere ausgesetzt sind, funktionieren können. Vor allem sollte das System einfach anzubringen und kostengünstig sein, um eine breite Einführung in Europa zu gewährleisten. Während der Laufzeit des Projekts wurden mehr als eine Million Tiere bestehend aus vier unterschiedlichen Tiergattungen mit einem von drei elektronischen Markierungsarten versehen: zertifizierte elektronische Ohrmarken, keramische Kapseln, die im Zweitmagen der Tiere verbleiben, oder injizierbare Transponder. Alle Geräte wurden täglich, monatlich und jährlich verifiziert, um ihre Leistung unter verschiedenen Bedingungen zu überprüfen. Die herkömmlichen Kennzeichnungssysteme wie Ohrmarken und Tätowierungen haben sich als uneffektiv bei der Überwachung von Nutztieren im Hinblick auf Betrugskontrollen und hygienische Bedingungen erwiesen. Bei Ohrmarken beispielsweise besteht die Gefahr des Verlusts, der Beschädigung oder der Manipulation. Außerdem wird die Überwachung aufgrund des Einsatzes von Übertragungsmethoden per Hand behindert, die häufig zu Fehlern bei der Datenerfassung für Nutztiere führen. In Tests an Nutztieren wie Rindern, Büffeln, Schafen und Ziegen untersuchte die Projektgruppe die Zuverlässigkeit der Lesegeräte und der Zertifizierungsverfahren, die für die Einführung notwendig sind. In den Tests wurden außerdem die Intensiv- und Extensivhaltung, das europäische Transportsystem für Nutztiere, unterschiedliche Schlachttechniken sowie Unterschiede in den Umweltverhältnissen in Nord- und Südeuropa berücksichtigt. Bei der Erprobung des elektronischen Kennzeichnungssystems tauchten keine technischen Probleme auf, sodass ein derartiges System zügig eingeführt werden könnte. Die im Verlauf des Projekts gewonnenen Erkenntnisse haben die Kommission bereits zu konkreten Maßnahmen veranlasst, die einen Vorschlagsentwurf für eine Verordnung des Rates zur Kennzeichnung und Registrierung von Schafen und Ziegen vorgelegt hat. Außerdem wird der Ständige Ausschuss für die Lebensmittelkette und Tiergesundheit die Kommission voraussichtlich bei der Ausarbeitung von Leitlinien für die Einführung, die auf den Ergebnissen des IDEA-Projekts basieren, unterstützen.