Europäisches "Forum für Genomforschungs-Manager" eingerichtet
Fachleute aus den Mitgliedstaaten und den Diensten der Europäischen Kommission einigten sich am 8. November auf die Gründung eines "Forums für Genomforschungs-Manager". Es soll Dienste zwischen den Programmen der Gemeinschaft und einzelstaatlichen Tätigkeiten entwickeln und die Vernetzung einzelstaatlicher Programme unterstützen. Die Initiative erfolgt vor dem Hintergrund einer Reihe von Diskussionen auf hohem Niveau über die Zukunft der Genforschung in Europa. "Die Genomforschung ist für Europa von strategischer Bedeutung, da man von ihr die Erschließung bedeutender wirtschaftlicher, medizinischer und gesellschaftlicher Vorteile erwartet", so die Kommission. "Dies ist vor kurzem durch die Erstellung der Karte der menschlichen Genomsequenz deutlich geworden. Zur Verwirklichung dieser wichtigen Ziele bedarf es großer Anstrengungen in dem sich rasch fortentwickelnden Bereich der Post-Sequenz-Genomforschung." Das Forum will die Aktivitäten unter einer neuen Initiative der Kommission zur Schaffung eines neuartigen "integrierten Projekts" für die Genomforschung ergänzen und die Förderung von Forschungsinfrastrukturen verstärken. Zusätzlich sollen 2001 rund 100 Millionen Euro für die Förderung von Forschungsarbeiten zur Untersuchung der ethischen und sozialen Auswirkungen der Genominformationen bereitgestellt werden. Seit 1989 hat die Europäische Kommission etwa 300 Millionen Euro in die Genforschung geleitet, wobei besonders bei Hefe, Bacillus subtilis und der Pflanze Arabidopsis ermutigende Ergebnisse erzielt wurden."Die Förderung für diesen Bereich in den vergangenen zehn Jahren hatte einen positiven Effekt, indem sie einen außergewöhnlichen Wandel der Strategie vieler europäischer Laboratorien herbeiführte, welche zuvor eher isoliert und auf einzelstaatlicher Ebene gearbeitet hatten", so die Kommission. Unter der neuen Initiative "werden integrierte Projekte darauf abzielen, den Fortschritt in der funktionellen Genomik im Bereich der menschlichen Gesundheit durch die Einrichtung von Projekten mit kritischer Masse, großer Wirkung und hohem Bekanntheitsgrad zu fördern. Jedes Projekt sollte mindestens 150 Forschungsjahre umfassen", erklärt die Kommission. Es wird sich aus drei Komponenten - Forschung, Vernetzung sowie Schulung und Mobilität - innerhalb einer integrierten Managementstruktur zusammensetzen. "Die Komponente Forschung wird voraussichtlich bahnbrechende Fortschritte bei den Methoden und Technologien in der funktionellen Genomik erzielen. Die Komponente Vernetzung gestattet es dem Projekt, als vereinigende Kraft auf diesem Gebiet zu fungieren, indem es Synergien mit und unter den einzelstaatlichen Forschungsarbeiten schafft, [und] die Komponente Schulung und Mobilität dürfte Möglichkeiten zur Ausbildung junger Forscher an den europäischen Spitzenforschungszentren in diesem Gebiet eröffnen." Die Forschungsinfrastrukturen müssten gefördert werden, wenn Europa sein volles Potenzial in der Genomforschung ausschöpfen wolle, fügt die Kommission hinzu. Die Genomforschung wird derzeit auf gemeinschaftlicher Ebene durch das Programm "Lebensqualität und Management lebender Ressourcen" des Fünften Rahmenprogramms gefördert. "Bis jetzt konnte das Programm Lebensqualität solche Infrastrukturen nur begrenzt unterstützten, da der...Haushalt... (70 Millionen Euro, lediglich 2,9 Prozent des Programmhaushalts) auf alle Bereiche der Biowissenschaften verteilt werden musste. Das Programm Lebensqualität engagiert sich nun für das Jahr 2001 stärker für die Infrastrukturen, indem rund 25 Millionen Euro aus den anderen Programmbereichen übertragen wurden." Diese Gelder sind nun zur Förderung von Infrastrukturen im Bereich Genomik für die menschliche Gesundheit und insbesondere für Genomik- und Proteomik-Datenbanken und Depots für geeignete tierexperimentelle Modelle vorgesehen. Die Kommission wird ein neues Verfahren zur Auswahl integrierter Projekte anwenden. Damit ist ein Aufruf zur Interessenbekundung für Themen, "die sich für die Unterstützung im Rahmen eines integrierten Projekts eignen", verbunden; Frist für die Einreichung ist der 9. Februar 2001. Daraus wird eine begrenzte Anzahl von Themen mit strategischer Bedeutung ausgewählt, die anschließend Gegenstand eines gezielten Aufrufs zur Einreichung von Vorschlägen werden, aus dem die integrierten Projekte ausgewählt werden. Dieser gezielte Aufruf wird im Frühsommer 2001 veröffentlicht (Frist ist der 18. Oktober 2001). Vorschläge für Infrastrukturen müssen bis spätestens 9. Februar 2001 eingereicht werden. Der Aufruf zur Interessenbekundung wurde jetzt im Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften Nr. C 324 vom 15.11.2000 S. 11 veröffentlicht.