Skip to main content
European Commission logo print header

Article Category

Nachrichten
Inhalt archiviert am 2023-03-09

Article available in the following languages:

Viel Krill - viele Wale: ökologische Zusammenhänge in der Antarktis

Die Antarktische Halbinsel ist die Heimat vieler räuberischer Meeresbewohner, deren bevorzugte Jagdbeute der Antarktische Krill (Euphausia superb) ist. Diese Spezies findet sich im Südlichen Ozean, ähnelt garnelenartigen Wirbellosen und lebt in Schwärmen. Bisher waren Informat...

Die Antarktische Halbinsel ist die Heimat vieler räuberischer Meeresbewohner, deren bevorzugte Jagdbeute der Antarktische Krill (Euphausia superb) ist. Diese Spezies findet sich im Südlichen Ozean, ähnelt garnelenartigen Wirbellosen und lebt in Schwärmen. Bisher waren Informationen über die ökologischen Zusammenhänge zwischen Walen und Krill sowie Berichte über "Superansammlungen" von Krill im Bereich der westlichen Antarktischen Halbinsel allerdings eher Mangelware. Nun aber entdeckte ein französisch-amerikanisches Forscherteam eine enorm große Ansammlung von Buckelwalen (Megaptera novaeangliae), denen ein Riesenschwarm Antarktischer Krill ein wahres Festessen lieferte. Bei dem im Fachjournal PLoS ONE präsentierten Rekord handelt es sich um die größte Ansammlung von Krill, über die in den letzten zwei Jahrzehnten berichtet wurde, und die höchste Dichte an Buckelwalen, die überhaupt jemals dokumentiert werden konnte. Wissenschaftler des Laboratoire d'Ozeanographie Physique et Biogéochimique (LOPB) des Centre national de la recherche scientifique (CNRS) und der Université de la Méditerranée, Frankreich, und des Marine Laboratory der Duke University in den Vereinigten Staaten vertreten die Ansicht, dass ihre Erkenntnisse neues Wissen darüber beinhalten, auf welche Weise die Region vom schnellen Klimawandel beeinflusst wird. Das Team verfolgte die gigantischen Ansammlungen von Walen und Krill im Mai 2009 im Laufe einer sechswöchigen Expedition in der Wilhelmina Bay und umliegenden Gewässern. "Eine solche unglaublich dichte Ansammlung von Walen und Krill ist in dieser Gegend und zu dieser Jahreszeit noch niemals gesehen worden", sagt Professor Douglas Nowacek von der Duke University, Hauptautor der Studie. Frühere Studien sahen den Schwerpunkt der Nahrungssuchhabitate der Wale im südlichen Sommer in Gewässern, die weiter von der Küste entfernt sind. Die Wissenschaftler beobachteten in der Wilhelmina Bay 306 Buckelwale - das entspricht ungefähr 5 Walen pro Quadratkilometer. Ihren Angaben zufolge ist dies die höchste Dichte, die jemals verzeichnet wurde. Die Biomasse an Krill lag bei ebenfalls rekordverdächtigen rund zwei Millionen Tonnen. Die Forscher stellten außerdem fest, dass nur ein Zehntel der Bucht von kleinen, schwimmenden Packeisbruchstücken bedeckt war. Im diesen Beobachtungen folgenden Jahr fand das Team wiederum eine ganz ähnliche Situation vor. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass das im Winter vorrückende Meereis die meisten der Buchten und Fjorde der Halbinsel bisher bis Mai abdeckte und so den Krill wirkungsvoll schützte und die Buckelwale dazu zwang, anderswo auf Nahrungssuche zu gehen. Die rasche Klimawandel und seine Auswirkungen auf das Gebiet in den letzten 50 Jahren hätten jedoch die Ausdehnung der Eisflächen minimiert sowie deren jährliche Bildung verzögert, so Professor Nowacek. "Das Fehlen des Meereises ist kurzfristig betrachtet durchaus eine gute Nachricht für die Wale und verhilft ihnen zu regelrechten All-you-can-eat-Büfetts, da der Krill jede Nacht vertikal in Richtung Bucht wandert", betont Ari Friedlaender von Duke, einer der Koautoren der Studie. "Aber auf lange Sicht ist es für beide Arten und auch für alle anderen Tiere im Südlichen Ozean, die von Krill abhängig sind, eine eher schlechte Nachricht." Krill wandert im südlichen Herbst aus dem offenen Wasser des Ozeans in die Buchten und Fjorde ab, die reich an Phytoplankton sind. Hier finden die Schwärme unter dem Eis Unterschlupf. Jungtiere bekommen ausreichend Futter und können heranwachsen. "Veränderungen in der physikalischen Struktur des Meeresökosystems rund um die Antarktische Halbinsel könnten nicht nur tiefgreifende Auswirkungen auf den Reichtum an Krill und Bartenwalen haben, sondern auch auf die ökologischen Wechselwirkungen zwischen allen Krilljägern und deren Beute", schreiben die Autoren. "Unsere Beobachtungen zeigen, dass die Buckelwale und ihre Beute im Spätherbst in den Buchten und Fjorden entlang der westlichen Antarktischen Halbinsel in großer Zahl bzw. in Riesenschwärmen auftreten. Bemühungen um Überwachung der Verteilung, Häufigkeit und Dynamik dieser Wale sollten diese großen Ansammlungen erfassen." Im Hinblick auf die Zukunft wollen die Forscher ermitteln, wie sich die Veränderungen der Meereseisdecke auf die Nahrungsökologie der Buckelwale und anderer Raubtiere kurzfristig auswirkt, und wie sich die Dynamik der Krillbestände langfristig gestaltet. Die Forscher sind außerdem in Sorge, was den von der kommerziellen Krillfischerei ausgehenden Druck betrifft. "Fehler bei der Erklärung der Auswirkungen des Klimawandels auf diese Dynamik werden unsere Fähigkeit untergraben, Veränderungen der Biomasse des Antarktischen Krill zu verstehen und die Erholung der Walbestände nach einem Jahrhundert Misswirtschaft und Übernutzung vorherzusagen", so die Schlussfolgerung der Autoren. Beiträge zu dieser Studie leisteten Forscher des Joint Institute for Marine and Atmospheric Research der University of Hawaii und der University of Massachusetts in den Vereinigten Staaten.Weitere Informationen unter: PLoS ONE: http://www.plosone.org/home.action Duke University: http://www.duke.edu/ Laboratoire d’Océanographie Physique et Biogéochimique (LOPB): http://www.com.univ-mrs.fr/LOB/

Länder

Frankreich

Verwandte Artikel