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Inhalt archiviert am 2024-04-23

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SEEMPUBS: Maximale Energieeinsparungen durch minimale Eingriffe bei historischen Bauwerken

Die historischen Bauwerke Europas ziehen Besucher aus aller Welt an. Es kann jedoch anstrengend sein, sie ohne wesentliche Bauarbeiten energieeffizient zu halten. Das EU-finanzierte Projekt SEEMPUBS beabsichtigt, den Energieverbrauch dieser Bauwerke mithilfe eines neuen IKT-gestützten Überwachungs-, Visualisierungs- und Steuerungssystems zu reduzieren, dies mit den bereits installierten Energiesystemen zu bewältigen und etwaige Schäden, die durch wesentliche Eingriffe an den Gebäuden entstehen könnten, zu vermeiden.

Im Rahmen des RP7-finanzierten Projekts SEEMPUBS wurde ein neues rechnergestütztes System entwickelt, das in großen Gebäuden die Beleuchtung, Heizung, Klimaanlagen und sonstige Umweltanlagen steuern kann. Die Technologie von SEEMPUBS umfasst ein zentrales Kontrollsoftware-System, das drahtlos mit Energiestrukturen verbunden ist, die in verschiedenen Bereichen des Gebäudes oder sogar in mehreren Gebäuden installiert sind. Professor Enrico Macii von der Polytechnischen Universität Turin : "Dieses Modell ist auf viele verschiedene historische Bauwerke anwendbar, in denen bereits alte Energiesysteme vorhanden sind. Dadurch werden teure Bauarbeiten, Betriebsstörungen und etwaige Schäden vermieden." Die Funktionsweise dieses Systems konnte bereits an bestehenden Gebäuden auf dem Campus des Polytechnikums, wie beispielsweise am Castello di Valentino, vorgeführt werden. Durch einen Vergleich zwischen Referenz- und Testräumen konnten beim Heizenergiebedarf im Winter durchschnittliche wöchentliche Einsparungen von 27 % bis 36 % verzeichnet werden. Im Sommer betrugen die Energieeinsparungen für Kühlen zwischen 63 % und 74 %. Ein großes wirtschaftliches Potenzial Licht, Temperatur und Feuchtigkeit sind in derartigen Bauwerken häufig schwer zu steuern. "Üblicherweise haben diese historischen Bauwerke individuelle Heizungen und Klimaanlagen in den verschiedenen Räumen", sagt Macii. "Es gibt keine zentrale Umgebungskontrolle. Daher muss jemand durch die verschiedenen Räume gehen, die Temperaturanzeigen und andere Sensoren ablesen und dann von Hand die Heizung und andere Einheiten anpassen." Die Systeme von SEEMPUBS fassen Gebäudetechnik, elektronische Geräte und Arbeitsabläufe zusammen, um sämtliche Wartungsfunktionen zu optimieren und zu integrieren. Wenn möglich, werden die bestehenden Gebäudemanagement-Systeme erhalten, während neue Hardware hinzugefügt werden kann, die eine feinteilige Überwachung und Steuerung ermöglicht. Der SEEMPUBS-Anwender kann sogar verschiedene Räume visualisieren und virtuell durch ein Gebäude navigieren, während er das gesamte verknüpfte System zur Umgebungs- und Energiesteuerung überwacht. Im Projekt wurde auch eine Anwendung für tragbare Geräte entwickelt, mit denen auf dem Weg durch ein Gebäude verschiedene Umweltsysteme visualisiert und inspiziert werden können. Sie zeigen Echtzeitdaten zu Licht, Temperatur, Feuchtigkeit und anderen Angaben sowie Informationen zur Architektur und Struktur. Die Projektpartner sind der Meinung, dass das wirtschaftliche Potenzial erheblich ist. Dazu gehört auch die Erschaffung eines Marktes für IKT-gestützte Lösungen, die neue und bestehende Technologien integrieren und den Weg für neue Dienste von der Entwicklung maßgeschneiderter Systeme bis hin zu Arbeitsprozessen und Instandhaltung ebnen. Einer der Projektpartner arbeitet derzeit an einer kommerziellen Version der Methodik, zu der eine Beta-Version der unterstützenden Software gehört. Ein weiterer Partner nutzt auch einige der Projektergebnisse, die die Sensortechnologien betreffen, um das Angebot an Sensoren zu erweitern, die sich mit der Abtastung und Überwachung von Umgebungsdaten befassen. Schließlich werden die Besonderheiten der SEEMPUBS-Methodik derzeit so erweitert, dass sie im Zusammenhang mit einem anderen EU-finanzierten F & E-Projekt, DIMMER , auf Bezirksebene angewandt werden können. Man erkennt im Projekt, dass letztlich ein neuer Rahmen der Zusammenarbeit zwischen dem Bereich IKT und dem Baugewerbe Gestalt annimmt und die Möglichkeiten zur Entwicklung von IKT-gestützten Systemen nutzt, welche der EU- Richtlinie über das Energieprofil von Gebäuden entsprechen . "All das tun wir während wir gleichzeitig einen wirtschaftlicheren und nachhaltigeren Betrieb erreichen", sagt Macii. "Das Ergebnis besteht aus einem geringeren Energieverbrauch, Kosteneinsparungen und einer insgesamt "grüneren" Umweltleistung. Wir wollen auch das Bewusstsein der Bürger, insbesondere das der jungen, für den positiven Effekt, den neue Technologien mittel- oder langfristig haben können, schärfen. Dafür haben wir ein Spiel namens SEEMPubSDice entwickelt, das Technologien der erweiterten Realität einsetzt sowie ein Theaterstück mit dem Titel ToBeSmart." In dem Spiel können die Spieler Elemente des Projekts beeinflussen (drahtlose Sensoren, Temperatursensoren, Glühlampen, alte Elektrokabel usw.) und die Auswirkungen betrachten, die das Energiemanagement auf den allgemeinen Energieverbrauch eines Gebäudes haben kann. Das Theaterstück, das zweimal aufgeführt wurde, setzte spezielle Projektionstechniken ein, um dem Publikum die Grundlagen der technologischen Entwicklungen des Projekts nahe zu bringen. Das Projekt SEEMPUBS, das im Jahr 2013 beendet wurde, vereinte 9 Partner aus 5 Ländern und erhielt eine Finanzierung in Höhe von EUR 2 900 000 aus dem 7. Rahmenprogramm der EU (RP7). Link zum Projekt auf CORDIS Link zur Projektwebsite