Busquin fordert in Berlin zu ehrgeizigem Handeln auf
Der EU-Kommissar für Forschung Philippe Busquin erläuterte im Rahmen einer Rede in der Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin am 18. Januar, warum eine Neuausrichtung der europäischen Forschung erforderlich ist und wie die zukünftige Ausrichtung aussieht. Busquin bezeichnete die Schaffung des Europäischen Forschungsraums (EFR) als wesentlich für den Umgang mit der Mittelknappheit, dem Mangel an Humanressourcen, der Globalisierung und der EU-Erweiterung. Dazu sei eine engere Zusammenarbeit auf allen Ebenen und die Öffnung der Forschungsprojekte erforderlich. "Wir können nicht mit alten Instrumenten und Ansätzen weiterarbeiten und auf deren Grundlage Schlussfolgerungen ziehen", sagte der Kommissar. Busquin sprach über das "europäische Paradox", die Tatsache, dass die europäische Leistungsfähigkeit im Technologiebereich hinter der in den USA zurückliegt, obwohl sich dieser Unterschied inzwischen nicht weiter verschärft. "Jedoch hat sich noch ein zweites Paradox entwickelt", sagte Busquin. "Obwohl die europäischen Spitzentechnologieexporte zunehmen, ist die Kapitalrendite relativ bescheiden." Der Kommissar rief die Mitgliedstaaten dazu auf, sich ihrer Verantwortung zur Bereitstellung angemessener Forschungsmittel zu stellen. Er erinnerte das Publikum daran, dass die durchschnittlichen EU-Investitionen in die Forschung noch immer bei 1,8 Prozent liegen, verglichen mit 2,7 Prozent in den Vereinigten Staaten und 3,1 Prozent in Japan. Der Forschungskommissar warnte vor einem zunehmenden Defizit der Humanressourcen und bemerkte, dass die Schaffung eines EFR eine Möglichkeit sei, eine Lösung für dieses Problem zu finden: "Im Zusammenhang mit der Mittelknappheit, die voraussichtlich zu einem konstanten Rückgang der Humanressourcen führen werden, sowie den Zwängen der Globalisierung und den Zielen der Erweiterung ist es dringend erforderlich, dass wir unsere Ressourcen gemeinsam nutzen und unsere Bemühungen effizienter koordinieren." Der wissenschaftliche und soziale Aspekt wurde von Busquin in Berlin ebenfalls hervorgehoben. Er brachte seine Besorgnis bezüglich der Ergebnisse einer aktuellen Studie in Frankreich zum Ausdruck, aus denen hervorgeht, dass sich 63 Prozent der Befragten (74 Prozent der 18- bis 24-Jährigen) als unzureichend informiert über wissenschaftliche Entdeckungen betrachten. Der EFR werde eine Grundlage für einen besseren Austausch zwischen Bürgern und Wissenschaftlern bieten und die Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren im Bereich Forschung, darunter Wissenschaftler, politische Entscheidungsträger, Forschungsverwalter, Industrielle, Verbraucher und Nutzer von Forschungsergebnissen, verbessern, sagte Busquin. Bezüglich der künftigen Entwicklung beteuerte er, dass das Sechste Rahmenprogramm der Europäischen Kommission, das im Vergleich zum derzeitigen Fünften Rahmenprogramm einfacher und flexibler sein wird, nicht mehr das einzige Ziel der europäischen Forschungsprioritäten sein wird, sondern als Element des EFR betrachtet werden wird. Der Kommissar räumte ein, dass einige Herausforderungen auf Europa zukämen, vertrat jedoch eine positive Haltung, was die Zukunft anbelangt: "Wir haben uns eindeutig ein ehrgeiziges Ziel gesetzt, aber ich halte das auch für die richtige Einstellung."