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Inhalt archiviert am 2023-01-01

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ESA-Generaldirektor warnt Europa davor, sich auf GPS zu verlassen

Dem Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), Antonio Rodotà, zufolge muss Europa sich darauf einstellen, dass man sich nicht für immer auf das US-amerikanische GPS-Satellitennavigationssystem verlassen kann. In einem Exklusivinterview mit CORDIS Nachrichte...

Dem Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), Antonio Rodotà, zufolge muss Europa sich darauf einstellen, dass man sich nicht für immer auf das US-amerikanische GPS-Satellitennavigationssystem verlassen kann. In einem Exklusivinterview mit CORDIS Nachrichten am 14.Februar sagte Rodotà, Europa müsse ein eigenes Satellitennavigationssystem entwickeln, da man nicht "unendlich" von der Nutzung des US-amerikanischen GPS-Systems abhängen könne. Im Fall eines Konfliktes in einer anderen Weltregion könnten die USA, wie Rodotà sagte, Europa den vollen Zugriff auf das US-System verweigern. Angesichts eines Ausgabenüberschusses seien die USA bereits im Begriff, die Aufteilung der Internationalen Raumstation (ISS) zu überdenken. Er warnte deshalb davor, dass "GPS das Gleiche passieren" könnte. In den Augen von Rodotà stellt Galileo, das Satellitennavigationsprogramm der EU, eine neue Phase in der europäischen Raumfahrt dar, denn zum ersten Mal baue die EU gemeinsam eine "einzigartige Infrastruktur zum Nutzen aller Europäer" auf. Er stellte dieses Projekt dem europäischen Eisenbahnnetz gegenüber, das zwar überall in Europa gleich, aber im Besitz der einzelnen Länder ist. Auf die Frage, was er den Mitgliedstaaten sagen möchte, die durch ihr Zögern bei der Vergabe von Mitteln das Galileo-Projekt aufhalten, stellte Rodotà einen Vergleich zwischen den für das Projekt erforderlichen Investitionen und den Investitionen in die europäische Straßinfrastruktur an: "Wie vielen Autobahnkilometern entspricht Galileo?", fragte er. "Nicht sehr vielen." Laut Rodotà beschränkten sich die Vorteile von Galileo nicht auf die finanzielle Seite, denn "die tatsächlichen Einnahmen durch Galileo sind womöglich nicht sehr groß". Allerdings bringe das Projekt große Einsparungen in Schlüsselbereichen der europäischen Infrastruktur wie etwa der Luftverkehrskontrolle mit sich. Auch wenn sich einige MdEP für den Rückzug des privaten Sektors aus dem gemeinsamen Unternehmen, das die Entwicklung der Initiative leiten soll, ausgesprochen haben, besitzt die Verwirklichung des Projekts für Rodotà Priorität: "Ich bin für alle Lösungen offen", sagte er. Außerdem müsse ein Gleichgewicht zwischen öffentlichen und privaten Interessen gefunden werden. Er räumte jedoch ein, dass die politischen Erwägungen im Zusammenhang mit dem Galileo-Projekt noch Zeit bräuchten. Die Stärkung der institutionellen und operationellen Zusammenarbeit zwischen ESA und der Europäischen Kommission würde den Bürgern Europas zugute kommen, da der Nutzen von Raumfahrtanwendungen stärker in den Mittelpunkt gerückt würde. Dabei verwies er auf GMES (globale Umwelt- und Sicherheitsüberwachung), ein gemeinsames Projekt von ESA und Kommission, das den europäischen Bürgern "mehr Lebensqualität" bescheren würde. Diese Initiative besäße das Potenzial für zahlreiche zusätzliche Dienste, darunter z.B. Informationen für Landwirte über das Pflanzenwachstum und den Einsatz von Düngemitteln, die ihnen eine effektivere Bewirtschaftung ermöglichten. Darüber hinaus würden engere Verbindungen zur Kommission zu einem Anstieg der Mittel für die ESA führen. Die Förderung dieses Bereichs habe sich im Lauf der Jahrzehnte erhöht, da die Kommission immer mehr erkenne, welche Bedeutung Investitionen in die Weltraumforschung und entsprechende Anwendungen für die Lösung von bestehenden Problemen der Gemeinschaft besitzen. Da die EU keine gemeinsame Verteidigungspolitik betreibt, ist der Einsatz der europäischen Raumfahrt zu Verteidigungszwecken nach Rodotàs Meinung eine "schwierige Frage für Europa". Allerdings liege der Ursprung zahlreicher ziviler Anwendungen aus der US-amerikanischen Weltraumtechnologie in der Forschung für militärische Zwecke, wobei der "Zusammenhang zwischen diesen beiden Bereichen in Europa geringer" sei, fügte er hinzu. Er ist zwar nicht der Auffassung, dass eine drastische Erhöhung der Mittel für Raumfahrtprojekte, die militärische Anwendungen beinhalten, notwendig wäre, doch müsse Europa seine "Warnkapazität" erhöhen, um Katastrophen besser zu erkennen und die entsprechende Reaktion besser zu koordinieren. Nach Rodotàs Worten spielt die Flexibilität kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung der europäischen Raumfahrttechnologie und des entsprechenden Technologietransfers. Die ESA verfüge über die Mechanismen, um die KMU stärker in diesen Prozess einzubinden. Bei der Vergabe von Aufträgen an einen Hauptauftragnehmer sei die ESA auch an der Auswahl der nachgeordneten Auftragnehmer beteiligt und sorge dafür, dass der Hauptauftragnehmer kleine und mittelgroße Auftragnehmer fair behandelt. Die ESA habe darüber hinaus mehrere spezifische Ziele festgelegt, um die Beteiligung der KMU an einzelnen Programmen zu gewährleisten. So sei eine bestimmte Quote von Aufträgen Kleinunternehmen vorbehalten. Die ESA will im Verlauf dieses Jahres ein Gründerprogramm für Raumfahrttechnologien für zivile Anwendungen starten, bei dem sie ihr Fachwissen und ihre Beratung kostenlos zur Verfügung stellt, um solchen Technologien einen neuen Markt zu eröffnen. Rodotà ist ferner der Auffassung, dass weitere Anstrengungen notwendig sind, um das Image der Raumfahrt in der Öffentlichkeit und ihr Ansehen zu verbessern. Diese beruhten noch immer auf Hollywood-Filmen wie etwa Apollo13. "Dies ist eines unserer Hauptprobleme", sagte er. "Zum Stichwort Weltraum fällt den meisten nur die Nasa ein."

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