Wissenschaft im Trend: Wissenschaftler finden Gene für graues Haar und Monobraue
Die in der Fachzeitschrift „Nature Communications“ veröffentlichte Studie identifiziert Gene, die mit Monobrauen, Augenbrauen und Bartwuchs, Haarfarbe und Form sowie Haarausfall zusammenhängen. Die Ergebnisse bieten die bisher besten Einblicke in die Wurzeln menschlicher Haartypen und sie bereiten möglicherweise den Weg für die Entwicklung von Medikamenten, die bestimmte Veränderungen wie etwa das Grauwerden verlangsamen oder verhindern können, bevor das Haar überhaupt auf dem Kopf zu wachsen beginnt. Insbesondere das Gen IRF4, das dafür bekannt ist, die Haarfarbe zu beeinflussen, indem es für die Erzeugung und Speicherung von Melanin sorgt – der Substanz, die Augen, Haut und Haar die Farbe gibt – soll jetzt auch für graues Haar sorgen. Graues Haar entsteht mit dem Altern, wenn die Pigmentzellen kein Melanin mehr produzieren. Wichtig zu wissen ist, dass IRF4 kein graues Haar verursacht, doch seine Präsenz scheint mit einem frühen Haarverlust zusammenzuhängen, was auch einen Sinn ergibt, da dieses Gen bereits mit blassen Haartönen assoziiert wurde. Schwerpunkt Lateinamerika Das UCL-Forschungsteam hat die Genome von mehr als 6 000 Menschen in Lateinamerika durchforstet und damit eine breite Palette ethnischer Herkünfte abgedeckt. Die Wahl fiel auf diese Region der Welt, weil sie ein wahrer Schmelztiegel ist und Bevölkerungsgruppen mit europäischen, indigenen sowie afrikanischen Vorfahren hat. In den afrikanischen Ländern südlich der Sahara favorisieren Gene dichtes, gelocktes Haar, während in Europa andere genetische Mutationen zu welligem und blondem Haar geführt haben. Durch Aufzeichnung der angeborenen Haarmerkmale der Probanden und Vergleich mit deren Genomen konnte das Forscherteam ausarbeiten, welche Gene mit denselben Merkmalen korrelierten. Die Studie beschreibt insgesamt 18 Gene, von denen 10 neu zu sein scheinen. Damit tragen sie zu einem besseren Verständnis der genetischen Profile hinter den Haartypen bei. Neben IRF4 fanden die Wissenschaftler heraus, dass das Gen FOXL2 mit buschigen Augenbrauen und Monobrauen zusammenhängt, während das Gen mit der Bezeichnung EDAR – oft mit ostasiatischen Haartypen assoziiert – dazu beiträgt, dass Haar auf dem Kopf gerade wächst und die Gesichtsbehaarung spärlich ausfällt. PRSS53 gehört jetzt zu den Genen, die mit Locken zusammenhängen. Chancen für Kosmetik und Forensik Bisher sind sich die Forscher über die spezifischen Mechanismen, wie diese und andere Gene den Haartyp beeinflussen noch unsicher. Doch wenn sich diese entdecken lassen, wären das großartige Aussichten für die Vermarktung neu entwickelter Produkte, die unerwünschte Prozesse wie etwa das Ergrauen, aufhalten könnten. „Menschen geben viel Geld aus, um ihre Haarfarbe zu verändern, doch heute wird es für Bleiche und Färbemittel verwendet“, bemerkte UCL-Studienautor Kaustubh Adhikari. „Diese Studie zeigt, dass es eine genetische Komponente für das Ergrauen gibt und das erhöht die Chancen auf Medikamente, die innerlich auf das Haar wirken könnten, sodass es bereits die gewünschte Farbe hat, wenn es herauswächst.“ Die Studie könnte auch breitere gesellschaftliche Vorteile bieten. Mit der Verbindung bestimmter Gene mit unterschiedlichen Haartypen, Schattierungen und Mustern, können die Ergebnisse auch den Forensikern bei der Erstellung von Gesichtsprofilen von Verdächtigen auf der Basis der hinterlassenen DNA-Spuren helfen. „Es ist spannend, dass wir jetzt die Geheimnisse der Genetik aufdecken, die der normalen menschlichen Variation unterliegen“, sagte David Balding, ein weiterer Seniorautor der UCL-Studie. „Wenn dies zur Kosmetikindustrie gelangt, so ist es nur die Widerspiegelung der Welt, in der wir leben... Es wird auch zu Innovationen in der Forensik führen: die Möglichkeit, die Merkmale einer Person vorherzusagen, die ihre DNA an einem Ort des Verbrechens hinterlassen hat. Ich denke, dieses neue Wissen ist spannend und wird zu guten Ergebnissen führen.“
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