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Inhalt archiviert am 2023-04-12

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Wissenschaft im Trend: Mumifizierung in Ägypten viel früher als bisher angenommen

Untersuchungen an einer Mumie haben ergeben, dass die alten Ägypter bereits viel früher als bisher von der Wissenschaft angenommen ausgefeilte Einbalsamierungsverfahren entwickelt hatten.

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Lange Zeit ging die wissenschaftliche Gemeinschaft davon aus, dass Ägyptens prähistorische Mumien durch Zufall entstanden sind. Doch nun gibt es immer mehr Belege dafür, dass Menschen zu ihrer Konservierung beigetragen haben. Eine neue Forschungsarbeit, die im „Journal of Archaeological Science“ veröffentlicht wurde, zeigt, dass die alten Ägypter Tote bereits 1 500 Jahre früher als angenommen einbalsamiert haben. Diese Entdeckung verdanken die Archäologen einer der ältesten intakten Mumien der Welt. Frühestes bekanntes ägyptisches Einbalsamierungsrezept Die Mumie, die aus der Zeit um 3 700 bis 3 500 vor Christus stammt und im Ägyptischen Museum in Turin, Italien, untergebracht ist, wurde nie einer Restaurierung unterzogen. Dadurch erhielt das von den Universitäten York im Vereinigten Königreich und Macquarie in Australien geleitete Team die einzigartige Gelegenheit, die Mumie genau zu untersuchen. Forensische chemische Tests ergaben ein Einbalsamierungsverfahren, das darauf hindeutet, dass die Turiner Mumie nicht durch Zufall entstanden ist. Das Team enthüllte das ursprüngliche altägyptische Einbalsamierungsrezept, das als erstes verwendet wurde, um Körper zu konservieren und sie vor dem Verfall zu schützen. Dies ist der erste unbestreitbare wissenschaftliche Beweis für die Anwendung der Einbalsamierung an einer intakten, prähistorischen ägyptischen Mumie. Die Ergebnisse liefern auch den ersten Beweis dafür, dass das Rezept in einem größeren geografischen Gebiet verwendet wurde. Das Rezept enthielt antibakterielle Substanzen, die in ähnlichen Mengen verwendet wurden wie jene, die die ägyptischen Einbalsamierer nutzten, als ihr Verfahren etwa 2 500 Jahre später ihren Höhepunkt erreichte. Die Mumie „verkörpert im wahrsten Sinne des Wortes das Einbalsamierungsverfahren, das 4 000 Jahre lang das Herzstück der ägyptischen Mumifizierung war“, sagte der Archäologe Dr. Stephen Buckley von der Universität York und Mitverfasser der Studie der „BBC“. „Bis jetzt“, erklärte er, „gab es keine prähistorische Mumie, die den Ursprung dessen, was sich zur legendären Mumifizierung entwickelt hat und die wir genau kennen, so perfekt mithilfe der Chemie demonstriert hat.“ Die Arbeit an der Mumie hat zu weiteren Entdeckungen geführt. Das rituelle Einbalsamierungsverfahren wurde um 3 600 vor Christus an einem Mann durchgeführt, der bei seinem Tod zwischen 20 und 30 Jahre alt war. Ägyptischer Mumifizierungsprozess kommt ans Licht Im Gespräch mit der britischen Tageszeitung Daily Mail sagte Dr. Jana Jones, Ägyptologin und Expertin für altägyptische Bestattungspraktiken von der Macquarie Universität, die Entdeckung sei ein „bedeutsamer Beitrag zu unserem begrenzten Wissen über die prähistorische Zeit“ und dass sie „entscheidende, neue Informationen über diese spezielle Mumie“ liefere. Prof. Tom Higham, stellvertretender Direktor der Abteilung für Beschleunigermassenspektroskopie (Radiocarbon Accelerator Unit) in Oxford, Vereinigtes Königreich, stellte fest: „Es gibt nur sehr wenige Mumien, die völlig unversehrt sind, zur Analyse. ... Unsere Radiokarbondatierung zeigt, dass sie auf die frühe Naqada-Phase der ägyptischen Vorgeschichte zurückgeht, wesentlich früher als die klassische pharaonische Periode, und dieses frühe Alter bietet uns einen unvergleichlichen Einblick in die Bestattungsverfahren vor dem Aufstieg des Staates.“ Er betonte die Bedeutung der Studie, an der er auch beteiligt war: „Die Ergebnisse verändern unser Verständnis von der Entwicklung der Mumifizierung und dem Einsatz von Einbalsamierungsmitteln erheblich und zeigen die Möglichkeiten der interdisziplinären Wissenschaft auf, wenn es darum geht, die Vergangenheit zu verstehen.“

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Vereinigtes Königreich