EFR benötigt besondere Aufmerksamkeit
Der Europäische Forschungsraum (EFR) sei längst überfällig, bedürfe aber sorgfältiger Prüfung, damit er allen zugute komme, so Eryl McNally, prominentes Mitglied des Europäischen Parlaments (MdEP) im Exklusivgespräch mit CORDIS-Nachrichten. "Die Gesellschaft muss die Richtung der Forschung bestimmen, nicht umgekehrt", erklärte McNally, die sich seit langem mit der Entwicklung der Forschung beschäftigt. So äußerte sie sich in Debatten und war Mitglied in parlamentarischen Ausschüssen für Forschung, Genetik, Umwelt und Frauen in der Wissenschaft. Außerdem legte sie im Januar einen Parlamentsbericht zum Thema Energieeffizienz vor. "Wir sollten versuchen, über das Rahmenprogramm hinauszugehen, denn wenn wir mit den USA und Japan konkurrieren wollen, muss mehr getan werden", so McNally. Dies bedeute nicht, andere zu imitieren, sondern das Können aller "hellen Köpfe in der EU" zu nutzen. Auf die Frage, ob sie den EFR für ein mögliches "Wundermittel" hält, das den Rückstand gegenüber diesen Ländern im Bereich Forschung und Entwicklung (FuE) verringern könnte, meint sie: "Auf jeden Fall. Wir sind zu viel mehr fähig." Sie sehe jedoch auch, dass der EFR ohne die Mitarbeit der Mitgliedstaaten nichts bewirken könne. Einer der Hauptgründe für den Rückstand zu den USA und zu Japan sei, dass alle Mitgliedstaaten mit Ausnahme Finnlands und Schwedens einen geringeren Anteil ihres BIP als die USA oder Japan für Forschung und Entwicklung aufwenden. "Offen gesagt, wird die EU nicht viel ausrichten können, solange die Mitgliedstaaten nicht erkennen, dass Forschungsinvestitionen einen Sinn haben... Es ist höchste Zeit zu beweisen, dass wir mit die besten Forschern weltweit stellen können." Sie sei sich bewusst, dass für einen echten EFR zahlreiche Bedingungen erfüllt sein müssen. In erster Linie handele es sich dabei um die Vernetzung von Spitzenforschungszentren durch Hochgeschwindigkeits-Verbindungen, die Förderung der Mobilität der Forscher und die Öffnung der nationalen Programme. Die letzte Bedingung ist nach Ansicht von McNally der Prüfstein. "Meines Erachtens besteht kein Grund zur Besorgnis. Wenn die nationalen Forschungsprogramme auch für Interessenten aus dem Ausland offen sind, kann dies nur eine Aufwertung bewirken - sie werden jedenfalls nicht völlig überrannt werden." Sie erkenne gleichzeitig an, dass bestimmte Bereiche nicht für gemeinsame Projekte geeignet sind, wie z.B. das Verteidigungswesen, verweist jedoch auf das Beispiel USA, die Erfolg haben, weil sie "alle Vorteile nutzen, die die Einbeziehung von ausländischen Mitarbeitern mit sich bringt." Der EFR ist zwar eine hervorragende Lösung, um die Kluft zu den USA und Japan zu überbrücken, muss aber aufmerksam beobachtet werden. Für McNally ist das Europäische Parlament hervorragend geeignet, diese Aufgabe zu übernehmen. "Das Parlament ist das Sprachrohr des Volkes, es wird direkt gewählt... Gerade wenn es um öffentliche Gelder geht, haben wir ein Recht zu erfahren, wofür die Mittel verwendet werden, wonach geforscht wird und ob die Forschungsmaßnahmen ordnungsgemäß ausgewertet werden, so dass der Aufwand entsprechende Ergebnisse bringt." Das Parlament hat bereits ein System in Gang gesetzt, mit dessen Hilfe die unterschiedlichen Forschungsansätze von einzelnen MdEP beobachtet werden können. Es handelt sich um ein Pilotprojekt, das laut McNally im nächsten Jahr noch verbessert werden soll. Sie halte es aber auch für sinnvoll, das Europäische Parlament an offiziellen Bewertungen zu beteiligen. "Das würde überhaupt nichts schaden", sagt sie. Abschließend geht sie auf die von den kleineren Beteiligten geäußerten Besorgnisse ein, wegen der Konzentration des EFR auf große Projekte unter Umständen ins Abseits gedrängt zu werden. "Auch ich bin etwas besorgt. Viele Forscher in kleineren Zentren haben mir erzählt, dass ungeheuer viel Wert auf große Projekte gelegt werde, was unter Umständen sehr gefährlich werden könne, falls keine entschiedenen Anstrengungen für die Beteiligung kleinerer Unternehmen außerhalb der großen Zentren unternommen würden - viele bahnbrechende Ergebnisse stammen nicht aus den großen Zentren oder von renommierten Universitäten oder Unternehmen, sondern von ganz kleinen Firmen...daher verlange ich eine Menge Sicherheiten, bevor ich meine Zustimmung dazu gebe, dass nur große Projekte unterstützt werden."