Meeresforschungsprojekt lüftet die Geheimnisse der Tiefsee
Die an einem mit Mitteln der EU finanzierten Meeresforschungsprojekt beteiligten Wissenschaftler werden demnächst die Ergebnisse der ersten Experimente der neuen Tiefsee-Beobachtungsstation GEOSTAR vorlegen. Das Projekt erhielt zusätzlichen Auftrieb, nachdem Forschungskommissar Philippe Busquin sich zur Bedeutung der Technologie in der Erforschung der Meere und insbesondere der Beobachtung der gefährdeten Tiefseeumwelt geäußert hatte. Das Projekt namens "Grande Profondeur" (Große Tiefe) wurde im Tyrrhenischen Meer vor der italienischen Insel Ustica durchgeführt. Die Beobachtungs- und Überwachungsstation GEOSTAR (Geophysical and Oceanographic Station for Abyssal Research) führte 206Tage lang in einer Tiefe von 2000Metern unter Meeresniveau erfolgreiche Tests durch, die Bewegungen der Erde, Magnetfelder, die Schwerkraft und weitere Faktoren wie Strömungen, Wassertemperatur und Salzgehalt betrafen. Eine erste Prüfung der während des Projekts gesammelten Daten zeigt unerwartete Temperatursprünge, was bedeutende Folgen für die Untersuchung des Temperaturverlaufs im Mittelmeer haben könnte. Die GEOSTAR-Forschungsstation gehört außerdem zum europäischen Projekt "BioDeep", bei es um das Studium von Mikroorganismen geht, die in Tiefseebecken des Mittelmeers mit einem Salzgehalt über 30Prozent vorkommen. Von der Untersuchung der Bakterien in einer solch feindlichen Umgebung erhofft man sich wichtige Erkenntnisse für die biotechnologische Forschung. Die GEOSTAR-Station wird für Messungen und die Aufzeichnung von Bildern der Unterwasser-Umgebung in Tiefen unter 3000Metern eingesetzt. Die wichtigsten Hindernisse für die Tiefseeforschung waren bisher die Einschränkungen der Ausrüstung und der Kommunikation unter Wasser sowie die Schwierigkeiten bei der Entwicklung einer Technologie, welche die feindliche Unterwasser-Umgebung mit hohem Druck und starker Korrosion aushält. Die von der EU-finanzierte GEOSTAR-Ausrüstung stellt einen Durchbruch für die langfristige Meeresobservation dar. Die Station ist mit Hochleistungs-Batterien ausgestattet, mit denen sie mindestens ein Jahr lang in einer Tiefe von 4000Metern unter dem Meeresspiegel betrieben werden kann. Außerdem besitzt sie ein neuartiges Kommunikationssystem, das den ständigen Kontakt zu einer Station an der Oberfläche ermöglicht, sodass die Experimente kontinuierlich überwacht werden können und der Datenfluss gewährleistet ist. GEOSTAR soll die Grundlage eines zukünftigen Unterwasser-Beobachtungsnetzes bilden, das wichtige Daten sammelt und diese an Stationen an Land sendet, wo sie in der Forschung und der industriellen Entwicklung genutzt werden. Die Ergebnisse der Projekte "Grande Profondeur" und "BioDeep" werden von einer Gruppe von Forschern, die an der Entwicklung und Einrichtung von GEOSTAR beteiligt sind, am 5.September2001 in Messina (Italien) im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt.