Prodi fordert Untersuchung der gesundheitlichen Auswirkung der Nato-Waffen auf die Soldaten
Kommissionspräsident Romano Prodi hat eine Untersuchung der Folgen des Einsatzes der Nato-Waffen auf die auf dem Balkan eingesetzten Soldaten und die dortige Bevölkerung verlangt. Seine Bedenken betreffen die Folgen des während des Krieges in Panzerabwehrwaffen verwendeten abgereicherten Urans. Am 4. Januar kündigte ein Sprecher der Europäischen Union eine Untersuchung an. "Was unsere Soldaten, aber auch die Bevölkerung vor Ort betrifft, muss die Kommission die wahren Hintergründe in Erfahrung bringen", sagte Romano Prodi. Am 5. Januar äußerte sich Prodi erneut zu diesem Thema: "Wir werden zusammen mit Behörden, internationalen und anderen Organisationen mit größter Sorgfalt und im Bewusstsein der Dringlichkeit unseren Beitrag dafür leisten, dass alle relevanten Angaben zur Situation in der Region gesammelt und untersucht werden. Ich habe daher die Dienststellen der Kommission beauftragt, unsere Hilfsprogramme zu koordinieren und die lokalen Behörden hinsichtlich der Unterstützung bei der Überwachung der Gesundheits- und Umweltsituation vor Ort zu kontaktieren." Im Namen der schwedischen Ratspräsidentschaft bekräftigte der schwedische Verteidigungsminister Björn von Sydow Romano Prodis Äußerung: "Wir müssen nun handeln. Ich begrüße daher die Diskussion über den belgischen Vorschlag, innerhalb der EU eine medizinische Arbeitsgruppe einzurichten." Ursache dieser Flut von Meinungsäußerungen war die Aufforderung zur Handlung der italienischen Regierung vom 3. Januar, die zuletzt von der Nato eine Untersuchung eines möglichen "Balkan-Syndroms" forderte, nachdem inzwischen bereits sechs italienische Soldaten verstorben sind. Frankreich, wo bekannt wurde, dass vier Soldaten an Leukämie erkrankt sind, schloss sich der portugiesischen und der belgischen Regierung an, die eine Untersuchung der Gründe für die hohe Rate an Krebstoten und Erkrankungen unter Soldaten, die im Bosnien- und im Kosovo-Krieg dienten, verlangten. Die Nato erklärte sich bereit, die Mitgliedstaaten bei der Untersuchung eines möglichen Zusammenhangs zwischen den eingesetzten Waffen und den Erkrankungen zu unterstützten. Ein wissenschaftlicher Beweis für einen solchen Zusammenhang liegt jedoch noch nicht vor. Ken Bacon, der Sprecher des Pentagon, bestritt jeglichen Zusammenhang zwischen dem abgereicherten Uran und Erkrankungen im Anschluss an einen Einsatz im Kriegsgebiet: "Nachdem behauptet wurde, dass abgereichertes Uran einer der Auslöser des Golfkrieg-Syndroms sein könnte, haben wir es jahrelang umfassend erforscht. Wir konnten jedoch keinen Zusammenhang zwischen der Exposition gegenüber abgereichertem Uran und dem Krankheits- oder Symptombild beim Golfkrieg-Syndrom feststellen."
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