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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Diversifikation der Säugetiere nicht durch das Aussterben der Dinosaurier verursacht

Wie ein internationales Forscherteam in der Zeitschrift "Nature" berichtet, hatte das Aussterben der Dinosaurier vor 65 Millionen Jahren im Gegensatz zum allgemeinen Glauben kaum Einfluss auf die Evolution und Diversifikation der heutigen Säugetiere. Die Dinosaurier starben ...

Wie ein internationales Forscherteam in der Zeitschrift "Nature" berichtet, hatte das Aussterben der Dinosaurier vor 65 Millionen Jahren im Gegensatz zum allgemeinen Glauben kaum Einfluss auf die Evolution und Diversifikation der heutigen Säugetiere. Die Dinosaurier starben aus, als ein gewaltiger Asteroid auf der mexikanischen Halbinsel Yucatan einschlug. Bis jetzt ging man allgemein davon aus, dass die heutigen Säugetiere sich nach diesem Massensterben schnell diversifizierten, um durch ihre Entwicklung die von den Dinosauriern hinterlassenen ökologischen Nischen zu füllen. Die neue Untersuchung lässt jedoch vermuten, dass die Vorfahren von bestimmten Arten, die sich zu den meisten der heute lebenden Säugetiere weiterentwickelt haben, schon vor 85 Millionen Jahren existierten und erst nach weiteren 10 bis 15 Millionen Jahren, nachdem sie die Katastrophe, welche die Dinosaurier ausgelöscht hatte, überlebt hatten, begannen sich zu diversifizieren. Die Wissenschaftler kamen zu diesem Schluss, nachdem sie den weltweit ersten "Superstammbaum" erstellt hatten, der die evolutionären Beziehungen zwischen 4 500 verschiedenen Säugetierarten aufzeigt. Der Stammbaum, der 160 Millionen Jahre zurückgeht, deckt 99 Prozent der heute lebenden Säugetiere ab. Er wurde auf der Grundlage der Fossilienfunde und Molekularanalysen genetischer Unterschiede zwischen den Spezies erarbeitet. Da Genveränderungen innerhalb relativ konstanter Zeitabstände stattfinden, gibt das Zählen der Unterschiede zwischen zwei Spezies den Forschern Aufschluss darüber, wie lange es her ist, dass sich ihre Vorfahren in verschiedene Arten aufgespalten haben. Die Fertigstellung der Arbeit nahm mehr als ein Jahrzehnt in Anspruch und führte Paläontologen, Bioinformatiker, Evolutionärbiologen und Ökologen zusammen. Die Forscher stellten einen frühen Beginn der Diversifikation von Säugetieren vor 93 Millionen Jahren fest, als die Hauptarten entstanden. "Ausführliche molekulare Daten weisen darauf hin, dass unsere gemeinsamen Säugetierwurzeln 90 bis 100 Millionen Jahre - wenn nicht noch mehr - zurückgehen. Viele Paläontologen bezweifelten dies jedoch, da es für den Zeitraum vor 50 bis 55 Millionen Jahren keine unseren Vorfahren ähnelnden Fossilien gab", kommentierte Dr. Ross MacPhee vom American Museum of Natural History. "Jetzt wissen wir, dass die Vorfahren der heute lebenden Säugetierarten damals existierten, wenngleich es nur sehr wenige waren." Der Stammbaum zeigt, dass sich nur ein paar der Säugetierarten im Anschluss an die Auslöschung der Dinosaurier schnell diversifizierten, und die meisten dieser Arten sind bereits ausgestorben. Tatsächlich begann der Höhepunkt der Diversifikation der Säugetiere etwa 10 bis 15 Millionen Jahre nachdem die Dinosaurier ausgestorben waren. Warum sich die Säugetiere nicht früher diversifizierten und was genau diesen plötzlichen Beginn der Evolution auslöste, als es dann endlich soweit war, bleibt ungeklärt, obwohl die Forscher darauf hinweisen, dass dieser Anstieg der Artenvielfalt mit einem Anstieg der Erdtemperatur zusammenfiel. "Das Endergebnis ist, dass die Säugetiere, die wir heute kennen, tatsächlich ziemlich alt sind und einfach allem, was da draußen so war, viel länger entkommen sind, als die meisten Leute erwartet hatten - ob es sich dabei um Dinosaurier oder sonst irgendwelche "archaischen" Säugetiere handelt", so der leitende Forscher Olaf Bininda-Emonds von der Universität Jena. "Dies ist nur der erste von vielen Einblicken, wenn nicht sogar Überraschungen, bezüglich der Evolution der Säugetiere, die mithilfe des Stammbaums erforscht werden soll." "Diese Untersuchung zeigt nicht nur, dass das Aussterben der Dinosaurier nicht der Auslöser für die Evolution der heutigen Säugetiere war, sondern liefert uns auch noch eine Menge anderer wertvoller Informationen", fügte Dr. Kate Jones von der Zoologischen Gesellschaft von London (Zoological Society of London) hinzu. "Den Forschern wird es im Wesentlichen möglich sein, in die Zukunft zu blicken und vom Aussterben bedrohte Spezies zu identifizieren. Der Nutzen für die weltweite Artenerhaltung wird unschätzbar sein."

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