Einblick in parteiliche Beziehungen außerhalb der Regierung
Starke Bindungen zu etablierten nationalen Amtsträgern können lokalen Politikern einen relativen Vorteil gegenüber ihren Herausforderern verschaffen. Dies ist für den politischen Prozess ein Problem, vor allem in junge Demokratien. Um demokratische Systeme und Modelle zu verbessern, ist es wichtig, die Gründe hinter der Parteinahme lokaler Regierungen beim Anstreben der Wiederwahl zu verstehen. Mithilfe von EU-Mitteln befasste sich das Projekt "Partisan ties that matter? Exploring the advantages of national incumbency for local governments" (LOCAL PARTISAN TIES) mit dem Amtsbonus an Beispielen aus der lokalen Parteipolitik in Chile und der Türkei. Anfangs analysierten die Projektmitglieder die politischen und sozioökonomischen Faktoren, die lokale Amtsinhaber durch verstärkte nationale Parteibindungen begünstigt haben könnten. Sie sammelten Daten über die Ergebnisse von Lokalwahlen in Chile und der Türkei zwischen 1992 und 2008 bzw. zwischen 1984 und 2009. Die Ergebnisse zeigten, dass die lokalen Parteien in beiden Ländern von parteilichen Beziehungen auf nationaler Ebene profitieren. Danach analysierte man die Budgets lokaler Parteien, um festzustellen, ob nationale Parteien lokalen Politiker mehr Ressourcen zur Verfügung stellen und ob dies ihnen hilft, Wahlen zu gewinnen. Untersucht wurde, ob die lokalen öffentlichen Ausgaben durch den Amtsstatus von Parteien auf nationaler Ebene beeinflusst werden. Die Ergebnisse zeigten, dass die Bereitstellung von Ressourcen wie kostenlose Gesundheitsleistungen an Kommunen nationalen Amtsinhabern nur in dem Fall nutzten, wo solche lokalen Wahlkreise eine starke Parteiidentifikation hatten. Nationale Amtsinhaber verwenden kommunale Ressourcen, um gewaltige lokale Organisationen in Parteihochburgen zu etablieren. Diese lokalen Organisationen helfen den Parteien, die nationalen Wahlen zu gewinnen. LOCAL PARTISAN TIES beleuchtete den Amtsbonus und seine Auswirkungen auf lokale und nationale Parteipolitik in zwei jungen Demokratien. Behörden und politische Entscheidungsträger in Ländern, die sich um einen Kandidatenstatus bemühen oder unmittelbar an die EU angrenzen, können von den Ergebnissen profitieren.