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Inhalt archiviert am 2023-01-01

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Leiter der Direktion "Wissenschaft und Gesellschaft": Wissenschaft ermöglicht Fortschritt und unser Überleben

Die Initiativen der Europäischen Kommission auf dem Gebiet der Naturwissenschaften und der Gesellschaft sind "mit Sicherheit keine Spielerei, um den Stellenwert der Naturwissenschaft zu erhöhen oder Menschen von etwas zu überzeugen, was sie gar nicht wollen", sagte Rainer Gero...

Die Initiativen der Europäischen Kommission auf dem Gebiet der Naturwissenschaften und der Gesellschaft sind "mit Sicherheit keine Spielerei, um den Stellenwert der Naturwissenschaft zu erhöhen oder Menschen von etwas zu überzeugen, was sie gar nicht wollen", sagte Rainer Gerold, Leiter der Direktion "Europäischer Forschungsraum - Wissenschaft und Gesellschaft" in der GD Forschung, gegenüber CORDIS-Nachrichten. Seine Direktion besteht zwar erst seit 2001, aber Rainer Gerold denkt dennoch, dass sein Team bei seiner Aufgabe, Wissenschaft und Gesellschaft einander anzunähern, bereits Fortschritte erzielt hat. Außerdem habe man in der Zukunft noch viel vor. "Die Aufgabe, Wissenschaft und Gesellschaft einander anzunähern, ist noch nicht abgeschlossen. Die Wissenschaft macht Fortschritte, während die Gesellschaft sich meines Erachtens bewusst sein sollte, dass unsere weitere Entwicklung und z.B. unser wirtschaftliches und ökologisches Überleben nur mit Hilfe der Wissenschaft möglich ist", sagte Gerold. Die Kommission sei bestrebt, das Verhältnis zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu verbessern, indem sie Veranstaltungen wie etwa die Woche der Wissenschaft und Initiativen wie das Netz der Natur- und Wissenschaftsmuseen finanziert. Gerold räumt zwar ein, dass es sich dabei "nicht um ein riesiges Ausgabenprogramm" handele, da nur 0,3 Prozent des Budgets des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) an diesen Bereich gehen, betont aber auch, dass der Kommission neben finanziellen auch andere Mittel zur Verfügung stünden, um sich mit dem Thema "Wissenschaft und Gesellschaft" zu befassen. "Das, was im Rahmenprogramm zu Wissenschaft und Gesellschaft enthalten ist, ist nur die Spitze des Eisbergs. Dabei handelt es sich um Gelder, die rein zu diesem Zweck bestimmt sind. Es besteht jedoch der deutliche Wille, diese Initiativen [...] als Öffnungsmaßnahme in die sieben vorrangigen Themenbereiche aufzunehmen. Alles in allem wäre der Haushalt weitaus umfangreicher", sagte Gerold. Die Kommission wolle "als Katalysator wirken" und "bei der Koordinierung der einzelstaatlichen Maßnahmen helfen", aber nicht alleine für die Annäherung von Wissenschaft und Gesellschaft zuständig sein, so Gerold. Dieser Koordinierungsansatz werde vom Rat unterstützt, der sowohl die Kommission als auch die Mitgliedstaaten zum Handeln aufgefordert habe. Gerold zufolge entspricht dies dem "Eingeständnis, dass sich zusammen mehr erreichen lässt, da man voneinander lernen kann". Ein weiterer Grund, warum die Kommission sich mit dem Komplex "Wissenschaft und Gesellschaft" beschäftigt, ist nach Gerolds Meinung die Tatsache, dass öffentliche Mittel in großer Höhe auf dem Spiel stehen. "Über die Rahmenprogramme finanziert die Kommission massiv die Forschung, und dies sollte nicht isoliert von der Gesellschaft geschehen", sagte er. Die Kommission setze eine ganze Palette von Maßnahmen ein, um eine Verbindung zur Öffentlichkeit herzustellen, darunter große, einmalige Veranstaltungen, wie etwa die Konferenzen zu geschlechterspezifischen Fragen in der Wissenschaft und zur Regierungsführung im letzten Jahr, und laufende Aktionen in kleinerem Umfang. Ziel von Großveranstaltungen sei, "die Öffentlichkeit anzusprechen, eine gewisse Grundlage zu schaffen und Resonanz in den Medien zu erlangen", sagte Gerold. Was wirklich zähle, sei aber wahrscheinlich die harte Arbeit an der Basis. Allerdings hätten sich nicht alle Instrumente in jedem einzelnen Land bewährt. Als Beispiel nannte Gerold die Konsenskonferenzen, bei denen ein Querschnitt der Gesellschaft offen über ein bestimmtes Problem diskutiert und versucht, sich auf eine Politik zu einigen. Das Ergebnis sei zwar nicht verbindlich, biete aber Aufschlüsse über die Meinung der Öffentlichkeit. Diese Konferenzen seien in manchen Ländern erfolgreich, in anderen wiederum katastrophal verlaufen, meinte Gerold. "Ich glaube nicht, dass wir auf alle Instrumente, die vielleicht nicht in jedem der 15 Mitgliedstaaten erfolgreich waren, einfach verzichten können, denn sonst würden wir möglicherweise unsere Handlungsfreiheit verlieren", sagte er. "Man sollte die Unterschiede [zwischen Ländern] nicht überschätzen, und da die Globalisierung fortschreitet und Europa immer näher zusammenrückt, werden meines Erachtens solche Unterschiede in Zukunft eine immer geringere Rolle spielen", fügte er hinzu. Aus Gerolds Sicht ist eine Kombination mehrerer Instrumente notwendig, um die Lücke zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu schließen. "Wenn man nur Mammutkonferenzen veranstaltet, wird man als prahlerisch und substanzlos kritisiert. Wenn man aber ausschließlich auf Inhalte setzt, muss man die Medien gewinnen, um solche Veranstaltungen bekannt zu machen und Unterstützung zu erhalten", sagte er. Die GD Forschung bereitet zurzeit für das Jahr 2004 eine Wissenschaftskonferenz vor, deren Umfang alles bisher in Europa Gesehene übertrifft. Vorbild für diese Konfenrenz waren die Konferenzen der American Association for the Advancement of Science (AAAS) in den USA, an denen vier Tage lang jeder teilnehmen kann, der sich für die Wissenschaft interessiert. Das in Europa geplante Vorhaben ist im Aktionsplan der Kommission "Wissenschaft und Gesellschaft" beschrieben. Von größter Bedeutung für die Kommission sei die Tatsache, dass die Konferenz von der Wissenschaftsgemeinde selbst organisiert wird. "Nicht die Kommission, sondern die Wissenschaftler werden das Programm ausarbeiten. Wir sind aber bereit, ihnen in organisatorischen und finanziellen Angelegenheiten unter die Arme zu greifen, da wir fürchten, dass kleine Verbände dies alles aus Kostengründen nicht bewältigen können, wenn wir sie alleine lassen. Wir haben die Pflicht, sie zu unterstützen, es sollte aber ihre Konferenz bleiben", sagte Gerold. "Dies wird die erste Veranstaltung dieser Art sein. Sie wird sich mit Sicherheit von der amerikanischen Version unterscheiden, denn Europa ist anders", so Gerold weiter. Die Fortschritte seiner Direktion im Hinblick auf die Gewinnung der Akzeptanz der Gesellschaft für die Wissenschaft seien zwar schwer messbar, andererseits aber seien schon mehrere Zwischenziele erreicht worden, wie etwa die Einrichtung eines Ethiknetzes in den Bewerberländern und eines Netzes zu Frauen in der industriellen Forschung. Gerold ist sich bewusst, dass die Kommission zur Verbesserung des Verhältnisses zwischen Wissenschaftlern und Bürgern in der EU nicht nur auf die Gesellschaft abzielen, sondern auch darauf hinwirken muss, dass bei den Forschern ein Wandel der Haltung erfolgt. "Die meisten Naturwissenschaftler stellen nun fest [...] dass sich ihre gewohnte Arbeitsweise in einem Elfenbeinturm und fast abgeschottet von dem, was draußen vor sich geht, langsam wandelt. Was den meisten noch fehlt, ist die notwendige Fähigkeit, sich in die Denkweise eines Journalisten hineinzuversetzen", sagte Gerold. Es bleibe noch viel zu tun, bis die Gesellschaft jeden wissenschaftlichen Fortschritt akzeptiert. Die Umsetzung des RP6 sei ein Schritt in diese Richtung. Zum ersten Mal werden Wissenschaft und Gesellschaft in einem Rahmenprogramm der EU als eigener Themenbereich festgelegt, für den spezielle Projekte eingerichtet werden. Die Aufnahme des Komplexes "Wissenschaft und Gesellschaft" in die neuen Instrumente des RP6 - Spitzenforschungsnetze und integrierte Projekte - seien ein Weg, um Projektpartner zum Handeln zu "zwingen", so Gerold. Ein Wandel der Denkweisen habe bereits eingesetzt. Dies zeigten die Reaktionen auf den letzten Aufruf zur Vorschlagseinreichung unter "Wahrnehmung in der Öffentlichkeit" im RP5, auf den vier- oder fünfmal so viele Vorschläge wie früher bei der Kommission eingingen. "Die Vorbereitung des RP6 hat bereits Auswirkungen auf unsere derzeitigen Maßnahmen", meinte Gerold.

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