Für ein besseres Verständnis von Normativität
Mit einer Übersicht der wichtigsten Werke, die in den letzten Jahrzehnten zu dieser Thematik erschienen, führte das Projekt VALUES (Normative practices in the public sphere. A theoretical modeling of forms of civic engagement) eine soziologische Studie zum normativen Verhalten der Akteure durch. Der erste von drei Schwerpunkten war ein theoretisches Modell epistemischer Bedingungen, mit denen normative Praktiken funktionieren. Zweitens sollte ein Rahmen zur Analyse und Beschreibung der wichtigsten Formen normativer Praktiken erstellt werden. Schließlich sollte VALUES noch konzeptionelle Werkzeuge zur Analyse von Fallbeispielen moralischer und gesellschaftspolitischer Kontroversen entwickeln.In einem interdisziplinären, sowohl philosophischen als auch sozialwissenschaftlichen Ansatz wurde die Projektarbeit in drei Phasen unterteilt. Die erste Phase definiert den theoretischen Rahmen. So erschienen Fachartikel zu drei Fragestellungen, die die theoretischen Hintergründe der Theorie der Normativität erläutern. Im ersten Artikel beschreibt VALUES die pragmatischen Grundüberlegungen, Rationalität als gesellschaftliche Institution zu betrachten. Die anderen beiden Artikel behandeln das Konzept der Rationalität (und ihre wichtigsten konzeptionellen Komponenten) als gesellschaftliche Institution und das Konzept der pragmatischen Objektivität. Demnächst soll ein Fachbuch zur Theorie normativer Praktiken erscheinen.Um das Modell für Normativität als Praxis zu definieren, wurde diese zweite Phase in zwei Abschnitte unterteilt. Der erste sollte eine allgemeine Definition des Begriffs Praxis liefern, um normative Praktiken und deren wichtigste analytische Elemente zu beschreiben. Der zweite Abschnitt identifizierte die wichtigsten theoretischen Gründe, anhand derer praktische Aspekte von Normativität beurteilt werden. Letzterer orientiert sich an der Frederick-Will-Theorie zur rationalen Steuerung von Normen, einer allgemeinen Theorie zu Normativität als Praxis, zu der bereits eine Publikation erschien. Weiterhin werden derzeit zwei Buchkapitel zur empirischen Grundlage des normativen Modells bzw. zur Taxonomie normativer Praktiken vorbereitet.In Phase 3 sollte die vorhandene Literatur erweitert werden, um eine evidenzbasierte Taxonomie normativer Praktiken zu entwickeln. Mit dem Fokus auf empirischen Studien zur praktischen Beteiligung von Akteuren an der Erarbeitung von Normen stellten die Forscher von VALUE ein Diskussionspapier fertig und bereiten zwei weitere Beiträge vor. Obwohl das Projekt sechs Monate früher als erwartet endete, wurden in allen Phasen die wichtigsten Meilensteine erreicht.