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Inhalt archiviert am 2023-03-24

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Mehr Sicherheit für ungeschützte Verkehrsteilnehmer durch neuartige Technologie

EU-finanzierte Forscher haben eine Vielzahl intelligenter Verkehrssysteme (IVS) untersucht und erprobt, um feststellen zu können, welche sich am besten eignen, um die Sicherheit, den Komfort und die Mobilität für ungeschützte Verkehrsteilnehmer zu erhöhen.

Die EU hat sich das Ziel gesetzt, die Zahl der Todesfälle bei Verkehrsunfällen bis zum Jahr 2020 zu halbieren. Die von der Europäischen Kommission veröffentlichten Zahlen zeigen, dass es im Jahr 2015 26.000 Tote und 135.000 Schwerverletzte auf den Straßen der EU gab. Daraus sind insgesamt Kosten von rund 100 Mrd. EUR (Rehabilitation, Gesundheit, Materialschäden etc.) entstanden. Zwischen 2000 und 2012 konnten die Todesfälle bei Pkw-Insassen um 50 % gesenkt werden. Bei ungeschützten Verkehrsteilnehmern konnte keine Senkung in dieser Größenordnung erzielt werden: Bei den Fußgängern ging die Zahl der Todesfälle um 34 % zurück, bei den Radfahrern um 31 % und bei den Motorradfahrern um 17 %. In städtischen Gebieten betreffen zusammengenommen 68 % der Todesfälle im Straßenverkehr ungeschützte Verkehrsteilnehmer. Tatsächlich sind die Unfälle mit ungeschützten Verkehrsteilnehmern der Grund, warum man zwischen 2014 und 2015 von einem Nachlassen der Verkehrssicherheit in der EU sprach. Das drei Jahre andauernde Projekt VRUITS bestätigt, dass ein Verkehrsmanagement mit Intelligenten Verkehrssystemen (IVS) zweifellos zur Reduzierung der Todesopfer bei Pkw-Unfällen beigetragen hat, indem Fahrzeuge und Infrastruktur mit zusätzlichen Technologien ausgerüstet werden. Allerdings argumentieren die Forscher, dass man dabei weniger Wert auf die Sicherheit, den Komfort und die Mobilitätsbedürfnisse ungeschützter Verkehrsteilnehmer gelegt hat. Im Projekt wurde versucht, dieses Gleichgewicht durch die Analyse verschiedener IVS neu herzustellen. Es wurden daher Anwendungen vorgeschlagen, bei denen die ungeschützten Verkehrsteilnehmer im Zentrum stehen und die anschließend im Feld getestet und erprobt wurden. So konnten die Forscher evidenzbasierte Empfehlungen für die künftige Politik und Industrieentwicklung abgeben. Wichtige Faktoren wie Marktreife, Kosten-Nutzen-Analyse, die aktuell zur Verfügung stehende Infrastruktur und gesellschaftliche Auswirkungen wurden bei diesen Empfehlungen berücksichtigt. Feldversuche Bei den infrastrukturbasierten IVS betrachtete man im Projekt intelligente Signalanlagen für Fußgänger (IPT), adaptive Beleuchtung für Kreuzungen (CAL) und Information über freie Fahrradstellplätze (IVB). Bei den fahrzeugbasierten Systemen konzentrierte man sich auf Systeme zur Erkennung von toten Winkeln (BSD), Systeme zur Erkennung von Fußgängern und Radfahrern + Notbremsung (PCDS+EBR) sowie auf Signalanlagen für ungeschützte Verkehrsteilnehmer (VBS). Und bei den nutzerorientierten Systemen standen das Informationssystem zu sich nähernden motorisierten Zweirädern (PTW2V), die Fahrrad-Fahrzeug-Kommunikation (B2V), die Grüne Welle für Radfahrer (GWC) und die Sicherheit an Kreuzungen im Fokus (INS). Feldversuche für die empfohlenen Methoden wurden in den Niederlanden und in Spanien durchgeführt. Im spanischen Valladolid wurden Systemtests zu Verbesserungen der Fußgängermobilität durch sensorgesteuerte Ampeln und zur Erhöhung der Sicherheit durch bessere Sichtbarkeit an Zebrastreifen durchgeführt. Im Rahmen der Studie fand man heraus, dass infolge der Änderungen 5 % weniger Fußgänger die Straße bei einer roten Ampel überqueren und dass die Fußgänger 20 % weniger Wartezeit in Kauf nehmen mussten. Die Pilotstudie in Alcalá de Henares betrachtete die Sicherheit von Fußgängern an Kreuzungen. Es wurden Fußgängerdetektoren und Fahrermeldungen eingesetzt und festgestellt, dass das System zwar sehr vielseitig, aber auch, je nach vorhandener Infrastruktur, recht teuer in der Einrichtung war. Im niederländischen Helmond betrachteten die Forscher auch die Sicherheit an Kreuzungen, jedoch für Radfahrer. Man erprobte ein System, das sowohl Autofahrer als auch Radfahrer vor einer möglichen Kollisionsgefahr warnt, und es wurden automatisches Bremsen bei den Pkws eingeführt. Diese Pilotversuche ermöglichten ein weitergehendes technisches Verständnis für die relativen Kosten und Vorteile der einzelnen Systeme. Insgesamt wurde in der Studie ermittelt, dass die Kosten für die Umsetzung bei sieben der 10 betrachteten Systeme durch die Vorteile aufgewogen werden, weil sie die Sicherheit, die Mobilität und den Komfort der ungeschützten Verkehrsteilnehmer erhöhen. In der Studie fand man heraus, dass das System zur Erkennung von Fußgängern und Radfahrern und die Notbremsung für eine erhöhte Sicherheit der ungeschützten Verkehrsteilnehmer vielversprechend ist. Die Forscher räumen jedoch auch ein, dass die Forschungsmethodik auch Einschränkungen aufwies, da die Gestaltung der Tests, die Szenarien mit hohem Risiko abbilden sollten, schwierig war. Daher schlagen die Forscher vor, mit besseren Daten zu Unfällen Systemverbesserungen zu erzielen und eine systemweite Strategie zu verfolgen und sich nicht auf einzelne Komponenten zu konzentrieren. Politische Empfehlungen Im Projekt wurden zudem mehrere Empfehlungen für Politik und Industrieentwicklung abgegeben. Vom Standpunkt des Designs empfehlen die Forscher, dass eine verbesserte Erkennungsgenauigkeit ungeschützter Verkehrsteilnehmer sowie Schnittstellen vonnöten sind, die nutzeroptimiert gestaltet sind. Darüber hinaus fordern sie Instrumente, die sich den Umweltbedingungen anpassen und mit mehreren, kooperativen Funktionen ausgestattet sind. Sie betonten auch, dass eine bessere Prognose des Verhaltens der Verkehrsteilnehmer erforderlich ist sowie geeignete Verfahren für die Datennutzung, standardisierte Systeme und, wenn nötig, auch Strafverfolgung. Diese Empfehlungen kommen zur rechten Zeit. Vernetztes und automatisiertes Fahren (C-ITS) ist ein wesentlicher Bestandteil der EU-Strategie, um die Zahl der Todesfälle bei Verkehrsunfällen bis 2020 um 50 % zu senken. Die Kommission wird ihren Masterplan zur Einführung von IVS in der zweiten Hälfte des Jahres 2016 ausarbeiten. Weitere Informationen erhalten Sie unter: Projektwebsite von VRUITS

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Finnland

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