Übertragung von Krankheiten in Vogelpopulationen
Die Modellierung der Krankheitsübertragung ist ein hilfreiches Werkzeug, um die Risiken und Konsequenzen von Infektionen innerhalb von Tierpopulationen zu verstehen. Modelle gehen allerdings grundsätzlich davon aus, dass die Chancen, der Krankheit zu begegnen, für alle Individuen gleich sind, was jedoch unrealistisch ist. Im Zuge des von der EU geförderten Projekts "The spread of pathogens in social networks: A field study" (PATHOGEN NETWORKS) wurde nun versucht, ein besseres Verständnis davon zu erlangen, wie soziale Interaktionen die Übertragung von Krankheiten in Wildvogelpopulationen beeinflussen. Dabei lag der Fokus auf krankheitserregenden Bakterien und Malariaparasiten (Plasmodium spp.) und deren Verbreitung unter Kohlmeisen (Parus major) und Blaumeisen (Cyanistes caerules). Die Forscher sammelten Proben aus Schnäbeln, Flügeln und Füßen von über 600 Vögeln in verschiedenen Populationen und versahen diese mit elektronischen Kennzeichnungen, um die sozialen Interaktionen überwachen zu können. Die Bakteriengemeinschaften wurden dann genotypisiert. Um die sozialen Interaktionen nachvollziehen zu können, wurden die Vögel in Gefangenschaft gehalten. Die Bakteriengemeinschaften waren sich meist sehr ähnlich, lediglich die oralen Bakterien unterschieden sich je nach Population stark. Was die Malariaparasiten betrifft, zeigte die Forschung auf, dass die Infektion meist bei großer räumlicher Nähe auftritt, obwohl die Krankheit durch Vektoren übertragen wird. Je nach Plasmodium-Spezies, mit der die Vögel infiziert waren, unterschied sich auch ihr Fressverhalten. Erste statistische Analyse lassen darauf schließen, dass es einen Zusammenhang zwischen der Vogelpräsenz an allgemeinen Fressplätzen und der Wahrscheinlichkeit, mit Plasmodium circumflexum infiziert zu werden, gibt. Durch das Projekt PATHOGEN NETWORKS wurde der Mangel an Daten über die Verbreitung von Krankheiten innerhalb sozialer Netzwerke von Vögeln behandelt. Dadurch werden zukünftige Untersuchungen, wie Krankheiten die Populationsstruktur und das Überleben beeinflussen, ermöglicht.