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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Wissenschaftlerinnen sind sich einig: Männer dominieren die Forschung

Geschlechtergleichstellung in der wissenschaftlichen Forschung wurde noch nicht erreicht, wird in einer von der Europäischen Kommission mitfinanzierten Erhebung behauptet. Der Bericht wurde in EMBO reports, einer Zeitschrift des Europäischen Laboratoriums für Molekularbiologie...

Geschlechtergleichstellung in der wissenschaftlichen Forschung wurde noch nicht erreicht, wird in einer von der Europäischen Kommission mitfinanzierten Erhebung behauptet. Der Bericht wurde in EMBO reports, einer Zeitschrift des Europäischen Laboratoriums für Molekularbiologie, veröffentlicht. Die Umfrage "Gender and science" stützt sich auf Daten, die von dem Exzellenznetz EADGENE und dem Projekt SABRE in einem Multiple-Choice-Fragebogen online erhoben wurden. An der Umfrage nahmen 143 Befragte teil. Den Daten zufolge sind Frauen in der Forschung trotz einer Zunahme in den letzten Jahren in einigen Bereichen stärker vertreten als in anderen. Darüber hinaus verdienen sie weniger und haben weniger Chancen auf unbefristete Verträge oder auf einen Aufstieg in der Karriereleiter zu einflussreicheren Positionen: Die Daten zeigen, dass 83,6% der Männer unbefristet beschäftigt waren, während es bei den Frauen nur 56% waren. Wie sich herausstellte, hat die Diskriminierung von Frauen zwei Dimensionen, eine horizontale und eine vertikale: Einerseits sind sie in Bereichen wie Biologie und Medizin stärker vertreten, während sie in anderen Forschungsbereichen unterrepräsentiert sind. Andererseits verhindert das sogenannte Glasdach den Aufstieg vieler Wissenschaftlerinnen über eine bestimmte Ebene hinaus, wo die meisten Stellen von Männern besetzt sind. Und das, obwohl das Verhältnis von Frauen zu Männern zu Beginn ihrer wissenschaftlichen Laufbahn recht ausgeglichen ist. Die Gründe für das Missverhältnis im späteren Berufsleben sind nicht ganz so klar, stellt der Bericht fest. Allerdings nehmen männliche Forscher die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern anders wahr als ihre Kolleginnen: 76,6% der Frauen stimmen zu, dass "Forschung von Männern dominiert wird", aber nur 47,3% der Männer schätzen die Situation ebenso ein. Stärker noch zeigt sich der Unterschied in der Tatsache, dass 75% der weiblichen gegenüber 33% der männlichen Befragten denken, dass Frauen eher mit administrativen und untergeordneten Aufgaben betraut werden. Gleichzeitig glauben 57,4% der Frauen, dass es Forscherinnen an Konkurrenzverhalten für einen Aufstieg in höhere Positionen fehlt. Von den befragten Männern teilten lediglich 27,3% diese Ansicht. "Die Ergebnisse bestätigen, dass sich viele Frauen zu Beginn ihrer wissenschaftlichen Laufbahn aktiver beteiligen und dass sich ihr beruflicher Ehrgeiz verringert, nachdem sie Kinder haben", sagt Simona Palermo, Forscherin am Technologiepark Pagano de Lodi in Italien. "Selbst heutzutage glauben sieben von zehn Forscherinnen und sechs von zehn ihrer männlichen Kollegen, dass es sehr schwer ist, eine wissenschaftliche Karriere mit der Kinderbetreuung zu vereinen." Sowohl das Exzellenznetz EADGENE ("European animal disease genomics network of excellence for animal health and food safety") als auch das Projekt SABRE ("Cutting edge genomics for sustainable animal breeding") werden unter dem Sechsten Rahmenprogramm (RP6) der EU gefördert. EADGENE und SABRE erreichen und übertreffen die Zielquote von 40% Frauenanteil, wie sie von der Europäischen Kommission empfohlen wird. Allerdings gibt es selbst in diesen vorbildlichen Projekten weniger Frauen unter den erfahrenen Wissenschaftlern als unter den Nachwuchsforschern, stellt der Bericht fest. Um diesem Effekt entgegenzuwirken, haben die beiden Projekte - neben anderen Maßnahmen - ein Beratungsprogramm eingeführt, um die Bedürfnisse und Erwartungen von Wissenschaftlerinnen zu erfüllen. Darüber hinaus organisierten sie eine Veranstaltung, um die Hindernisse aufzuzeigen, die Frauen von einem Aufstieg in einer wissenschaftlichen Karriere abhalten.