Erforschung gruppendynamischer Verhaltensmechanismen
Bei Gruppenaktivitäten wie Rudern müssen Wahrnehmung, Handlung und Kognition gut koordiniert werden. Das EU-finanzierte Forschungsprojekt ACTION COORDINATION (Cognitive and neural representations of action in temporally coordinated behaviour) untersucht, ob solche Handlungen zeitlich begrenzt aktiviert werden, und inwieweit der Einzelne bei solchen koordinierten Aktivitäten kognitiv und neuronal die Aktionen des Partners nachvollzieht.Im Projektzeitraum wurden drei Studien zu zeitlich koordinierten Maßnahmen durchgeführt. In der ersten Studie spielte jeweils ein Paar erfahrener Pianisten musikalische Duette, während ihre Hirnaktivität mittels EEG (Elektroenzephalographie) aufgezeichnet wurde. Beim Spielen wurden die Tonhöhen verändert, um festzustellen, ob dies die Gehirnaktivität und auch die Darbietung beeinflusst.Die EEG-Bilder zeigten, dass beim Vortragenden und seinem Partner falsche Tonlagen, die das koordinierte Musizieren beeinträchtigen, die Hirnaktivität stärker beeinflussten. Dies legt nahe, dass das Gehirn sowohl die eigene wie auch die Leistung des anderen überwacht, aber gemeinsame Ziele bei koordinierter Aktion höher bewertet werden als die eigene Rolle.In die zweite Studie wurden 96 Klavieranfänger aufgenommen, die Duette erlernen und spielen sollten. Dabei wurde zum einen die Darbietung des Duetts, zum anderen des individuellen Beitrags beurteilt. Interessanterweise war die Fehlerzahl im Hinblick auf das gemeinsame Ziel geringer als bei der Fokussierung auf das einzelne Ziel.Eine weitere Studie untersuchte, wie Individuen in einer Gruppenaktivität Einzel- und Gruppenaktionen wahrnehmen und voneinander unterscheiden. Mittels EEG wurde die Gehirnaktivität von 24 Paaren aufgezeichnet, die ihren Tastendruck koordinieren sollten, um Einzeltöne zu produzieren. Interessanterweise reduzierte sich die Gehirnaktivität nur dann, wenn die Partner erfolgreich Einzeltöne erzeugten. Dies deutet darauf hin, dass Menschen sich bei einer bestimmten gemeinsamen Handlung zeitlich abgleichen, um zwischen ihrem eigenen Beitrag und dem der Gruppe zu unterscheiden.Die Projektaktivitäten lieferten viele neue Erkenntnisse darüber, wie Handlungen durch kognitive und neuronale Mechanismen besser koordiniert werden. Die Erforschung der zwischenmenschlichen Koordination kann die Leistung verbessern und auch Konzepte für effizientere Mensch-Maschine-Schnittstellen und Roboter vereinfachen.