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Inhalt archiviert am 2022-12-07

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Informationsgesellschaft ist eine Chance und keine Bedrohung

Man kann sich heute, wo die Lust auf "dot-com"-Unternehmen unersättlich scheint, kaum mehr vorstellen, daß in den frühen 90er Jahren, als die Arbeitslosenquote in Europa besorgniserregend hoch war, die Informationsgesellschaft als Bedrohung für Arbeitsplätze angesehen wurde. D...

Man kann sich heute, wo die Lust auf "dot-com"-Unternehmen unersättlich scheint, kaum mehr vorstellen, daß in den frühen 90er Jahren, als die Arbeitslosenquote in Europa besorgniserregend hoch war, die Informationsgesellschaft als Bedrohung für Arbeitsplätze angesehen wurde. Der größte Teil Europas erfreut sich derzeit eines anhaltenden Wirtschaftswachstums, und die neue vernetzte Wirtschaft gilt nun als wichtige Quelle für Beschäftigungsmöglichkeiten. Während Europa die Situation zu nutzen versucht, treten jedoch neue Probleme auf. Zu diesen Problemen zählen ein zunehmender Mangel an qualifizierten Arbeitskräften an den Orten mit dem höchsten Wirtschaftswachstum, unzureichende Investitionen in Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT) und Probleme hinsichtlich der sozialen Ausgrenzung. Diese Probleme müssen vom öffentlichen und privaten Sektor gemeinsam angegangen werden, wenn Europa im Wettbewerb mit den USA und aufstrebenden asiatischen Ländern bestehen soll. Zu diesem Schluß kamen die Delegierten der vor kurzem stattgefundenen Konferenz zum Thema "Neue Arbeitsplätze und die Informationsgesellschaft", die von ALTA, der Association Luxembourgeoise des Téléactivités, veranstaltet wurde. François Biltgen, der luxemburgische Minister für Arbeit und Kommunikation, wurde beauftragt, diese Botschaft auf der Sondersitzung des Europäischen Rates zu Beschäftigung, Wirtschaftsreform und sozialem Zusammenhalt vorzubringen. Die Sondersitzung findet am 23. und 24. März 2000 in Lissabon statt. "Wir müssen uns klar darüber sein, wie wir die derzeitige wirtschaftliche Situation zur Anpassung an die neue Realität nutzen können", sagte der Minister aus Luxemburg. "Die Untersuchung der Verbindungen zwischen Arbeitsplätzen und der Informationsgesellschaft sowie der Probleme, die bezüglich der möglichen sozialen Ausgrenzung und der häufig zitierten Qualifikationslücke auftreten können, ist eine prioritäre Angelegenheit." "Wir wissen heute, daß wir weiterhin außerhalb Europas, in Asien, Talente anwerben müssen, um hochqualifizierte Stellen zu besetzen. Es ist jedoch wichtig, mit der Einführung von Schulungsprogrammen zu beginnen, um die Qualifikationslücke zu schließen." Herr Biltgen wies außerdem auf die Notwendigkeit hin, zu gewährleisten, daß die schnelle Entwicklung der Informationsgesellschaft richtig verwaltet wird. "Wir sollten die Schaffung neuer Arbeitsplätze fördern, gleichzeitig jedoch auch dafür sorgen, daß die erforderlichen gesetzlichen Grundlagen auf europäischer Ebene gegeben sind. So sollte beispielsweise die Telearbeit [häufiges Arbeiten entfernt vom eigentlichen Arbeitsplatz durch Einsatz von ICT] die Beschäftigung nicht unsicherer machen - diese Arbeitsplätze sollten hochwertig sein". Norbert Rischette, Generalsekretär der ALTA, sagte, er hoffe, daß der Beschluß der Konferenz in Lissabon politische Maßnahmen auslösen werde, so wie es, seiner Aussage nach, bei der ALTA-Konferenz zur Telearbeit vor vier Jahren auch der Fall gewesen sei. "Vor vier Jahren stand man der Telearbeit mißtrauisch gegenüber, aber jetzt steht diese Arbeitsmethode ganz oben auf der politischen Tagesordnung. Wir hoffen, daß mit der Konferenz von Lissabon dieser Impuls erhalten bleibt", sagte er. "Zur Gewährleistung der Schaffung von Arbeitsplätzen in der Informationsgesellschaft sind bestimmte Infrastrukturen erforderlich. Die Schaffung dieser Dienste bedarf der Finanzierung sowohl durch den öffentlichen als auch durch den privaten Sektor." "Die politischen Aktivitäten auf europäischer Ebene sind vielversprechend, wie z.B. die jüngste Strategie für Arbeitsplätze in der Informationsgesellschaft oder die Initiative "eEurope". Nun sind politische Aktivitäten auf der Ebene der Mitgliedstaaten erforderlich." Herr Rischette sagte, er hoffe, daß sich durch das Zusammentreffen von Konkurrenten, wie z.B. Nokia, IBM-Lotus und Siemens, auf der Veranstaltung auch der private Sektor in die richtige Richtung entwickeln werde. "Die Industrie braucht eine langfristige Perspektive", sagte er. "Sie wissen, wie man Arbeitsplätze abbaut; wir möchten ihnen zeigen, wie man Arbeitsplätze schafft." Veli-Pekka Niitamo, Direktor der Abteilung Globale Beschaffung bei Nokia, sagte, der Mangel an qualifiziertem Personal sei der Bereich mit den größten Herausforderungen, denen sich Europa stellen müsse. Nokia müsse Arbeitskräfte aus Indien und China einführen, um den Mangel an qualifizierten Arbeitskräften zu überwinden. Zudem sei Nokia davon abgekommen, in Ländern wie beispielsweise Italien zu investieren, wo die Beschäftigung von Nicht-EU-Bürgern Beschränkungen unterworfen ist. Nokia habe in Schulungsprogramme und Projekte investiert, in denen die Fähigkeiten an die Arbeitsplätze angepaßt werden, so Herr Niitamo weiter. Dagegen meinte Peter Johnston von der Generaldirektion Informationsgesellschaft der Europäischen Kommission, große Unternehmen wie Nokia könnten selbst mehr für die Ausbildung ihres Personals tun, anstatt sich auf den öffentlichen Sektor zu verlassen. Gavin Lennox, der für E-Business zuständige Direktor bei IBM-Lotus, meinte, sein Unternehmen suche eher nach der Fähigkeit, sich schnell an veränderte Situationen anzupassen, als nach einem fertigen Qualifikationspaket, das sehr schnell veralten könne. "Wir leben in einer Welt, in der sich die Technik mit einer höheren Geschwindigkeit entwickelt, als sich die Leute daran anpassen können. Wir suchen Leute, die mit großen Wissensmengen umgehen können und in der Lage sind, mit Veränderungen Schritt zu halten." Die sozialen Aspekte der Informationsgesellschaft kamen ebenfalls zur Sprache. Insbesondere wurde die Notwendigkeit diskutiert, dafür zu sorgen, daß gesellschaftliche Randgruppen nicht ins Hintertreffen geraten. Horace Mitchell, Direktor von European Telework Online und Leiter der Eröffnungsversammlung, sagte, die Informationsgesellschaft müsse für junge Leute attraktiv gestaltet werden, die dadurch zur Aneignung der erforderlichen Kenntnisse motiviert würden. Voraussetzung sei allerdings, daß die richtigen Unterstützungsmechanismen vorhanden sind. "Das Internet ist für junge Leute attraktiv und könnte, genau wie früher die Musik oder das Boxen, ein Ausweg aus der Armut für die Menschen sein. Junge Menschen müssen Zugang zu diesen neuen Technologien erhalten. Außerdem muß ihnen die Gelegenheit gegeben werden, die richtigen Fähigkeiten zu entwickeln. Die Regierung und die Industrie können eine Menge tun, um die Informationsgesellschaft für sie attraktiv zu gestalten." Herr Mitchell erklärte, jeder unbesetzte IT-Arbeitsplatz stelle ein Wachstumshemmnis dar, und mit der immer größeren Qualifikationslücke verschlechterten sich die Chancen, diese Arbeitsplätze zu besetzen. "Wir müssen dafür sorgen, daß wir nicht zurückbleiben. Zudem müssen wir die Chancen nutzen, wozu Investitionen in allgemeine und berufliche Bildung und ICT-Entwicklung notwendig sind", sagte er. Derzeit geben die USA verglichen mit Europa pro Kopf doppelt so viel für ICT aus, und diese Kluft wird sich noch vergrößern, da es immer schwieriger wird, die erforderlichen qualifizierten Arbeitskräfte für die Nutzung von E-Business und anderen Technologien zu finden. Peter Johnston, Leiter des Referats "Neue Arbeitsmethoden" der GD Informationsgesellschaft und Vorsitzender der Abschlußversammlung, sagte, es sei interessant gewesen, zu beobachten, wie sich der Tenor der Diskussion seit der letzten ALTA-Konferenz "Telearbeit: Bedrohung oder Chance für Europa" vor vier Jahren von Besorgnis zu Optimismus gewandelt habe. "Es geht nicht mehr darum, wie wir diese Arbeitsplätze erhalten und die alte Industrie schützen können. Nun geht es darum, neue Arbeitsplätze für Europa zu schaffen", sagte er.

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