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Inhalt archiviert am 2023-03-16

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Forschungsoptimierung in der Sterbebegleitung

Die Betreuung der immer älter werdenden Bevölkerung in Europa ist und bleibt eine große Herausforderung. Ein internationales Forscherteam veröffentlichte nun eine Studie, die häufig übersehene Aspekte der nicht-medikamentösen Palliativbetreuung für ältere Menschen untersucht h...

Die Betreuung der immer älter werdenden Bevölkerung in Europa ist und bleibt eine große Herausforderung. Ein internationales Forscherteam veröffentlichte nun eine Studie, die häufig übersehene Aspekte der nicht-medikamentösen Palliativbetreuung für ältere Menschen untersucht hat. Im Fachblatt PLoS Medicine beschreibt das Team, bestehend aus Forschern aus Australien, Argentinien, Deutschland, Italien, Slowenien, Schweden, der Schweiz, Neuseeland und dem Vereinigten Königreich, dass diese Art Pflege komplexe medizinische Entscheidungen erfordert, bei denen sich erst durch Zusammenführen physischer, psychosozialer und existenzieller Dimensionen ein Gesamtbild ergibt. Insbesondere weist die Studie auf drei Schlüsselbereiche hin, die mitunter bei der Pflege von Sterbenden übersehen werden: körperliche Pflege und physischer Kontakt, eine sicheres, ästhetisches und ansprechendes Umfeld sowie Rituale im Umgang mit dem Tod. Unterstützt wurde die Studie durch das Projekt OPCARE9 (A European collaboration to optimise research for the care of cancer patients in the last days of life), das mit mehr als 2 Mio. EUR unter der Thematik Gesundheit des Siebten Rahmenprogramms (RP7) gefördert wurde. Hauptziel von OPCARE9 war die Identifizierung von Veränderungen der nicht-medizinischen Betreuung im Rahmen einer spezialisierten Palliativpflege. Die Projektpartner beschäftigte die Frage: Wie kümmern sich die Pflegenden neben der Verabreichung von Medikamenten um den Sterbenden in seinen letzten Tagen? Dr. Olav Lindqvist, einer der Studienautoren vom Karolinska-Institut, Schweden, erklärt: "In der Palliativpflege geht es ohne Zweifel um die Erfüllung grundlegender menschlicher Bedürfnisse - allerdings zeigte unsere Studie, dass dies viel mehr umfasst, als man gemeinhin annimmt. Wenn wir die Palliativpflege optimieren wollen, müssen wir in Erfahrung bringen, welche Aspekte eine solche tägliche Betreuung umfasst und Nuancen herausarbeiten." Das Team analysierte 16 ambulante und stationäre Palliativstationen in 9 Ländern. Pflegepersonal, Ärzte und freiwillige Pfleger wurden gebeten, drei bis vier Wochen lang alle Aktivitäten aufzuzeichnen, die über die Verabreichung von Medikamenten hinausgingen. Dr. Lindqvist erläutert: "Das Pflegepersonal beschrieb unterschiedliche Arten der Kommunikation mit Patienten und Verwandten, von der Beratung bis zum nonverbalen physischen Kontakt. Rituale im Umgang mit Sterben und Tod waren nicht nur spiritueller oder religiöser Natur, sondern umfassten auch subtilere existenzielle, rechtliche und berufliche Aspekte. Ein Bereich, den die Forschung bislang eher vernachlässigte, sind sensorische Aspekte der Umgebung des Patienten, sowohl im eigenen Heim als auch im stationären Umfeld." Ein interessanter Aspekt der Studie ist ihr Fokus auf der nicht-medikamentösen Palliativpflege, basierend auf einer Reihe komplexer Entscheidungsfindungen, denen sich Pflegende gegenüber sehen. Dabei geht es um das Abwägen, was sinnvoll ist und was nicht, wann der richtige Zeitpunkt für bestimmte Handlungen ist, und wer sie ausführen sollte. Dr. Lindqvist erklärt dies am Beispiel der Mundpflege: "Mit Sicherheit fühlt sich der Sterbende mit einer guten Mundpflege wohler, und es erleichtert den Kontakt mit den Angehörigen, da Nähe bei starkem Mundgeruch unangenehm sein kann. Was aber ist zu tun, wenn der Patient die Mundpflege verweigert? Das Pflegepersonal sieht sich dann einem komplexen ethischen Dilemma gegenüber. Mundpflege ist auch für Angehörige eine Möglichkeit, sich an der Pflege des Sterbenden zu beteiligen, und wenn die Bereitschaft dazu besteht, sollten die Pflegenden dies ermutigen." OPCARE9, das von 2008 bis 2011 lief, hatte zum Ziel, innovative und kreative Forschungsmethoden und Protokolle zu entwickeln, um Wissenslücken im Rahmen einer internationalen Zusammenarbeit zu füllen. Weiterhin sollten europäische Qualitätsindikatoren ermittelt werden, anhand derer sich künftig sterbebegleitende Maßnahmen beurteilen lassen, und neue Technologien identifiziert werden, die die Begleitung eines Menschen in den letzten Tagen und Stunden erleichtern.Weitere Informationen finden Sie unter: Karolinska-Institut: http://ki.se/ki/jsp/polopoly.jsp?l=en&d=130

Länder

Argentinien, Australien, Schweiz, Deutschland, Italien, Neuseeland, Schweden, Slowenien, Vereinigtes Königreich