Beitrittsländer beschreiben Grenzen für die Beteiligung am Rahmenprogramm
Die Notwendigkeit, Spitzenforschungszentren zu vernetzen, starke Partnerschaften aufzubauen und Forschungsinfrastrukturen zu verbessern wurde als wesentlich hervorgehoben, wenn die Beitrittsländer eine realistische Chance für eine Beteiligung an den Rahmenprogrammen der EU haben wollen. Dies sind die Schlussfolgerungen eines Fachseminars über die Beteiligung der mittel- und osteuropäischen Länder an den Rahmenprogrammen, das am 26. November stattfand und von KoWi, der deutschen Kontaktstelle für Forschung und Entwicklung (F&E) in Brüssel, organisiert wurde. Das Seminar wurde von Vertretern von Forschungsinstituten, Forschungsministerien, Universitäten, der Europäischen Kommission und anderen F&E-Kontaktstellen mit Sitz in Brüssel besucht. Die Veranstaltung umfasste Präsentationen über den Europäischen Forschungsraum (EFR) im Kontext der Erweiterung, die Hoffnungen der Beitrittsländer in Bezug auf die Rahmenprogramme und die Ergebnisse von zwei Studien über die Beteiligung mittel- und osteuropäischer Forscher an den Rahmenprogrammen. KoWi-Leiter Martin Grabert fasste das Seminar zusammen und meinte, es gäbe eine deutliche Botschaft. "Es ist wesentlich, Partner zu finden, gute und zuverlässige Partner. Vertrauensbildende Maßnahmen sollten ein Schwerpunkt beim Aufbau des RP6 [des Sechsten Rahmenprogramms] sein, sowohl vonseiten der Kommission als auch der Mitgliedstaaten", sagte er. Bei der Zusammenfassung weiterer Punkte, die während der Präsentationen und Diskussionen aufgetreten waren, sagte Grabert, dass es eine dringende Notwendigkeit gäbe, die Aktivitäten der Spitzenforschungszentren im RP6 fortzusetzen. Wenn die Europäische Kommission Fachseminare organisiere, müssten die Beitrittsländer daran beteiligt sein. Es sei wichtig, jungen Menschen Chancen zu bieten und ihre Beteiligung an der Forschung zu verbessern, fügt er hinzu. Als Teil des Projekts "Fit for Europe", das zum Ziel hat, die Beitrittsländer bei ihrer Beteiligung am RP5 zu unterstützen, hatte KoWi einen Fragebogen an Forscher aus den Beitrittsländern verteilt. Der Fragebogen hatte zum Ziel, sowohl objektive Informationen über die Teilnahme am RP5 zu erhalten als auch Meinungen von Forschern, die daran beteiligt sind oder sich beteiligen wollen, zu sammeln. Bei der Vorstellung des Projekts betonte der Koordinator Piotr Swiatek, dass es wohl etwa zwei Stunden gedauert haben dürfte, den Fragebogen auszufüllen, die Rücklaufquote aber dennoch zwischen 10 und 40 Prozent für jedes Land lag, was zeige, dass "ein wirkliches Interesse an dem Thema" besteht. Interessanterweise hatten die Beitrittsländer die höchste Rücklaufquote, die am meisten Schwierigkeiten mit der Erfüllung der Ziele der Kommission haben. Die Umfrage zeigte, dass die Mehrheit der Befragten gut über die europäischen Fördermechanismen informiert ist und gerne weitere Schulungen hätte, wobei 78 Prozent glauben, dass es nützlich wäre, diese Schulungen in anderen Ländern durchzuführen. Die ausgefüllten Fragebögen hoben jedoch auch die Schwierigkeiten hervor. Begrenzte Möglichkeiten, Parteien in den Mitgliedstaaten zu kontaktieren, machen die Zusammenarbeit mit der EU schwierig. Das Haupthindernis für die Beteiligung am RP5 ist laut der Umfrage die mangelnde Motivation von Forschern in den Beitrittsländern. Die Befragten glauben, dass dies mit den niedrigen Erfolgsquoten bei der Annahme von Vorschlägen in den Beitrittsländern zu tun hat. Jana Körner stellte die Ergebnisse ihrer Studie über die Erfahrungen von polnischen Forschern in der EU-Umweltforschung vor. Die meisten der Befragten waren entweder Projektpartner oder Hauptauftragnehmer gewesen und fast 70 Prozent fanden die Informationen, die sie benötigten, um sich zu bewerben, auf der CORDIS-Website. Fast alle Befragten brachten die Meinung zum Ausdruck, dass die Beteiligung an einem EU-Projekt eine wichtige Rolle bei der Ausweitung von Kontakten und Netzen spielt. Die meisten hatten Verbindungen zu anderen Forschungseinrichtungen, jedoch eher zu nationalen als zu europäischen Einrichtungen, und 80 Prozent arbeiten mit der Industrie zusammen. Die polnischen Forscher nannten eine Reihe von Bereichen, von denen sie glauben, dass sie Hindernisse für die volle Beteiligung an EU-Projekten sind. Diese umfassen den Mangel an der notwendigen Ausrüstung, unzureichende Beziehungen zu ausländischen Forschern und ein Mangel an Fremdsprachenkenntnissen. Körner sagte auch, es gäbe eine Tendenz unter polnischen Forschern gegenüber dem RP6 pessimistisch zu sein. "Sie haben den Eindruck, dass das RP6 nur Großprojekte mit erfahrenen Teams fördern wird, was ein Nachteil für Polen wäre", erklärte sie. "Beide Studien zeigen, dass die Kommission bei der Vorbereitung des RP6 ein bisschen weit ging, als sie sagte, dass bereits alle Länder auf dem gleichen Stand sind", meinte Martin Grabert. Obwohl noch viel getan werden müsse, sowohl vonseiten der Beitrittsländer selbst als auch vonseiten der Kommission, seien bereits große Fortschritte erzielt worden. Die Beitrittsländer wurden alle an den Diskussionen über das bevorstehende RP6 beteiligt. Obwohl sie nicht abstimmen dürfen, haben alle Beitrittsländer das Recht, an den Treffen von CREST, dem Ausschuss für wissenschaftliche und technische Forschung, teilzunehmen, wo sie ihre Meinungen kundtun können. Viele Beitrittsländer haben auch Positionspapiere an den EU-Forschungskommissar Philippe Busquin eingereicht. "Der EU-Beitritt ist die Hauptantriebskraft", sagte Jerzy Langer, Vizepräsident von Euroscience und Mitglied der polnischen Akademie der Wissenschaften. Dies habe zu Unternehmertum unter der jüngeren Generation, ausländischen Investitionen und bilateralen Verbindungen geführt. Auf der negativen Seite hob er das Paradox der industriellen Forschung hervor. Er erklärte, dass es immer noch viele Forschungsinstitute gäbe, die ohne die Industrie arbeiten, und Industriezentren ohne eine örtliche F&E-Infrastruktur. Norbert Króo, Generalsekretär der ungarischen Akademie der Wissenschaften, wies auf ein weiteres Paradox hin, das "Paradox der europäischen Innovation". Dabei sei die F&E zwar in einem guten Zustand, die Ergebnisse wirkten sich jedoch nicht auf die Wirtschaft aus. "Wir haben immer noch eine negative Handelsbilanz bei Hochtechnologie-Produkten und zunehmend auch bei Produkten mit wenig Technologie", sagte er. Alle Teilnehmer waren sich einig, dass die Beitrittsländer mehr an der Harmonisierung ihrer nationalen Forschungsprogramme arbeiten, ihre Infrastrukturen verbessern und die F&E-Ausgaben erhöhen müssen. Andrzej Siemaszko, Leiter der polnischen Nationalen Kontaktstelle (NKS), schlug vor, dass die Beitrittsländer eine "stufenweise Vernetzung" umsetzen, wobei mittel- und osteuropäische Forschungszentren Partnerschaften mit Forschungszentren in den Mitgliedstaaten eingehen und so Verbindungen zu Spitzenforschungszentren in Europa geknüpft werden. Außerdem sollen sie sich auf nationaler und regionaler Ebene vernetzen und Netzwerke und Kooperationen mit den neuen unabhängigen Staaten wiederbeleben sowie eine Zusammenarbeit mit der Gemeinsamen Forschungsstelle (GFS) aufbauen. Christian Paterman, Direktor der Direktion "Erhaltung der Ökosysteme" der GD Forschung, sagte, dass die Beitrittsländer Stagiere-Stellen (temporäre Praktika-Stellen innerhalb der europäischen Institutionen) mehr nutzen sollten und mehr Forscher dazu ermutigen sollten, Bewerter für eingereichte Projektvorschläge zu werden. Er sagte, dass die Kommission diesbezüglich eine Resonanz spüre. Abschließend meinte er: "Vergessen Sie nicht, jede Übergangsperiode ist schwierig." Die Teilnehmer waren sich einig, dass auch die Kommission ihren Beitrag leisten müsse. "Zusammenarbeit muss bereits am Anfang der Programme beginnen. Die Forscher aus den Beitrittsländern müssen bereits am Start mit dabei sein, wenn wir von ihnen erwarten, dass sie am Ergebnis interessiert sind", meinte Norbert Króo. Langer rief auch dazu auf, die Kohäsions- und Strukturfonds zu nutzen, um die Verbesserung der Forschungsinfrastrukturen zu finanzieren. Er sagte: "In Polen wird fast jeder Euro durch einen polnischen Euro gestützt, was zeigt, wie viel Gutes Sie tun können, wie viel Einfluss Sie haben können."