Dem Misstrauen der Öffentlichkeit gegenüber Wissenschaft entgegentreten
EU-Forschungskommissar Philippe Busquin hat am 7. November von Plänen gesprochen, Leitlinien für Risikomanagement, Anwendung des Vorsorgeprinzips und Information der Öffentlichkeit über Risiken zu erstellen, um dem in der breiten Öffentlichkeit anzutreffenden Misstrauen gegenüber der Wissenschaft entgegenzutreten. Bei seiner Rede an der Universität Florenz (Italien) sprach Busquin von Möglichkeiten zur Verbesserung der Verbindungen zwischen Wissenschaft und Gesellschaft, um auf diese Weise bei den europäischen Bürgern das Wissen zu steigern und die Unsicherheit zu senken. Er betonte die Bedeutung der Verbesserung der wissenschaftlichen Ausbildung, der Behandlung wissenschaftlicher Themen durch die Medien, des Zugangs zu wissenschaftlichen Informationen, der Veranstaltung von wissenschaftlichen Foren und der Förderung der Beteiligung von Frauen an der Wissenschaft. "In gewissem Sinne wurde die Wissenschaft Opfer ihres eigenen Erfolgs", so Busquin. "Sie wird als 'korrekt' beschrieben, und man erwartet, dass sie eindeutige Lösungen bereithält. Wichtig ist jedoch, die Bedeutung der wissenschaftlichen Unsicherheit zu verstehen." Weiter sagte er, dass es diese Unsicherheit sei, die die Wissenschaftler eigentlich dazu motiviert, ihre Forschung durchzuführen, räumte aber auch ein, dass die Öffentlichkeit für gewöhnlich Unsicherheit aus einer anderen Perspektive betrachte. Dies sei vor allem dann der Fall, wenn sie mögliche Risiken für die Gesundheit und Sicherheit darstellt. Es helfe nichts, wenn sich die Wissenschaftler untereinander nicht einig sind, räumte er ein und fügte hinzu, dass derartige Unsicherheiten unweigerlich mit der Forschung verknüpft seien. Busquin kündigte an, dass die Kommission im nächsten Jahr eine neue Initiative starten wird, um die Mitgliedstaaten zu ermutigen, Informationen über Beteiligungsverfahren im Hinblick auf die öffentliche und politische Entscheidungsfindung auszutauschen. "Die Öffentlichkeit sollte als Einzelpersonen oder Mitglieder repräsentativer Organisationen eine echte Chance haben, den Entscheidungsprozess zu beeinflussen", sagte er. "Insbesondere haben wir im Bereich der Biotechnologie, der die Gesundheit und die Umwelt betrifft, bereits erfahren, dass die öffentliche Meinung, wenn sie erst einmal mobilisiert wurde, sich sehr feindlich verhalten kann." Es bleibt noch viel mehr zu tun, räumte Busquin ein. Er sprach davon, mehr "praxisorientierte" Mechanismen anzuwenden, um die Wissenschaft populär zu machen, beispielsweise den Tag der offenen Tür, Wissenschafts-Festivals und Wissenschaftswochen. Er meinte außerdem, die Kommission fasse ins Auge, Wissenschaftler bei der Beteiligung an regionalen und interregionalen Foren zu Themenbereichen, die für die Öffentlichkeit von Interesse sind, wie Umwelt, Gesundheit, Sicherheit und Verkehr, zu unterstützen. Eine Möglichkeit, Wissen und Wissenschaftsverständnis in der Öffentlichkeit zu verbessern, bestehe darin, die Beziehungen zwischen Wissenschaftlern und den Medien zu verbessern, so Busquin. "Wir müssen [...] die Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Medien sorgfältig unter die Lupe nehmen. Selbst ohne die beabsichtigte Sensationsmache können Berichte über wissenschaftliche Fortschritte, die gut gemeint sind, aber unzureichende Informationen enthalten, eine Menge Schaden anrichten", sagte er. Der Kommissar sprach von dem Versuch, eine bessere Vermittlung der Wissenschaft an die Öffentlichkeit anzuregen. Dies solle durch die Ausarbeitung neuer Leitlinien und die Schaffung eines europäischen Systems zur Auszeichnung von Wissenschaftsjournalisten erreicht werden. Er fügte hinzu, dass die Kommission dabei sei zu untersuchen, wie eine Verbesserung des Zugangs zu hochwertigen wissenschaftlichen Informationen sowohl für die Öffentlichkeit als auch die Journalisten möglich ist. Des Weiteren fügte er hinzu, dass nicht nur die Qualität, sondern auch die Quantität von wissenschaftlichen Informationen von Bedeutung sei. "Wir untersuchen auch, auf welche Weise die Quantität gesteigert werden kann, und zwar nicht nur, indem wir die Erstellung von Wissenschaftsprogrammen unterstützen, sondern auch durch die Unterstützung ihrer Verbreitung in ganz Europa und ihrer Übersetzung in die entsprechenden Sprachen", so der Kommissar.