Neue HIV-Medikamente und neue asymmetrische Katalysatoren teilen sich den Descartes-Preis von 1 Million Euro
Da die Preisrichter sich nicht zwischen zwei sehr verschiedenen Beispielen für hervorragende wissenschaftliche Leistungen entscheiden konnten, vergaben sie den Descartes-Preis der EU für hervorragende Forschung durch grenzübergreifende Zusammenarbeit dieses Jahr an zwei Projekte, nämlich "Entwicklung neuartiger Medikamente gegen das humane Immunschwächevirus (HIV)" und "Entwicklung neuer asymmetrischer Katalysatoren für die chemische Fertigung". Die beiden Projektteams, bei der Preisverleihung am 27. November in Brüssel vertreten durch Professor Jan Balzarini vom Rega-Institut für medizinische Forschung in Löwen, Belgien (neuartige Medikamente) und durch Dr. Michael North vom King's College, London (asymmetrische Katalysatoren), teilen sich das Preisgeld von einer Million Euro. Der Preis wurde von EU-Forschungskommissar Philippe Busquin in Anwesenheit des derzeitigen Vorsitzenden des Forschungsrats François-Xavier de Donnea und des Generaldirektors der GD Forschung Achilleas Mitsos verliehen. Der Descartes-Preis ist Teil des Programms "Ausbau des Potenzials an Humanressourcen" des Fünften Rahmenprogramms (RP5). Preisgewinner Dr. North war der Koordinator des Projekts zur Entwicklung neuer asymmetrischer Katalysatoren für die chemische Fertigung. An dem Projekt waren Wissenschaftler aus dem VK, Frankreich, Deutschland, Russland und Armenien beteiligt. Dr. North hatte nicht erwartet, den Preis zu gewinnen, sagte er CORDIS-Nachrichten. "Ich denke, man muss überrascht sein, wenn man die Qualität einiger anderer Forschungsprojekte betrachtet, besonders in der medizinischen Forschung, die relativ kurzfristig Auswirkungen auf die europäischen Bürger haben werden. Mit ihnen auf eine Stufe gestellt zu werden, war wirklich eine Überraschung für mich, eine sehr angenehme natürlich", erklärte er. Wahrscheinlich gab es zwei ausschlaggebende Gründe für den Preis, meinte Dr. North. "Ich denke, es ist uns gelungen, zwei Dinge zu tun, die im europäischen Kontext sehr gut sind. Zum einen haben wir es geschafft, Grundlagenforschung zu kombinieren und bis in die Phase zu bringen, in der sie in der Industrie angewendet wird. Wir haben also zusätzlich zu der akademischen Anregung Arbeit geleistet, die zur Rentabilität der europäischen chemischen Industrie beiträgt. Zum anderen waren an der Zusammenarbeit nicht nur Gruppen aus verschiedenen Ländern Europas beteiligt, sondern auch Russland und Armenien", teilte er CORDIS-Nachrichten mit. Die Arbeit in Dr. Norths Projekt begann 1992, als das Konsortium INTAS-Mittel erhielt, ein Programm zur Finanzierung der Förderung der Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern aus den unabhängigen Staaten der ehemaligen Sowjetunion. Diese wurden dann ein Jahr später durch Mittel aus dem INCO-COPERNICUS-Programm ersetzt, wobei dieses Projekt eines der ersten war, die Mittel aus dem Programm erhielten. "Wahrscheinlich haben wir das hervorgehoben, was die Europäische Union als ihre potenziellen Stärken betrachtet: die Fähigkeit, Forschung in einer interdisziplinären Umgebung zu betreiben, an der Gruppen aus ganz Ost- und Westeuropa beteiligt sind", meinte Dr. North. Yves Michot, ehemaliger Präsident von Aerospatiale Matra und Vorsitzender der Jury, die für die Auswahl der Preisgewinner aus sieben Finalisten verantwortlich war, erklärte, dass das Projekt über neue Medikamente für HIV-Erkrankte 700 000 Euro erhält und das Projekt zu asymmetrischen Katalysatoren 300 000 Euro. " Das bedeutet nicht, dass ein Projekt besser ist als das andere", erklärte Michot. Es spiegele lediglich die Meinung der Jury wieder, wo das Geld am meisten gebraucht würde. Dr. North erklärte gegenüber CORDIS-Nachrichten, dass sein Team das Geld nutzen werde, um weiterhin zusammenzuarbeiten. "Wir werden es für die Fortsetzung der Zusammenarbeit nutzen, weil die INCO-COPERNICUS-Mittel nun ausgelaufen sind, aber dies ermöglicht uns hoffentlich, weiter zusammenzuarbeiten, alle Gruppen aus West- und Osteuropa. Hoffentlich werden wir neue Katalysatoren für verschiedene Reaktionen entdecken und vielleicht sind wir in drei oder vier Jahren hier zurück und in der Endausscheidung für einen weiteren Descartes-Preis!" An dem anderen ausgezeichneten Projekt waren Forscher aus sechs Ländern beteiligt. Im Rahmen dieses Projekts wurden sowohl neue Medikamente entdeckt als auch neue Stellen im HIV-Vermehrungszyklus, die für eine zielgerichtete pharmazeutische Intervention besonders geeignet sind. Neue Hemmstoffe wurden entdeckt und eine der neuen Verbindungen wurde vor kurzem vom Beratungsausschuss für antivirale Medikamente der US-Lebens- und Arzneimittelbehörde einstimmig unterstützt. Es wird erwartet, dass ihre weit verbreitete Nutzung vor Ende des Jahres offiziell genehmigt wird. Projektteilnehmer Christopher McGuigan sagte, dass die neuen Verbindungen bereits bei HIV-Patienten angewendet werden. Der Generaldirektor der GD Forschung, Dr. Mitsos, sagte bei der Preisverleihung, das Ziel des Descartes-Preises sei, europäische Forschung voranzutreiben, indem zur Förderung der Forschung angeregt wird. Der Vorsitzende des Forschungsrats De Donnea lobte Kooperationsprojekte wie diese, die bei der Preisverleihung vorgestellt wurden. Er sagte: "Europa liegt teilweise aufgrund von Trennungen hinter den USA zurück", und fügte hinzu: "Es muss den Forschern mehr Flexibilität gegeben werden, um freien Raum für sie zu schaffen."