Mikrobizide gegen HIV-Übertragung
HIV wird meist durch Geschlechtsverkehr übertragen, und jedes Jahr kommen Millionen von Neuerkrankungen hinzu, obwohl gegen diese Art der Übertragung bereits mehrere Strategien entwickelt wurden. Die hochaktive antiretrovirale Therapie (HAART) stoppt die HIV-Replikation und ist der bislang erfolgreichste Ansatz zur Behandlung der Krankheit. Maßnahmen, die im Vorfeld eine HIV-Übertragung verhindern, fehlen jedoch bislang. Das EU-finanzierte Projekt AIM-HIV (Hydroxitirosol, a new generation of microbicides targeting HIV through antiviral and anti-inflammatory pathways) entwickelte lokal applizierte Mikrobizide, die die Ansteckung über Geschlechtsverkehr verhindern können. Schwerpunkt war die Forschung an 5-Hydroxytyrosol (5-HT), einem antioxidativen Phenolderivat. 5HT zeigte antivirale Aktivität gegen ein breites Spektrum von HIV-1-Varianten, darunter auch arzneimittelresistente Arten, die ihre natürlichen Zielstrukturen CD4-Lymphozyten und Makrophagen angreifen. Mechanistische Analysen ergaben, dass 5HT sich gegen spezifische Transkriptionsfaktoren wie NF-kB und NFAT1 richtet und damit die virale Integration und Genexpression hemmt. Tests mit 5HT an Tiermodellen und nicht-menschlichen Primaten bestätigten die ausgezeichnete Pharmakokinetik und Stabilität. Die mikrobizide Wirkung von 5HT wurde an nicht-menschlichen Primaten mit SIV-Infektion getestet, wobei sich eine starke synergistische Wirkung zwischen 5HT und Tenofovir herausstellte, einem Inhibitor der reversen Transkriptase des HI-Virus. Allerdings konnte trotz der beobachteten In-vitro-Aktivität ein alleiniger Einsatz von 5HT eine HIV-Infektion in vivo nicht verhindern. In weiteren Forschungen zu Mikrobiziden soll nun die Polyphenolgrundstruktur von 5HT chemisch modifiziert werden, um den Effekt zu verstärken. Möglicherweise kann der antivirale Effekt in vivo auch durch langsameres Freisetzen des Wirkstoffs verbessert werden, wie die Forscher nun untersuchen wollen.
Schlüsselbegriffe
Mikrobizid, HIV, 5-Hydroxytyrosol, NF-kB, NFAT1, Tenofovir