Die innovativsten Regionen Europas werden in Lyon ausgezeichnet
Im Rahmen einer aufwendigen Preisvergabe-Zeremonie am 20. November in Lyon wurden 15 europäische Regionen mit dem PAXIS-Preis der Europäischen Kommission für exzellente Innovationsleistungen ausgezeichnet. Mit diesem Preis werden Regionen geehrt, die eine viel versprechende Fähigkeit zur Förderung von Jungunternehmen und Unternehmergeist in der Hightech-Branche aufweisen. PAXIS, die "Pilotaktion für exzellente Leistungen in innovativen Startups", ist eine mit 14 Millionen Euro bedachte neuartige Zusatzmaßnahme, die im letzten Jahr von der Europäischen Kommission ins Leben gerufen wurde, um die innovativsten Regionen in Europa zu ermuntern, das Geheimnis ihres Erfolgs anderen weiterzugeben. Die Idee für PAXIS entstand auf dem ersten europäischen Forum für innovative Unternehmen in Wien 1998, wo auch die Pläne zur Förderung der Innovation und der Gründung von Jungunternehmen in den Mitgliedstaaten ausgearbeitet wurden. PAXIS wird nun vom Programm "Innovation" der Kommission getragen. "In den letzten Jahren ist eine neue Art Unternehmer entstanden, der Kenntnisse über neue Technologien und die globale Umwelt miteinander verbindet", so Dr. Giulio Grata, geschäftsführender stellvertretender Generaldirektor der GD Unternehmen, bei der Eröffnung des zweiten europäischen Forums für innovative Unternehmen. "Innovation steht ganz oben auf der politischen Agenda, und seit 1995... wurde eine Menge erreicht. Es gibt jedoch immer noch große Unterschiede zwischen den verschiedenen Regionen in Europa. PAXIS soll dazu beitragen, die führenden Akteure zu finden und ihre Zusammenarbeit zu fördern... Wir möchten die Gedanken und Strategien ergründen, die Europa auf diesem Gebiet befolgen sollte. Außerdem müssen wir feststellen, welche bestehenden Methoden vorbildhaft sind, und diese analysieren und fördern." Engagement und Zusammenarbeit in Europa "Diese 15 Regionen sind Vorbilder, was die Förderung der Gründung und der Entwicklung innovativer Unternehmen anbelangt", so Erkki Liikanen, für Unternehmen zuständiges Kommissionsmitglied, als er zusammen mit dem früheren französischen Premierminister Raymond Barre, Christian Pierret, französischer Staatssekretär für die Industrie, und Jacques Moulinier, stellvertretender Bürgermeister von Lyon, die Auszeichnungen verlieh. "Dies sind nicht die einzigen dynamischen Regionen Europas. Sie haben sich jedoch durch ihr besonderes Engagement für Europa und ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit ausgezeichnet. Für die Union und ihre Mitgliedstaaten hat die Innovation auf regionaler Ebene eine große Bedeutung, daher müssen wir die Grundlagen schaffen, auf denen innovative Regionen entstehen können." Raymond Barre unterstrich, wie wichtig die Aufrechterhaltung und Verstärkung der Zusammenarbeit sowie die Arbeit von Stellen wie der Europäischen Kommission und der Eureka-Initiative sind: "Es ist äußerst wichtig, dass die Regionen sich zu Netzen zusammenschließen und untereinander vorbildliche Methoden austauschen." Die Sieger dürfen von nun an das goldene Symbol ihrer Auszeichnung als "Gütezeichen" auf ihrem Briefpapier und anderen Druckerzeugnissen führen. 35 Regionen antworteten auf den Aufruf zur Vorschlagseinreichung für die Finanzierung einer Pilotaktion; die Sieger wurden ausgewählt, indem 24 "Wettbewerbsfähigkeits-Indikatoren" zu Grunde gelegt wurden. Dazu gehörten das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner (*) und die Höhe der Forschungsausgaben in der Region, die vorhandenen Infrastrukturen sowie Nebenkosten wie Strom, Transport und Telekommunikation. Außerdem mussten die Regionen nachweisen können, dass eine intensive Unterstützung seitens der Behörden besteht. "Es wurde beschlossen, die Regionen in drei oder vier Netzen zusammenzufassen", wie die Kommission erklärt. In bestimmten Fällen ergaben sich die Gruppen von alleine, da die Regionen früher bereits kooperiert hatten, sodass sich ein solches Netz anbot. In anderen Fällen handelte es sich bei den Agenturen um öffentliche Stellen wie Regional- oder Gemeindebehörden oder um Regionen, die durch von einer Behörde beauftragte Mittlerorganisationen vertreten werden. Im September dieses Jahres trafen sich Vertreter der 15 Siegerregionen und schlossen sich zu vier Netzen zusammen: Die Sieger - In "KREO" sind Oxfordshire (VK), Karlsruhe-Pforzheim (DE), Lyon-Grenoble (FR) und die Emilia-Romagna (IT) vertreten. Der Slogan der Gruppe "Partners in spinning off projects from a research base" bedeutet, dass diese Gegenden einen besonderen Rückhalt in Lehre und Forschung besitzen. "Die Mitglieder von KREO zeichnen sich seit langem dadurch aus, dass aus der Forschung in Bereichen wie der Biotechnologie, der Informations- und Kommunikationstechnik (ICT), der Mikrotechnik (und) der Fertigungstechnik neue Unternehmen entstehen", so die Kommission. - Im Netz "HIGHEST" haben sich die Regionen Alpes-Maritimes (FR), Helsinki (FI), Turin (IT) und Südschweden (SE) zusammengeschlossen. Diese Gruppe wird auch "ICT-Expertennetz" genannt und hat bereits in mehreren gemeinsamen Sektoren wie dem E-Commerce zusammengearbeitet. "Wir wollen die Stärken einer jeden Region herausfinden und vernetzen", wie Alain André , der Koordinator des Teams des Départements Alpes-Maritimes, erklärt. "Wir wollen das beste Vorbild für innovative Jungunternehmen ermitteln und voneinander lernen... Als Endergebnis möchten wir ganz Europa vormachen, wie innovative Jungunternehmen gefördert werden können." - Stockholm (SE), Cambridge (VK), Stuttgart (DE) und Madrid (ES) bilden die Gruppe "SPRING". Der in Stockholm verzeichnete Boom auf den Gebieten IT, Multimedia und Telekommunikationsanwendungen, Madrids zahlreiche Technologieparks und die immer größere Zahl an Hightech-Unternehmen in Cambridge zeugen nach Angaben der Europäischen Kommission davon, dass das SPRING-Netz die "am schnellsten wachsenden innovativen Regionen" umfasst. "Stuttgart wurde im vergangenen Jahr in einem Bericht von Eurostat als Hightech-Hauptstadt der EU bezeichnet", so die Kommission weiter. "Aus diesem Bericht geht hervor, dass 23,3 Prozent aller Arbeitsplätze in der Hightech-Branche angesiedelt sind." - "Drei heimliche Hauptstädte arbeiten zusammen", so die Kommission über die "PANEL"-Gruppe aus München (DE), Mailand (IT) und Barcelona (ES). "Diese drei Städte sind vergleichbar, was Größe und Profil anbelangt: Keine von ihnen ist eine Hauptstadt, aber jede gehört zu den leistungsfähigsten Wirtschaftsräumen des jeweiligen Landes." Die Kommission hofft nun, dass diese Regionen das "Innovations-Schaufenster Europas" bilden werden, das andere Regionen anregt, ähnliche Initiativen durchzuführen, die sich durchaus auf die lokale Umgebung abstimmen lassen. Die Zeremonie der Preisverleihung ist daher nur der erste Schritt für die Netze. Sie haben nun folgende Aufgaben: - Bestimmung der bestehenden Mittel und Kompetenzen in den herausragenden Bereichen, - Bestimmung der einschlägigen Erfahrungen und der bestehenden Akteure, - Gestaltung des Informationsflusses und interaktiver Workshops, von Seminaren, Gruppen usw., - Austausch von Informationen, Wissen und Fertigkeiten, - Verbreitung von Erfolgsgeschichten und bewährter Verfahren. Die thematischen Netze befassen sich außerdem mit vorrangigen Zielen der Innovationspolitik der EU wie z.B.: - Instrumenten für die Anlauffinanzierung, - Technologietransfer für Hightech-Unternehmen und für den Einsatz der Hightech in traditionellen Unternehmen, - Unterstützung von Jungunternehmen in Zulieferketten, - Verbesserung der schulischen und beruflichen Bildung im Bereich Unternehmertum. Die Vorteile für die Sieger Der "Club of Excellence" der PAXIS-Preisträger ist nur eine von mehreren Ausrichtungen dieser Initiative. Daneben werden 24 Validierungsprojekte (ausgewählt aus 72 Vorschlägen) von PAXIS unterstützt, die sich schwerpunkthaft mit den Erfolgsfaktoren innovativer Unternehmen beschäftigen. In den kommenden 18 Monaten unterstützt die Kommission die einzelnen Projekte mit 50 Prozent der Gesamtkosten, maximal jedoch mit 400.000 Euro. (Der PAXIS-Webdienst unter Cordis beinhaltet eine Liste der Projekte, die über den Link unten abrufbar ist.) Die Pilotaktion umfasst darüber hinaus flankierende Maßnahmen zur Unterstützung der Netze exzellenter Leistungen. Darunter fallen z.B. Werbeveranstaltungen, die Erstellung einer Website oder eines Newsletter und die Verwirklichung einer "Innovationspolitik-Schnittstelle", die eine Reihe von Expertenrunden, Besichtigungen, Workshops und Übungen zur Leistungsbewertung umfasst. Die Kommission hat daher ein Expertenteam ernannt, das mit dem "Benchmaking" zur Bewertung der Effizienz, des Technologietransfers und der Unterstützungsmechanismen in den herausragenden Regionen und den entsprechenden Validierungsprojekten betraut ist. Die Ergebnisse werden von einem hochrangig besetzten "Think-Tank" zu Grunde gelegt, um allgemeine Leitlinien für vorrangige Ziele der Innovation aufzustellen, die auf regionaler, nationaler und lokaler Ebene umzusetzen sind und die Vorschläge der Kommission für eine europäische Innovationspolitik unterstützen. "Der Unternehmer- und Innovationsgeist lässt sich nicht reglementieren, wir können aber immerhin die Hindernisse beseitigen", wie Kommissionsmitglied Liikanen bemerkte. "Außerdem können wir über ein Benchmarking aus den Erfahrungen anderer lernen. Wir wissen immer noch zu wenig darüber, wie unsere europäischen Nachbarn vorgehen. Wenn wir voneinander lernen könnten, wäre dies ein enormer Impuls für die Innovation."