Alternativen zu Tierversuchen
Die Gesundheit des Menschen und das Wohlergehen der Tiere werden von der Entwicklung neuer, auf Zellkulturen und fortgeschrittener Technologie beruhenden in- vitro-Toxikologietests profitieren. Hintergrund Um die Wirksamkeit und Sicherheit von Kosmetikprodukten, Medikamenten, Lebensmitteladditiven, Impfstoffen und Chemikalien zu bewerten, werden heute noch immer zahlreichen Tierversuche durchgeführt. Abgesehen von der zunehmenden öffentlichen Besorgnis um das Wohlergehen der Tiere sind Tierversuche teuer, zeitintensiv und können Reaktionen beim Menschen nicht immer vorhersagen. Die EU hat sich verpflichtet, Methoden zu fördern, die Tierversuche ersetzen, sie verbessern oder ihre Zahl verringern. Die Richtlinie 86/609/EEC verbietet den Tierversuch, wenn ein genauso zufriedenstellender alternativer Test ,,vernünftig" und ,,praktisch" verfügbar ist. Die Rolle des Europäischen Zentrums zur Validierung alternativer Methoden (ECVAM) besteht darin, die Entwicklung, Validierung und Akzeptanz alternativer Tests für bestimmte Zwecke zu koordinieren. Das ECVAM ist Teil des Instituts für Gesundheit und Verbraucherschutz der Gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Kommission. Beschreibung, Wirkung und Ergebnisse Zunächst bestand das Hauptanliegen darin, bestehende Methoden durch in vitro-Tests zu ersetzen. Eine Reihe von Ersatzverfahren, die vom ECVAM und seinen Partnern oder anderen Einrichtungen validiert wurden, sind nun im Einsatz oder werden zur Zeit auf europäischer oder OECD-Ebene diskutiert. Der Schwerpunkt liegt heute auf neuen, human-basierten Tests, die die aktuellen Kenntnisse über Mechanismen widerspiegeln. Das ECVAM entwickelt Methoden, um herauszufinden, wie Substanzen auf lebenswichtige Organe (Leber, Nieren) oder Systeme des Körpers (Immun- und Nervensystem) wirken oder Krebs verursachen. Die Tests werden in Multi-Approach-Strategien, die Computermodellierung umfassen, integriert. Im ECVAM arbeiten Teams von Spezialisten in allen großen Fachgebieten der Toxikologie zusammen. Um die langfristige Wirkungen schwach dosierter Substanzen zu untersuchen, werden neuartige Ansätze entwickelt, bei denen die Zellen monatelang erhalten bleiben, ohne Subkulturen anzulegen. Ein anderes neues Instrument, eine Reihe gentechnisch erzeugter neuronaler Zellinien, wurde zum Patent angemeldet. Jede Zellinie enthält ein Transgen, das im Zustand der Expression die Zelle besonders verletzlich oder gegen Apoptosis, eine Art programmierter Zelltod, resistent macht. Die Expression des Transgens kann ausgelöst, beseitigt und sogar fein abgestimmt werden. Die Zellen dienen dazu, Bestandteile zu identifizieren, die selbst in äußerst schwachen Konzentrationen Apoptosis beschleunigen oder inhibieren, und unser Wissen in bezug auf Krankheiten wie Alzheimer, wo die Apoptosis eine wichtige Rolle spielt, erweitern können. In Tests zur Feststellung embryotoxischer Bestandteile nutzt das ECVAM die Fähigkeit embryonaler Stammzellen, in vitro in verschiedene Gewebe zu zerfallen (z.B. schlagendes Herzgewebe). Tests dieser Art werden durch die gentechnische Erzeugung permanenter Zellinien noch genauer. Dies sind nur einige Beispiele von den zahlreichen verschiedenen Untersuchungen, die das ECVAM durchführt. Organisation der Partnerschaft Aufgrund seiner Koordinatorrolle sind am ECVAM viele Partner aus aller Welt tätig: Spezialisten für Tiergesundheit, Akademiker, Vertreter aus den Chemie-, Kosmetik- und Pharmaindustrien, von Regierungsabteilungen und internationalen Organisationen. Abgesehen von der Koordination der Prävalidierungs- und Validierungsstudien, die in vielen Labors durchgeführt werden, erteilt das ECVAM Empfehlungen zu alternativen Tests und Fragen in Zusammenhang mit der Tiergesundheit, organisiert Workshops und Arbeitsgruppen, bietet SIS - ein Informationsdienst, der sachliche, bewertete Informationen über Tests und den Stand ihrer Validierung/Akzeptanz liefert - an und hat Olive©JRC entwickelt, ein Informationsmanagementsystem, das Labors helfen kann, eine Einrichtung ,,bewährte Laborpraxis" für alternative Tests zu schaffen und zu führen. Überdies war das Zentrum Hauptveranstalter des dritten Weltkongresses über alternative Verfahren und die Verwendung von Tieren in den Life Sciences, der im September 1999 in Bologna, Italien, stattfand.