Parlamentsausschuß geteilter Meinung über Busquin
Aufgrund der Uneinigkeit innerhalb des Ausschusses des Europäischen Parlaments, der am 1. September Philippe Busquin hinsichtlich seiner Bestätigung anhörte, wurde der designierte Kommissar für Forschung in einem Schreiben des Ausschußvorsitzenden weder empfohlen noch abgelehnt. Während Busquins Antworten auf Forschungsfragen im allgemeinen positiv beurteilt wurden, sind die Meinungsverschiedenheiten überwiegend auf die wiederholten Fragen zu seiner Rolle in der belgischen Parti Socialiste zurückzuführen. Viele Mitglieder und Beobachter sind jedoch der Meinung, daß dies für seine Position als Kommissar irrelevant und außerdem eine interne Angelegenheit Belgiens sei. Da das Parlament nicht offiziell über einzelne Kandidaten abstimmen kann, ist es dennoch wahrscheinlich, daß die gesamte designierte Kommission, mit Herrn Busquin als Kommissar für Forschung, am 15. September vom Parlament bestätigt wird. In einem Schreiben an die Präsidentin des Europäischen Parlaments, Nicole Fontaine, erklärte der Vorsitzende des Ausschusses für Industrie, Außenhandel, Forschung und Energie, Carlos Westendorp, daß er "aufgrund der geteilten Meinung innerhalb des Ausschusses" keine klare Antwort geben könne. Gemäß den Verfahrensregeln fand keine Abstimmung statt, jedoch faßte Herr Westendorp den Standpunkt des Ausschusses folgendermaßen zusammen: "Während viele Mitglieder die Fähigkeiten von Herrn Busquin anzweifeln, sind viele andere der Ansicht, daß er ein kompetenter Kommissar wäre." Hinsichtlich Forschungsfragen wurde Herr Busquin von den Mitgliedern "positiv aufgenommen". Sie waren sich jedoch einig, daß es notwendig sei, die künftigen Aktivitäten von Herrn Busquin genau zu beobachten. Besonders hervorgehoben wurde seine Bereitschaft, das Europäische Parlament in die Diskussionen über das Sechste Rahmenprogramm (das Anfang 2000 beginnen soll) eng einzubinden sowie seine Absicht, Rede und Antwort hinsichtlich der Erweiterung im RP6 sowie in Projekten im Rahmen des Fünften Rahmenprogramms zu stehen. Es wurde ebenfalls positiv aufgenommen, daß Herr Busquin die Notwendigkeit erkannte, die Kommunikation zwischen der Gemeinsamen Forschungsstelle der Kommission und dem Parlament zu verbessern, und die Vorteile sah, die in der Förderung der Teilnahme von kleinen und mittleren Unternehmen und den südlichen Regionen an mehr Forschungsprojekten liegen. Der Ausschuß begrüßte auch, daß Herr Busquin ein europäisches Patent unterstützen und sich für den besseren Schutz von geistigen Eigentumsrechten einsetzen will. Einige Mitglieder waren der Meinung, daß die Antworten von Herrn Busquin, insbesondere die Antworten auf technische Fragen, nicht detailliert genug seien. Die Absicht, sein Wissen und seine Erfahrung hinsichtlich der Instrumente der Forschungspolitik der Gemeinschaft zu vertiefen, wurde begrüßt. Herr Westendorp berichtete: "Die meisten Mitglieder schätzten seine menschlichen Qualitäten und erkannten an, daß dem designierten Kommissar nur wenig Zeit zur Verfügung stand, sich mit den technisch komplexen Angelegenheiten, über die ihm Fragen gestellt wurden, vertraut zu machen." Im Gegensatz zu anderen nominierten Kommissaren wurde Herr Busquin nur von einem Ausschuß befragt, weshalb den Mitgliedern mehr Zeit zur Verfügung stand, ihre Fragen zu stellen. Jedoch bemängelten viele Mitglieder, daß die Fragen zu Herrn Busquins Rolle in den Skandalen der belgischen Parti Socialiste (französischsprachige sozialistische Partei) zu viel Zeit in Anspruch genommen hätten. Sie betrachteten diese Fragen als "völlig unangemessen und unfair" und meinten, daß dies "in Schikane ausarte". Diese Mitglieder akzeptierten, daß Herr Busquin nicht persönlich für diese Angelegenheit verantwortlich gemacht werden könnte. Ihrer Meinung nach habe er sogar unter Beweis gestellt, daß er die Mißstände in der Partei, die er seit 1992 führte, beheben könnte. In Anbetracht seiner Verpflichtung, zurückzutreten, falls Beweise oder Anschuldigungen vorgebracht werden sollten, die ihn belasten, wiesen sie auf seine "persönliche Ehrlichkeit" hin.